Chronik/Oberösterreich

Zipf: Der Riese vom Hausruck wächst und wächst

von Gerhard Marschall

Oberösterreichs Biermetropole heißt Neukirchen an der Vöckla, das im Gemeindewappen einen Bierschöpfer und eine Malzschaufel trägt. Die alten Zunftzeichen der Brauer sind Referenz an den wichtigsten Wirtschaftsbetrieb der 2.600-Einwohner-Gemeinde im Hausruckviertel.

Im Ortsteil Zipf steht die größte Brauerei des Landes. Rund 1,3 Million Hektoliter beträgt der Jahresausstoß, das ist mehr, als alle anderen Brauereien zusammen produzieren.

Elf Zipfer-Biere werden hauptsächlich in Oberösterreich, Tirol und Salzburg vertrieben. Der Exportanteil beträgt rund sieben Prozent. Leitsorte ist das Urtyp, ein Premium. Mengenmäßig dominiert freilich das Märzen (54 Prozent). Fünf Sorten firmieren unter der Marke „Edelweiß“. Auf die zunehmende Nachfrage nach leichtem oder alkoholfreiem Bier reagiert Zipf mehrfach.

Naturhopfen

Braumeister Christian Mayer schwört auf Naturhopfen aus dem Mühlviertel: „Er gibt unseren Bieren ihren charakteristischen Geschmack.“ Zudem ist Mayer davon überzeugt, dass exklusive Biere immer mehr Anhänger finden.

Dem wolle man mit außergewöhnlichen Kreationen gerecht werden, was wiederum zur Vielfalt der heimischen Bierkultur beitrage. In diesem Sinne ist vor kurzem das „Linzer Bier“ – die Produktion wurde 1981 eingestellt – wiederbelebt worden. Zudem gibt es das naturtrübe „Kellerbier“ neuerdings in Flaschen.

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Die Geschichte von Zipf reicht bis 1842 zurück. Damals begann der Wirt Friedrich Hofmann, sein eigenes Bier zu brauen und an Gasthäuser in der Umgebung zu verkaufen.

1858 erstand der Wiener Bankier Franz Schaup den Betrieb, der Termin gilt als offizielles Gründungsdatum von Zipf. 1970 kam es zur Fusion mit der Brau AG. Diese ging 1998 in der Brau Union Österreich auf, an der seit 2003 die niederländische Heineken-Gruppe die Mehrheit hält.

Individuelles Angebot

Unter dem Union-Dach sind aktuell zehn Brauereien vereint. Mit rund 200 Beschäftigten steuert Zipf zum Gesamtausstoß rund 26 Prozent bei. Dazu kommen Standorte in Linz, Wels, Steyr und Bad Ischl. Die in der Branche viel beschworene Regionalität wird in der Brau Union größer, überregional verstanden.

Dank elf Brauereien könne man den Konsumenten österreichweit ein individuelles Bierangebot machen, sprich: im Süden das Gösser oder das Villacher, im Osten das Schwechater oder das Wieselburger, im Westen eben das Zipfer.

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Aus der Größe leitet die durchwegs klein- und mittelständische Konkurrenz allerdings eine ungesunde Übermacht ab, die zu einem ruinösen Wettbewerb und einer weiteren Marktkonzentration führe. Der geplante Einstieg bei Fohrenburger in Vorarlberg liegt beim Kartellgericht.

Dazu kommt, dass Corona den Brauereien massive Umsatzeinbußen beschert. Gerüchten zufolge schielt die Brau Union bereits nach weiteren Übernahmekandidaten. Dem heiklen Thema weicht Vorstandsvorsitzender Klaus Schörghofer aus: „Wir hoffen, dass alle Brauereien die Krise möglichst unbeschadet überstehen.“

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