Chronik/Niederösterreich

Wiener Neustadt ist "Betonhauptstadt" Österreichs

Traut man den nackten Zahlen, dann gilt Wiener Neustadt als „Betonhauptstadt“ Österreichs. Mit einem extrem hohen Bodenverbrauch von 583 Quadratmetern verbauter Fläche pro Einwohner liegt die Bezirkshauptstadt im Österreich-Vergleich an erster Stelle – vor St. Pölten (576 ), Villach (482 ) und Klagenfurt (412 ).

Der gewaltige Bauboom, der sich in den vergangenen Jahren in Wiener Neustadt abgespielt hat, hat deutliche Spuren im Stadtbild hinterlassen. Laut den aktuellen Daten der Bauträgerdatenbank wurden auch 2020 nirgends mehr Wohneinheiten in Niederösterreich errichtet, als in der Stadt Wiener Neustadt. Mit fast 3.000 Einheiten, zwei Drittel davon von gemeinnützigen Bauträgern, ist die Stadt klare Nummer eins was die Bautätigkeit anbelangt.

Obwohl die Stadtgemeinde dem regen Wachstum und der damit verbundene Wertschöpfung nicht abgeneigt ist, musste die Politik 2019 erstmals die Reißleine ziehen. Straßen, die Kanalisation, Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen halten mit dem rasanten Wachstum nicht mehr mit. Im Jahr 2010 wurden 40.790 Hauptwohnsitze gezählt, acht Jahre später waren es 44.941 und 2020 bereits 45.823. Jährlich kommen bis zu 800 neue Bewohner dazu.

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Bausperre bis 2022 verlängert

Mit einer generellen Bausperre für alle Projekte mit mehr als zehn Einheiten hat die Stadt im Februar 2019 den uneingeschränkten Wohnbau sanktioniert. Jedes Vorhaben dieser Größe muss seither von einem Fachbeirat auf seine Durchführbarkeit beurteilt werden. Die Sperre wurde bis 2022 verlängert. Laut Stadtchef Klaus Schneeberger will die Politik damit verhindern, dass „Monsterbauten“ den derzeit in Entwicklung befindlichen Stadtentwicklungsplan 2030 konterkarieren. „Wir müssen unsere Grünräume schützen und alles dafür tun, um die hohe Lebensqualität zu erhalten“, sagt Schneeberger.

Vergangenen September ist Wiener Neustadt auch dem Bodenbündnis „European Land and Soil Alliance“ beigetreten. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss europäischer Städte, Gemeinden und Regionen, die für einen nachhaltigen Umgang mit Boden und eine sozial gerechte Landnutzung eintreten.