Chronik/Österreich

Berittene Polizei: Hofreitschule im Clinch mit Kickl

Am vergangenen Freitag bekamen alle 25.000 Polizisten in Österreich ein eMail von ihrem obersten Chef. Herbert Kickl musste auf die (vom KURIER berichtete) drohende Kostenexplosion bei der Berittenen Polizei reagieren. In dem Schreiben bestreitet er die – von Insidern bestätigte – Zahlen und lobt ausdrücklich den „Einsatz von Polizeipferden“. Er fügt hinzu, dass „Vertreter (...) der Spanischen Hofreitschule“ das Projekt unterstützen und sehr positiv sehen würden.

In den noblen Hofreitschule wiederum fiel man am Montag aus allen Wolken: „Wir wissen davon gar nichts. Frau Gürtler lehnt die Berittene Polizei auch ab“, sagt Andrea Kerssenbrock von der Hofreitschule. Später wurde dazu schriftlich mitgeteilt: Wir wissen von diesem Brief nichts. Der Einsatz von Polizeipferden in Wien hat nichts mit den Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule zu tun. Weder Generaldirektorin Elisabeth Gürtler noch Geschäftsführer Erwin Klissenbauer haben eine Anfrage dazu erhalten.

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Im Innenministerium hieß es dazu, dass der Leiter des Lipizzanergestüts in der sechsköpfigen Beratungsgruppe des Ressorts sitzt. Dieser würde die Berittene Polizei befürworten.

Wenig später wurde aber klar gestellt, dass es sich dabei um einen „Vertreter der Veterinärmedizinischen Universität Wien“ handelt. Dass er nebenbei Gestütsleiter in Piber bei den Lipizzanern sei, wäre eben nur reiner Zufall. Dass an dem Kickl-Brief etwas falsch sei, könne man deshalb nicht erkennen. Doch auch die Vetmed hat keine offizielle Anfrage zur Beschickung einer Arbeitsgruppe erhalten, es handle sich dabei maximal um eine Privatmeinung und „ein paar Tipps“.

„Kickls Ponyhof“

Hohn gibt es dazu von Neos-Sicherheitssprecherin Stefanie Krisper: „Der Brief zeigt: Der Innenminister sucht verzweifelt nach einer Rechtfertigung für seinen Ponyhof. Damit scheitert er zurecht. Die Reiterstaffel braucht und will niemand.“

Der zweite genannte Unterstützer der Reiterstaffel ist jedenfalls der Pferdesportverband – dessen Generalsekretär zugleich ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes ist. Damit dürfte die Reihen der Unterstützer schon vollendet sein, von Tierschützern bis zur Polizeigewerkschaft gibt es massivste Kritik an dem teuren Prestigeprojekt. Die Befürchtungen steigen, dass die Millionengrenze überschritten wird.

Über zwei Boulevardmedien wurde verbreitet, das Projekt würde nur 380.000 Euro (Anschaffungskosten für Pferde, Sättel und Ausrüstung) kosten und der Jahresbetrieb weitere 110.000 Euro. Inkludiert sind dabei nur Futter und Stroh. Von weiteren Kosten etwa für Personal war keine Rede. Worüber auch noch nichts verlautbart wird: Schlussendlich muss neben dem seit Jänner bekannten Probebetrieb in Wr. Neustadt noch ein Platz in Wien gefunden werden, an dem (tierschutzgerechte) Stallungen und eine Koppel gebaut werden müssen. Die genannten 480.000 € sind also nur die erste Tranche.

Das Innenministerium dementiert einen (von Insidern bestätigten) Bericht des KURIER, wonach als fixer Standort Korneuburg angedacht ist. Betont wird, dass es eine (militärische) Kaserne in der Bundeshauptstadt sein wird. Derzeit wäre Simmering im Visier – nah an Prater und Lobau. Und es wäre ein FPÖ-Bezirk.

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