Chronik/Niederösterreich

Statuen aus Wiener Neustädter Dom gestohlen

Österreichs Kirchen waren bis gestern Corona-bedingt fast menschenleer. Gottesdienste und Messen dürfen erst seit 15. Mai wieder stattfinden. Diesen für sie günstigen Moment haben Diebe dazu genutzt, im Wiener Neustädter Dom einen Kunstdiebstahl zu landen. Unbekannte Täter haben vermutlich am Donnerstag vom Dreifaltigkeitsaltar im Dom aus einer Glasvitrine die Statue des „Prager Jesulein“ gestohlen. Die kostbare Bildhauerarbeit im Stil des Rokoko datiert aus den Jahren 1750 bis 1760 und trägt eine goldene Krone.

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Aus dem unmittelbar gegenüber liegenden Mariazeller Altar ließen die Langfinger von der „Muttergottes von Mariazell“ zwei Kronen mitgehen – eine von der Hauptfigur, die andere vom Kind, das sie in den Armen hält. Zumindest bei diesem Teil der Beute bewiesen die Diebe weder Fachkenntnis noch den richtigen Riecher.

 

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Laut Dompropst Karl Pichlbauer handelt es sich bei der Muttergottes um eine wenig wertvolle Nachbildung aus den 1950er-Jahren. „Die Krone wurde schon einmal gestohlen und ist deshalb nur ein billiges Imitat“, so Pichelbauer. Dennoch fehlt dem Dompropst jegliches Verständnis für derartige Straftaten. „Es kommt leider immer wieder vor.“ Auch wenn der ideelle Wert meist größer ist als der finanzielle Schaden für die Kirche, geht mit jedem Diebstahl ein Stück „schönes Kulturgut“ verloren, meint der Domprobst.

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Generell war die Zahl der Kunst- und Kulturgut-Diebstähle in Österreich zuletzt leicht rückläufig. Laut dem Sprecher des Bundeskriminalamts, Vincenz Kriegs-Au, weist die Kriminalstatistik im Jahr 2018 179 Kunstdiebstähle aus, im Vorjahr waren es 144 angezeigte Straftaten (22 davon in Niederösterreich). „Die Aufklärungsquote liegt bei 36 Prozent. Am begehrtesten sind sicher Statuen, an denen die Täter wertvolle Materialien wie Gold vermuten“, so Kriegs-Au.

Oft entpuppen sich diese vermeintlichen „Goldschätze“ bei genauerer Betrachtung jedoch als Reinfaller, weil es sich um billige Imitate oder Messing handelt. „Die Erfahrung zeigt, dass man es sehr oft nicht mit schlauen Profis zu tun hat, sondern eher mit wenig erfahrenen Gelegenheitsdieben“, sagt Kriegs-Au.

Aber es gibt auch Ausnahmen, wie ein aufsehenerregender Kunstraub aus dem Vorjahr zeigt. Gewiefte Täter hatten in der Wasserburg Burgschleinitz im Bezirk Horn einen beachtlichen Coup gelandet.

Die Einbrecher waren zwischen 31. Jänner und 3. Februar 2019 gewaltsam in das nicht öffentlich zugängliche Schloss eingedrungen.

Auf den Kopf gestellt

Dabei wurde das historische Gebäude auf den Kopf gestellt und laut bisherigen Informationen Kunstgegenstände und Gemälde im Wert von mehr als 100.000 Euro gestohlen. Die Spur der Täter führt laut Ermittlern des nö. Landeskriminalamts ins Ausland. Gestohlen wurde unter anderem ein venezianischer Spiegel, ein Gemälde von Friedrich Gauermann, eine Barock-Standuhr, Renaissance-Madonnen und mehrere weitere Gemälde. Von vier Werken hat das Innenministerium bereits Bilder auf seiner Fahndungsseite (www.bmi.gv. at/fahndung/) veröffentlicht.

Das Bundeskriminalamt empfiehlt Besitzern von Kunstgegenständen und Kulturgut, Abbildungen, Fotos und genaue Beschreibungen der diversen Objekte anzulegen, um im Falle eines Diebstahls die Polizei bei der Fahndungsarbeit damit zu unterstützen.