SPÖ OÖ will drei Wochen Sommerschule mit Rechtsanspruch
14 Wochen Ferien im Jahr sind zu viel für die Familien, elf Wochen reichen, findet Oberösterreichs SPÖ-Landesvorsitzende Birgit Gerstorfer - auch nach vielen Gesprächen mit Eltern - und stellte am Dienstag in Linz den „6+3-Familien-Sommer-Plan“ vor. Schützenhilfe im Wahlkampf holte sie sich dabei von Ex-Bundeskanzler Christian Kern.
Nach sechs Wochen großen Ferien soll es einen Rechtsanspruch auf drei Wochen Sommerschule für Kinder im Pflichtschulalter geben. Verpflichtend soll die Sommerschule zwar nicht sein, sie soll aber an jedem Schulstandort angeboten werden. Unterschied zum derzeitigen Modell des Bildungsministeriums: Dieses findet (ebenfalls freiwillig) nur in den letzten zwei Ferienwochen statt, außerdem können Schülerinnen und Schüler auch schulübergreifend einem Standort zugeteilt werden.
Abgeltung
Unterrichten sollen wie im derzeitigen Modell freiwillig Lehrerinnen und Lehrer, Studierende und eventuell Fellows von Initiativen wie „Teach for Austria“ - die Abgeltung würde aber anders aussehen. Die Lehrpersonen könnten im Gegenzug eine Woche Urlaub unter dem Jahr erhalten (derzeit werden Überstunden ausbezahlt), die angehenden Lehrer und Fellows eine Bezahlung. Studierende bekommen derzeit nur ECTS-Punkte für ihr Studium angerechnet. Finanziert werden soll das Modell in Oberösterreich aus Landesmitteln. Der Aufwand bestimme sich danach, wie das Angebot angenommen werde und könne daher noch nicht berechnet werden.
Gerstorfer geht es dabei um Chancengleichheit und -gerechtigkeit. Bildung werde in Österreich vererbt, die Sommerschule könne das ausgleichen. „Die Kosten für Nachhilfe explodieren“, aber nicht alle Eltern könnten sich das leisten. In den drei Wochen Sommerschule könne Schule abseits des Frontalunterrichts neu gedacht werden. Das Modell biete den Eltern, vor allem den Müttern, die Chance mehr zu arbeiten. Es sei eine „Win-Situation für alle“ und sie hoffe, dass daraus ein breiterer Diskurs entstehe, so die Landesparteivorsitzende.
Sozialen Aufstieg ermöglichen
Kern - von Mai 2016 bis Dezember 2017 österreichischer Bundeskanzler - führte anhand seines eigenen Werdegangs aus, wie knapp die Entscheidung ausfalle, was aus einem Kind wird, ob es ins Gymnasium komme oder nicht. „Das Bildungssystem in Österreich ist nicht gut darin, einen sozialen Aufstieg zu ermöglichen“, betonte der nunmehrige Unternehmer. Mit nur der Hälfte der Ausgaben für Corona-Maßnahmen, nämlich 20 Mio. Euro, könne man jedes Kind 20 Jahre lang fördern, mit einer besseren Betreuung, dem 6+3-Modell, einer Ganztagsschule. Die Sommerferien seien gerade für Alleinerziehende ein „Stunt“.
Ob das Modell eine Mehrheit in Oberösterreich finde, „muss man diskutieren“, so Gerstorfer. Die Flexibilität an den Schulen in den vergangenen 18 Monaten sei eine Garantie, dass es möglich sei. Machbar sei der 6+3-Familien-Sommer-Plan ab dem nächsten Jahr. Sie forderte auch eine Aufwertung der Schulen mit besseren Arbeitsbedingungen für das Lehrpersonal, modernen Klassenzimmern und Laptops für Kinder ab der dritten Schulstufe.
Unterstützung
Niederösterreichs SPÖ-Landesparteichef LHStv. Franz Schnabl unterstützt den Vorschlag der SPÖ Oberösterreich. Er begrüße den Vorstoß, die Sommerschule - als eine wichtige Einrichtung auch abseits von Corona - auf eine dauerhafte, stabile Basis zu stellen, sagte er in einer Aussendung.
Schnabl erinnerte, dass sich in Niederösterreich die Anzahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Vergleich von 3.300 im Vorjahr auf 6.300 im Jahr 2021 fast verdoppelt habe. Es gelte, „allen Kindern - Jahr für Jahr - einen guten Start ins kommende Schuljahr zu ermöglichen. Die dreiwöchige Sommerschule wird dazu beitragen, etwaige Lerndefizite zu beheben und Versäumtes bzw. nicht Verstandenes nachholen zu können“.
Und auch Kärntens Landeshauptman Peter Kaiser sichert Gerstorfer Unterstützung zu: „Ich bin froh und dankbar für den mutigen Vorstoß von Birgit Gerstorfer. Dieser sollte als Initialzündung für einen Bildungschancen-Turbo in Österreich insgesamt sein. Denn Bildung und Ausbildung sind der Schlüssel für eine gute Zukunft von uns allen.“
Kaiser will den Vorstoß nutzen, um über weitere bildungspolitische Notwendigkeiten zu diskutieren, etwa die „schultaschenfreie Schule“ also den Ausbau der verschränkten Ganztagesschule, die bessere und effizientere Gestaltung von Bildungsinfrastruktur wie sie Kärnten mit der vermehrten Realisierung von Schulcampussen und -zentren eingeschlagen hat.