Warum im Wiener Becken immer wieder die Erde bebt
Von Michaela Höberth
Die Erschütterungen waren so stark, dass viele Personen ins Freie flüchteten: In der Nacht auf Donnerstag bebte im Raum Gloggnitz die Erde. Kleinere Erschütterungen gibt es immer wieder. Mit einer Magnitude von 4,5 waren die Erschütterungen gegen drei Uhr Früh aber das stärkste Beben seit Langem in der Region.
"Schuld" an den regelmäßigen Erschütterungen ist die Mur-Mürztal-Furche, ein Tal, das im Salzburger Tamsweg beginnt und bis zum Semmering reicht. Dort kommt es immer wieder zu Verschiebungen der Erdschichten, der östliche Erdkrustenteil wird immer weiter in den Osten gedrängt. Der westliche Teil bleibt hingegen stabil.
➤ Erdbeben im Raum Gloggnitz: 130 Schadensmeldungen sind eingegangen
So entstand auch das Wiener Becken, das durch die Verschiebungen der Erdkrusten unter steter Spannung steht. "Zerrungsbecken" heißt der Fachbegriff. Die Erdkruste wird immer dünner, es kommt zu Brüchen. Und die Erde bebt.
Bis ins Burgtheater
Die Region Semmering war daher auch in der Vergangenheit immer wieder von Erdbeben betroffen. So auch am 30. März des Vorjahres, an dem ein Beben der Stärke 4,2 den Raum Gloggnitz erschütterte. Mehr als 40 Beben waren über das Jahr verteilt spürbar.
Das bisher stärkste ereignete sich laut der Geosphere Austria am 27. Oktober 1964 mit einer Magnitude von 5,3. Der Erdbebenherd lag mit 15 Kilometern allerdings tief, daher gab es keine größeren Gebäudeschäden. Die Erschütterungen wurden damals auch in Wien stark verspürt, es kam sogar zu einer Unterbrechung der Vorstellung im Burgtheater.
➤ Mehr lesen: Erdbebenserie in Tirol: Wie Experten die Lage beurteilen
Weitere Beben-Hotspots
Laut Zahlen der Geosphere ereignen sich in Österreich zwischen 30 und 60 Erdbeben pro Jahr, die auch von der Bevölkerung auch wahrgenommen werden. Neben dem Wiener Becken gibt es auch weitere Hotspots, wie Christiane Freudenthaler von Geosphere erklärt: "Auch im Tiroler Inntal kommt es immer wieder zu Erschütterungen, ebenso im Süden Kärntens. Dort sind auch Beben, die sich im italienischen Friaul ereignen, stark zu spüren."
Nach dem Beben am 1. Februar gingen beim Österreichischen Erdbebendienst über 2.700 Meldungen ein. Es wurde berichtet, dass viele kleine Gegenstände umgefallen und einige Bücher aus Regalen gefallen seien, Möbel sich deutlich bewegt hätten. Aus der Region um das Epizentrums wurden 130 leichte Gebäudeschäden gemeldet, die meisten betrafen Risse im Verputz, aber auch kleinere Verputzteile lösten sich von den Wänden. Die Erschütterungen wurden auch in den Bundesländern Steiermark, Burgenland und Wien, sowie in Oberösterreich bis Wels wahrgenommen.