Chronik/Österreich

Cobra-Chef: Wie der Attentäter identifiziert wurde

Um Punkt 20 Uhr Montagabend langte der erste Notruf über Schüsse in der Wiener Innenstadt ein. „Die erste Schussabgabe eines Streifenpolizisten auf den Attentäter erfolgte bereits um 20.03 Uhr“, so der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. Nur weitere fünf Minuten später hatte die Polizei den Schützen nach fünf Feuergefechten am Ruprechtsplatz in einem Hinterhof eingekesselt. Um 20.09 Uhr wurde Kujtim F. (20) mit einem gezielten Schuss unterhalb des linken Schulterblattes von einem WEGA-Beamten ausgeschaltet, so Ruf.

Dass in der Nacht des Anschlags verhältnismäßig viele Spezialkräfte rasch im Einsatz standen, war tatsächlich dem Umstand geschuldet, dass eine groß angelegte Razzia gegen Dschihadisten-Kreise für die frühen Morgenstunden geplant war. Entgegen anderslautender Meldungen war diese nicht gegen den Attentäter gerichtet.

Binnen kurzer Zeit waren dadurch in der Wiener City 190 Cobra- und 100 WEGA-Beamte mit schwerer Bewaffnung bereit. „Es war lange nicht klar, wie viele Täter es sind. Es gab viele Falschmeldungen über Geiselnahmen. Ein Mann mit Geigenkoffer wurde für einen Attentäter gehalten. Wir mussten kreuz und quer durch die Stadt“, erklären der Chef der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) im Innenministerium, Bernhard Treibenreif und der Kommandant der Cobra-Zentrale in Wiener Neustadt, Hannes Gulnbrein.

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Beide waren im Einsatzstab. „Die Reaktionszeit war enorm. Die Antiterror-Übungen seit den Anschlägen von Paris 2015 haben sich bezahlt gemacht“, so Treibenreif. Auch die Investitionen in die Spezialausrüstung. Weil Kujtim F. einen vermeintlichen Sprengstoffgürtel umgeschnallt hatte, kam der Entschärfungsdienst der Cobra mit zwei ferngelenkten Spezialrobotern.

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Täter identifiziert

„Sie sind mit einer Kamera ausgestattet, mit der sofort Bilder vom Attentäter auf unsere Geräte übertragen wurden. Der Staatsschutz konnte ihn damit rasch identifizieren“, so Treibenreif.

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Während im Hintergrund bereits die weiteren Zugriffe an Kontaktadressen vorbereitet wurden, entlarvte die Röntgenvorrichtung der Roboter den Sprengstoffgürtel als Attrappe. Was der Attentäter noch alles anstellen hätte können, kam in seiner Tasche zum Vorschein – fast 100 Schuss Munition.

Als großes Sicherheitsrisiko sehen die Spezialkräfte die Enthüllungen von Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). Er hatte am Mittwoch interne Staatsschutz-Informationen über die anstehende Geheim-Operation „Ramses“ öffentlich gemacht. Nach Informationen aus FPÖ-Kreisen waren Zugriffe an 50 Adressen geplant. „Solche sensiblen Informationen an die Öffentlichkeit zu tragen, gefährdet jeden unserer Beamten im Einsatz. Das ist unverantwortlich“, sagt Treibenreif.