Bewusst essen: "Wir haben aufgehört, Fertiggerichte zu kaufen"
Als kleine Jause zwischendurch genießt der einjährige Theo mit allen Fingern eine Avocado. „Die enthält alles, was er braucht, und meine Kinder essen zum Glück gerne Gemüse“, erzählt seine Mama Doris Schneider-Schrei. Kein Wunder: In ihrem Garten in einer Siedlung zwischen 13. und 23. Bezirk in Wien wachsen Tomaten, Gurken, Salat und Obst. Kirschen pflückt ihr Mann Lorenz für Theo und seinen Bruder Moritz (4) direkt vom Baum.
Im Haus mit dem dicht bewachsenen Garten hat sie schon als Kind gewohnt, erzählt Doris. „Ich wurde so erzogen, dass ich möglichst nichts kaputt werden lasse. Also kochen wir das, was bald aufgebraucht werden muss. Manchmal ist es den Kindern zu kreativ, aber eigentlich essen sie ordentlich.“ Moritz würde derzeit am liebsten von Schokolade und Würsteln leben, gibt sie zu, „aber das geht wieder vorbei“. Wie sein Papa isst er gerne Fleisch – ein Widerspruch zur Ernährungspyramide. „Wir haben probiert, eine Zeit lang nur einmal pro Woche Fleisch zu essen, aber das hat sich nicht bewährt.“ Zum Testen verzichtete Doris ein Monat auf Zucker – interessant, aber auch nichts für immer.
Bio & regional
„Ernährung ist uns grundsätzlich wichtig. Wir machen uns Gedanken, wo die Sachen herkommen oder woraus sie sind. Wenn man einmal den Unterschied geschmeckt hat, kann man schwer wieder zurück. Wir haben aufgehört, Fertiggerichte wie Tiefkühllasagne zu kaufen und heute wäre es uns zu stark gewürzt und gesalzen. Wenn man sich von den Geschmacksverstärkern entwöhnt hat, kann man sie gar nicht mehr essen.“
Sie wählt sehr bewusst: „Ich kaufe biologische Produkte und regionale. Wenn es jetzt konventionellen Spargel aus Österreich oder biologischen aus Italien gibt, nehme ich lieber den hiesigen aus dem Marchfeld.“
Bei manchen Produkten wie einem Blätterteig habe sie kein Problem, die billigere Eigenmarke zu nehmen, „weil ich da keinen Unterschied zu sonstigen Produkten sehe. Aber ein Hendl unter zehn Euro kann halt nicht sehr glücklich gewesen sein.“ Wie viel mehr zahlt sie für die Bioprodukte? „Das möchte ich gar nicht so genau wissen“, lacht sie. „Beim Hendl zahle ich 14 Euro und das billige kostet 5 – da verstehe ich, ich dass Leute sagen, das ist es mir nicht wert. Aber für Fast-Food geben sie auch schnell einmal 20 Euro aus.“
Der Wocheneinkauf wird grob vorgeplant, auf dem Speiseplan stehen die Klassiker: „Ein bis zwei Mal pro Woche eine Pasta-Variation, wir mögen auch Spinat mit Spiegelei und dazu Erdäpfel. Die essen wir überhaupt oft. Reis seltener, den mag mein Sohn leider nicht so gern, dabei wäre das eine dankbare Speise, um Gemüse zu verarbeiten. Manchmal Gemüselasagne oder Strudel .“
Die Rechnung macht immer zwischen 70 und 100 Euro aus, dazu kommen spontane Einkäufe, was eben für den Tag gebraucht wird. „Seit ein paar Wochen bekommen wir wieder ein ’Biokistl’ mit frischem Obst und Gemüse nach Hause geliefert, dafür zahle ich 25 Euro pro Woche für uns vier. Da erspare ich mir die Schlepperei. Preislich ist es ähnlich wie im Supermarkt, aber natürlich schluckt man zuerst bei dem Preis.“ Ihr gefällt die Zusammenstellung: „Es wird gut ausgewählt und da kommen die Kiwis eben aus Italien und nicht aus Neuseeland.“ Man werde auch mit Sorten konfrontiert, die man sonst nicht oft sieht: „Neulich gab es Schwarzwurzel und ich war überrascht, wie gut die sind.“
„Inhaltsangabenleser“
Geht der Bio-Gedanke auch über das Essen hinaus? „Ich bin nicht radikal, aber es zieht sich bei Klopapier, Waschmittel oder Küchenrolle weiter. Dadurch dass es alles im normalen Supermarkt gibt, ist es leichter geworden – man muss nicht extra in einen Bio-Laden gehen. Aber was mich dort wundert: Die Bio-Marmelade kommt immer aus Deutschland. Das sehe ich nicht ganz ein.“
Schneider-Schrei ist eine „Inhaltsangabenleserin“ geworden: „Ich schaue oft auf Geschmackszusätze und da habe ich etwa gemerkt, wo überall Palmöl drinnen ist. Bei den Süßigkeiten geht es kaum ohne, alle Schokoladen enthalten es – außer bei einer Billig-Eigenmarke. Dort ist nicht immer nur Schmarrn drin.“