Chronik/Oberösterreich

Bewegung am Felshang: „Besonders intensives Jahr“

Die Bergrettung in Gmunden ist in Gefahr – zumindest die Zentrale entlang der Traunsteinstraße. Die Bedrohung: Ein zehn Tonnen schwerer Felsbrocken, etwa 30 Meter darüber. Seit Samstagnacht ist er akut absturzgefährdet. „Rollt er ungebremst auf das Gebäude zu, würde er die Wand durchschlagen“, sagt Günter Moser, Geologe in Gmunden. Damit wäre es bereits der dritte Felssturz in OÖ innerhalb eines Monats.

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So kam es Anfang Februar zu einem gewaltigen Felssturz in Steinbach am Attersee. 400 Meter oberhalb der Straße löste sich ein Teil des kleinen Schobersteins und stürzte hinab. Vor rund einer Woche fielen in Ebensee dann Brocken auf eine Fahrbahn und auf ein Auto. Der Fahrer blieb unverletzt, ein Arbeiter, der mit den anschließenden Felsaufräumarbeiten beauftragt war, verunglückte aber tödlich.

Frost-Tau-Wechsel

„Wir haben heuer anscheinend ein besonders intensives Jahr“, lässt Moser die Vorfälle Revue passieren. Grund dafür seien die derzeitigen Verhältnisse: „Der Frost-Tau-Wechsel spielt eine Rolle. Wir haben sehr tiefe Temperaturen in der Nacht und deutliche plus Grade unter Tags.“ Regen und Schnee würden in die Gesteinsspalten eindringen und frieren, wodurch das Material gelockert werde.

Ob der Klimawandel an der Häufung schuld ist? „Der nimmt wenn dann nur indirekt Einfluss. Meist ist es eine Kombination aus Umweltfaktoren“, sagt Robert Supper, Vizedirektor der geologischen Bundesanstalt. Prinzipiell müsse man laut Moser zwischen Spontanereignissen wie Felsstürzen und Rutschungen, wie etwa der Murenabgang am Montag auf die Felbertauernstraße in Ainet (Osttirol), unterscheiden. „Das eine passiert meist innerhalb von Sekunden, Hangrutschungen haben hingegen oft eine kalkulierbare Dynamik“, so Moser.

Sprengung

Egal was, wichtig sei es, bestmöglich vorzubeugen. Netze, Fallböden oder Galerien schützen passiv. Am effektivsten seien aber aktive Kontrollen der Felswände. Gegebenenfalls werde dann gesprengt oder abgetragen. Alle Schwachstellen zu finden, sei jedoch unmöglich, so Moser, könne man doch nicht in den Stein hineinsehen. Ein Restrisiko bestehe deshalb immer, vor allem in Gebirgsnähe.

Im Fall der Gmundner Zentrale wird der Fels schon seit zwei Jahren beobachtet. „Am Samstag fiel uns schließlich der Spalt auf“, erzählt Bernhard Ebner von der Bergrettung. Laut Moser seien „Bewegungssymptome“ vorhanden. Noch diese Woche soll der Fels deshalb weggesprengt werden. „Hat man ein Problem erkannt, muss man handeln“, so Moser. Danach sei die Zentrale wieder komplett zugänglich.