Chronik/Niederösterreich

Windkraft spürt wieder Aufwind

Insgesamt 1.340 Windkraftanlagen versorgen österreichweit mehr als zwei Millionen Haushalte mit Strom. Doch jahrelang stand der Ausbau still und hing wegen fehlender Förderungen in der Warteschleife. Durch die Novellierung des Ökostromgesetzes 2019 können nun wieder vermehrt Projekte umgesetzt werden. Die Branche hofft auf ein Gesetz, welches Rahmenbedingungen für den raschen Ausbau der Windkraft schaffen soll.

Dafür spricht sich auch Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei einem Spatenstich für vier neue Windkraftanlagen im Windpark Poysdorf-Wilfersdorf (Bezirk Mistelbach) aus. Das Gesetz soll laut der Ministerin einen stabilen Rahmen schaffen, um die Ziele 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung bis 2030 und Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen.

"Emotionaler als Atomkraft"

Beim Termin war auch NÖ Landtagspräsident Karl Wilfing, der das Projekt 2005 startete. Durch die Erweiterung der Anlage werde für ihn ersichtlich, dass die Bevölkerung gelernt hat, mit den Windrädern zu leben. „Zu Beginn wird die Windkraft in Gemeinden oft emotionaler diskutiert als Atomkraft“, sagt Wilfing.

Diskussionen würden aber, laut Martin Jaksch-Fliegenschnee, Sprecher der IG Windkraft, zum Bau solcher Anlagen dazugehören. Die Flächenumwidmung, die der Gemeinde obliegt, werde oft erst nach einer Volksabstimmung durchgeführt. „Beispielsweise wurden aber in Niederösterreich zwischen 2017 und 2020 94 Prozent aller geplanten Windkraft-Projekte mit Zustimmung der Bevölkerung umgesetzt“. Vor allem „Windkraft Simonsfeld“ genießt hohen Zuspruch aus den umliegenden Gemeinden, da viele Bürger Anteile am Unternehmen halten.

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Einsicht

Doch nicht überall herrscht gute Stimmung, was Windkraftanlagen betrifft. Widerstand gibt es etwa bei der Anlage „Wild“, die im Waldviertel entstehen soll. Das Projekt wird derzeit der Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen. Daher liegen die Genehmigungsunterlagen in Brunn an der Wild, Göpfritz an der Wild und Ludweis-Aigen zur Einsicht auf. Die Landschaftsschutzorganisation Alliance For Nature sowie die IG Waldviertel würden das Projekt beeinspruchen, sagen Alliance-Generalsekretär Christian Schuhböck und Michael Moser von der IG Waldviertel. Schuhböck befürchtet, dass nach einer Genehmigung weitere derartige Projekte in der Umgebung verwirklicht werden. Moser wolle negative Folgen für Wald, Tourismus und Natur verhindern.

Fliegenschnee kann die Kritik nicht ganz nachvollziehen. 30 Windkraftanlagen sind im Waldviertel schon genehmigt und werden gebaut. „Man kann hier nicht so tun, als wäre das ein Novum. Zudem sind die Prüfverfahren der Anlagen extrem streng“, sagt Fliegenschnee.

Von Sophie Seeböck und Teresa Sturm