Corona: Tiroler Ärzte appellieren mit Video an Bevölkerung
Mediziner und das Pflegepersonal der "tirol kliniken" haben am Donnerstag in einem Video auf YouTube einen Appell an die Tiroler Bevölkerung gerichtet, die geltenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung des Coronavirus einzuhalten. Ärzte und Pfleger schildern in dem Video die aktuelle Situation auf ihren Stationen und die Belastung durch eine stetig steigende Anzahl an Corona-Patienten.
"Aufgrund der steigenden Infektionszahlen sehen wir uns in allen Gesundheitseinrichtungen in Tirol mit einem besonderen Ansturm an Patienten konfrontiert", meinte etwa Stephan Eschertzhuber, Primar für Anästhesie und Intensivmedizin am LKH Hall. Derzeit würden die Kapazitäten noch ausreichen, es sei aber zu befürchten, wenn sich der Trend der Neuinfektionen fortsetze, dass das Gesundheitssystem in Tirol an seine Grenzen kommen werde. "Wir müssen bald anfangen zu entscheiden, wer kommt noch auf ein Intensivbett und wer nicht", sagte Eschertzhuber.
Nur mit Covid-19-Patienten belegt
Auf der Intensivstation der Neurochirurgie der Innsbrucker Klinik seien normalerweise Patienten mit Hirnblutungen, Schlaganfällen oder Hirntumoren. "Aktuell haben wir keine dieser Patienten auf der Station, weil wir nur mit Covid-19-Patienten belegt sind", schilderte Claudius Thome, Direktor der Univ.-Klinik für Neurochirurgie. "Das allein bedeutet schon eine Einschränkung dessen, wie wir die Bevölkerung versorgen können", fügte er hinzu.
Günter Weiss, Direktor der Univ.-Klinik für Infektiologie, sprach von einer "massiven Zunahme" an Patienten. "Wir gehen davon aus, dass diese Zahlen in den nächsten Wochen weiter ansteigen können. Wir können die Pandemie nur gemeinsam bekämpfen, wenn wir uns alle an die Maßnahmen halten", so Weiss, der auch dem Beraterstab der Corona-Taskforce im Gesundheitsministerium angehört.
Appell, Maske zu tragen
Alexandra Ciresa-König, Oberärztin an der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe appellierte eindringlich an die Bevölkerung, Masken zu tragen. "Wir tragen seit März acht Stunden in der Arbeit Maske. Wir tragen sie, damit wir die Bevölkerung bezüglich Schwangerschaft oder Onkologie weiter gut versorgen können, bitte helfen auch Sie", betonte Ciresa-König.
Die leitende Diplompflegerin der internistischen Intensivstation Gina Oberthaler warnte indes vor einer Überlastung des Personal. "Wenn unsere Spitäler immer mehr mit Covid-Patienten belegt sind, wenn unsere Mitarbeiter immer noch mehr Patienten behandeln müssen und wenn für die steigende Zahl an Intensivpatienten nicht mehr genügend Personal zur Verfügung steht, dann wird die bestmögliche Behandlung, egal ob für einen Unfall, für Covid oder für einen Herzinfarkt, bald nur noch eine Notversorgung sein können", zeigte die Pflegerin auf.