Chronik/Niederösterreich

Shitstorm gegen Unbelehrbare, die gerettet werden mussten

Das Kaiserwetter war zu verlockend, und der dringende Appell, zu Hause zu bleiben, ist anscheinend verpufft. Nachdem am Osterwochenende Bergrettung und Alpinpolizei zahlreiche Wanderer und Kletterer aus brenzligen Notlagen, beispielsweise auf der Rax und der Hohen Wand (NÖ), retten mussten, ist in den einschlägigen Internetforen und sozialen Netzwerken ein Shitstorm entbrannt.

Eine Seite verteufelt jene, die in Zeiten von Corona waghalsige Klettertouren unternehmen, die andere kalmiert. Bei der Bergrettung ist man ob der Undiszipliniertheit mancher Unbelehrbarer freilich wenig erfreut.

Durch die Nähe zur Bundeshauptstadt Wien sind die Ausflugsberge im südlichen Niederösterreich ein stark frequentiertes Ziel für jene, die aus der Quarantäne entfliehen wollen. Trotz der Ausgangsbeschränkungen der Regierung hat es am Wochenende massenhaft Freizeitsportler auf die Hohe Wand, die Rax und den Schneeberg gezogen. „Gegen Spaziergänge in der Natur ist ja nichts einzuwenden, aber alpine Touren in Shorts oder schwierige Kletterrouten, da hört sich der Spaß auf“, heißt es nach dem Wochenende bei der Alpinpolizei.

Felssturz

Nachdem am Samstag nach einem Felssturz ein Kletterseil und ein herrenloser Rucksack in einer Kletterroute auf der Hohen Wand entdeckt wurden, mussten die Einsatzkräfte zunächst vom Schlimmsten ausgehen. Sechs Bergretter, Alpinpolizisten und ein ÖAMTC-Rettungshubschrauber waren drei Stunden lang damit beschäftigt, nach möglichen Opfern zu suchen. Schließlich stellte sich heraus, dass die Kletterutensilien einfach zurückgelassen worden waren.

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Am Ostersonntag hatte sich ein Pärchen über die Ausgangsbeschränkungen hinweg gesetzt und sich bei einer Klettertour auf der Hohen Wand verstiegen. „Sie kamen vor einer Steilstufe weder vor noch zurück und setzten einen Notruf ab“, schildert einer der eingesetzten Bergretter.

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In Rechnung stellen

Die beiden waren damit in bester Gesellschaft. Auf der Rax musste ein Wiener Paar in Shorts und Straßenschuhen vom Polizeihubschrauber aus Bergnot gerettet werden.

„Wie kommen die Einsatzkräfte in Zeiten von Corona dazu, sich wegen solcher Ignoranten selbst in Gefahr zu bringen?“, wettern selbst begeisterte Kletterer in Internetforen. Weil es aber auch Kritik an der Bergrettung gab, stellt Ortsstellenleiter Patrick Pross klar: „Die Bergrettung rettet, die Alpinpolizei erhebt Unfälle, und der Richter und die Behörde richtet bzw. straft.“

Die Polizei will ihre Konsequenzen ziehen und die horrenden Kosten für die Hubschraubereinsätze den Verursachern verrechnen. Auch Anzeigen werden geprüft.

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