Chronik/Österreich

Ärztemangel an Spitälern: Welches Rezept Mediziner dagegen haben

Rund ein Drittel aller Absolventinnen und Absolventen der Medizinischen Unis arbeiten nach dem Abschluss nicht in Österreich. Speziell in Krankenhäusern macht sich der Ärztemangel längst bemerkbar. Das liege auch an den Rahmenbedingungen, betont Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark.  "Wir sehen da sehr viel Verbesserungspotenzial auf der politischen Ebene, aber auch bei den Spitalsträgern."

200 ärztliche Stellen seien allein aufgrund des Mangels an Bewerbern in den Häusern der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) nicht besetzt. Das habe mehrere Gründe, angemessene Bezahlung sei bloß einer davon, versichert Sacherer am Dienstag in Graz. Kinderbetreuungsangebote und flexiblere Arbeitszeitmodelle spielten eine bedeutende Rolle in der Entscheidung, wo junge Medizinerinnen und Mediziner den Dienst antreten.

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Geld sei wichtig, aber nicht alle, auch wenn die Einstiegsgehälter von Bundesland zu Bundesland stark schwanken. So biete das Burgenland Assistenzärzten derzeit knapp 70.000 Euro Bruttojahresgehalt, die Steiermark 50.000 Euro. "Aber bei jungen Kollegen steht die Zeit mit der Familie im Vordergrund", berichtet Sacherer und macht deutlich: Die Regelarbeitszeit der Spitalsärzte beträgt 48 Stunden pro Woche, die auch auf bis zu 72 Stunden anwachsen kann. "Damit unterscheiden wir uns von allen anderen Berufsgruppen."

Angepasste Kinderbetreuung

Dazu komme der oft frühe Dienstbeginn, der sich mit Nachtdiensten abwechselt: Reguläre Öffnungszeiten von Kinderkrippen oder Kindergärten könnten da nicht mithalten. "Die Spitalsträger und die Politik stehen vor der Herausforderung, da geeignete Modelle zu entwickeln", fordert Sacherer im Namen der österreichischen Ärztekammer: Es müsste flächendeckende Kinderbetreuung zwischen 6 und 20 Uhr angeboten werden.

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Auch an Wochenenden und Feiertagen müsse es Möglichkeiten geben. "Ich kann meine Fünfjährige ja nicht alleine lassen, wenn ich Rufbereitschaft habe", merkt Sacherer an.

Zudem fordert die Ärztekammer mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit. "Viele Kollegen wollen eine echte 40 Stunden Woche", überlegt Cornelia Sitter, Referentin für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner in der Bundeskammer. "Um eine gewisse Planbarkeit zu haben."

Um diese 40 Stunden Normalarbeitszeit zu erreichen, würden manche Ärzte reduzieren - auf offiziell 30 Stunden pro Woche. "Mit den Überstunden, die wir sowieso immer einplanen, kommt man dann auf die 40, 42 Stunden. Bei einem Vollzeitvertrag muss man von 48 bis 72 Stunden ausgehen. Das ist mit einem gesunden Familienleben nicht machbar."