Bedarf an Energie und Wasser für künstliche Beschneiung könnte sich verdoppeln
Die Abhängigkeit vieler Skiregionen von Kunstschnee nimmt in Folge des Klimawandels weiter zu. Bis zum Jahr 2050 könnte sich der Bedarf an Energie und Wasser für die künstliche Beschneiung verdoppeln, zeigt eine im Fachjournal "Current Issues in Tourism" veröffentlichte Arbeit, an der ein Forscher der Universität Innsbruck beteiligt war.
Zusammen mit kanadischen Wissenschaftern hat Robert Steiger vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck die Umweltauswirkungen von Kunstschnee am Beispiel Kanadas untersucht. Daraus wurden die ersten nationalen Schätzungen zu Wasser- und Energieverbrauch sowie CO2-Emissionen abgeleitet und die potenziellen Veränderungen prognostiziert. Die Ergebnisse lassen sich den Angaben zufolge auf die Situation in Mitteleuropa umlegen, "und sind im Großen und Ganzen auch gut auf Österreich übertragbar", erklärte der Geograf und Volkswirt im Gespräch mit der APA.
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Konkret ergibt sich für Kanada in einem durchschnittlichen Winter ein Jahresenergieverbrauch von rund 478.000 Megawattstunden (MWh), was dem Verbrauch von knapp 17.000 Haushalten entspricht, für die Erzeugung von 42 Millionen Kubikmeter Kunstschnee. Das verursacht rund 130.000 Tonnen CO2. Außerdem werden 43,4 Millionen Kubikmeter Wasser benötigt. Durch die Klimaerwärmung soll der Bedarf für Beschneiung bis 2050, abhängig vom zugrunde gelegten Klimaszenario, zwischen 55 Prozent und 97 Prozent steigen, wenn von einer gleichen Pistenlänge und einem unveränderten Anteil der beschneiten Pisten ausgegangen wird.
Wintersport nachhaltiger machen
In Österreich liegt der zusätzliche Bedarf bis 2050 zwischen 62 und 105 Prozent, wie frühere Studien des Teams um Steiger zeigen. Während hoher Wasser- und Energieverbrauch und damit verbundene CO2-Emissionen die Umweltbilanz belasten, kann Energie aus erneuerbaren Quellen den Wintersport deutlich nachhaltiger machen, so die Forscher. "Legt man die durchschnittlichen Emissionen unseres aktuellen Stromverbrauchs in Österreich zugrunde, entstehen rund 200 Gramm CO2 pro Kilowattstunde", erklärte Steiger. Bei der Verwendung von Ökostrom sinke der CO2-Ausstoß auf rund 10 Gramm pro Kilowattstunde.
Für die Beurteilung, ob eine Beschneiung nachhaltig sein und tatsächlich dazu beitragen kann, die Gesamtemissionen des Tourismus zu reduzieren, müsse das Gesamtbild der Skiindustrie berücksichtigt werden. Neben der Stromquelle sollten beispielsweise auch die Konsequenzen des Beschneiens oder Nichtbeschneiens beleuchtet werden.
"Wenn es kein Angebot mehr gibt, wechseln die Skifahrer vielleicht in ein anderes, weit entferntes, aber schneesicheres Skigebiet. Dadurch kann es gesamthaft zu höheren Emissionen und einem höheren CO2-Fußabdruck kommen als wenn man weiter vor Ort beschneit", so der Experte.
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Nachhaltigkeit könne natürlich auch ökonomisch betrachtet werden und sei beispielsweise von den lokalen Verhältnissen abhängig. "Es macht einen Unterschied, ob ein international agierendes Unternehmen der Nutznießer ist, wo ein Teil der Gewinne abfließt, oder ein regionaler Anbieter, der das Geld in Infrastruktur steckt", strich der Forscher hervor. Die Speicherteiche der Beschneiungsanlagen könnten zudem bei Starkregenereignissen, zum Löschen von Feuern oder zur Bewässerung in der Landwirtschaft verwendet werden. Diese zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten dürften nicht außer Acht gelassen werden.
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Die Wissenschafter fordern eine gemeinsame Initiative aller Beteiligten und plädieren dafür, der Nachhaltigkeit Vorrang einzuräumen. "Dazu gehören die Förderung von Innovationen und Investitionen in energieeffiziente Beschneiungstechnologien, die Förderung von Wassersparmaßnahmen und die Beschleunigung der Transformation hin zu erneuerbarer Energie", betonte Steiger.