Gedanken zum Museum - aus der Sicht der Besucher*innenforschung
Der Louvre in Paris, das Metropolitan Museum of Modern Art in New York wie auch die Tate Modern in London, zählen zu den besucherstärksten Museen der Welt. In Österreich führt das alljährliche Ranking das Schloss Schönbrunn an. Ausschließlich für Kultur im Urlaub interessieren sich statistisch gesehen in Österreich lediglich 10 % aller Gäste. Die Mehrheit bevorzugt einen Mix aus verschiedensten Aktivitäten wie Shopping, Sightseeing und Kulinarik oder Sport, Wellness und Erholung.
Somit ist das Museum für die meisten nur ein Randthema. Dennoch zeigen Befragungen, dass die Kultur als Urlaubsmotiv für einen Besuch Österreichs einen hohen Stellenwert besitzt. Reisende geben oft an, dass die Kultur den Ausschlag für einen Österreich-Urlaub gab, dass sie sich aber vor Ort zugunsten anderer Aktivitäten umentschieden hätten.
Damit stellt sich die Frage, was bewegt Besucher*innen, ins Museum zu gehen?
Klingende Namen aus Kunst und Kultur oder historisch einzigartige Angebote ziehen Tourist*innen wie Einheimische an. Das beweist die aktuelle Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum, die bereits zu Jahresbeginn als die Schau 2023 tituliert wurde. Gezeigt werden 28 der vermutlich noch 37 existierenden Werke des holländischen Malers Johannes Vermeer (1632 – 1675) und damit die umfangreichste Ausstellung seiner Bilder aller Zeiten. Bereits drei Tage nach deren Eröffnung waren alle 450.000 aufgelegten Tickets verkauft. Neben dem einzigartigen Kunsterlebnis ist die Verknappung der Eintritte ein kaufentscheidendes Motiv.
Breites Zielpublikum
Besucher*innenmagnete sind zweifellos Ausstellungsthemen, die das allgemeine Interesse wecken, weil sie etwa den Puls der Zeit treffen, einen hohen Unterhaltungswert versprechen, oder einfach geeignet erscheinen, sich die Zeit zu vertreiben. Anziehend sind Ausstellungen, wenn sie interaktiv sind. Keinesfalls sollten sie zu belehrend sein.
Um solche Formate zu entwickeln ist es wesentlich, die Zielgruppe zu kennen. Die Nicht-Besucher*innen-Forschung (Audience Development) untersucht, wie kulturelle Teilhabe gelingen kann und über welche Formate Museumsskeptiker*innen gewonnen werden können, um im besten Fall zu Stammgästen zu werden.
Im Rahmen der oberösterreichischen Landesausstellung „Arbeit Wohlstand Macht“ 2021 in Steyr haben wir dies berücksichtigt, etwas durch Texte in leichter Sprache, um die Teilhabe für alle zu ermöglichen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um einen Ausstellungsbesuch bot die Möglichkeit des Eintauchens in das Thema, und das interaktive Vermittlungsprogramm hat die Ausstellungen für Kinder und Jugendliche ergänzt . Interesse für das Leben der Arbeiter*innen, Bürger*innen und des Adels ließ sich dadurch wecken, zuweilen auch unterhaltsam und mit einem Augenzwinkern.
Titel ist entscheidend
Der Titel einer Ausstellung ist ebenso von zentraler Bedeutung, denn klingt er zu abstrakt, d. h. man kann damit nichts Konkretes verbinden oder klingt er zu „akademisch“, kann er potenzielle Besucher*innen eher abschrecken.
Social Media, wie ein eigener TikTok-Kanal, interaktive Spiele, virtuelle Rundgänge mit einer VR-Brille oder etwa Museums-Guides auf QR-Code-Basis sprechen gezielt Jugendliche, das Publikum der Zukunft, an.
Ein engagiertes Museumsteam aus Leitung, Kuratierung und Kulturvermittlung, das sich um seine Besucher*innen aktiv bemüht, ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Museum. Vieles was hier möglich ist wird bereits geboten, von der Kostümführung bis hin zur Übernachtung im Museum und mit den passenden Artikeln im Museumsshop, die den Besuch abrunden und zum Erlebnis werden lassen.
Doch wie bildet sich der Erfolg eines Museums ab?
Die landläufige Meinung ist stark auf die Besucher*innenzahlen als Gradmesser für die Qualität einer Ausstellung zugeschnitten. Bleibt dies der einzige Faktor, wäre die Folge, dass nur mehr massentaugliche Themen präsentiert würden. Eine derartige Fokussierung gilt es jedoch im Sinne eines breiten Themenangebots in Museen zu vermeiden. Auch kann die Qualität und der Erfolg einer Ausstellung nicht rein auf der Beurteilung von Museumsmanager*innen und Kurator*innen basieren, die ausgehend von ihren Standpunkten ein Urteil über Qualität und Erfolg fällen.
Mittendrin statt nur dabei
Die Bewertung muss ein breites Spektrum an Kriterien umfassen, und so sind in die Beurteilung eines Museums und seiner Ausstellungen neben der Expertise der Fachwelt, den Besucher*innenzahlen auch die Erfüllung der Grundaufgaben zu berücksichtigen, das Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln und Ausstellen.
Damit muss ein Museum mehr sein als ein Ort der Superlative. Vielmehr haben seine Betreiber*innen die Chance, Raum für Begegnung, Teilhabe und Austausch zu schaffen. Diese Attraktivität bringt Menschen ins Museum und macht es zum Erlebnis, oder wie es einmal in einem Werbeslogan ausdrückt wurde „dann klappt‘s auch mit den Besucher*innen“!