Chronik/Niederösterreich/Sankt Pölten

Individuelle Betreuung für „hoffnungslose Fälle“

Durch provozierendes und grenzverletzendes Verhalten scheinen Kinder und Jugendliche für Unterstützungsangebote oft unerreichbar. Das sogenannte „Hoch-Risiko-Klientel“ wird so vom Hilfssystem als „hoffnungslose Fälle“ abgestempelt. Dass es soweit nicht kommen muss, davon ist Menno Baumann, Professor für Intensivpädagogik, überzeugt.

Diese Überzeugung gab er vergangene Woche in einem Impulsvortrag an 200 Teilnehmende der pädagogischen Enquete der Organisation Pro Juventute an der FH St. Pölten weiter.

Denn diese intensivpädagogischen Herausforderungen kennt man bei der gemeinnützigen Kinder- und Jugendhilfs-Organisation nur zu gut. In Niederösterreich stelle laut Geschäftsführerin Andrea Scharinger aber auch das Landesgesetz eine Hürde dar.

Zu wenig Zeit

Darin ist etwa die Gruppengröße von sozialpädagogisch-inklusiven Wohngruppen festgelegt. Vier der maximal neun Minderjährigen, die dort betreut werden, dürfen per Definition „spezielle individuelle Bedürfnisse psychischer, emotionaler und sozialer Natur aufweisen“. „Im Regelfall werden diese Wohngruppen von zwei Pädagoginnen betreut“, gibt Scharinger Einblicke in den Alltag. „Zeit, um individuell auf diese Kinder eingehen zu können, fehlt da oft.“

Nachdem die Organisation in NÖ ausschließlich im Auftrag des Jugendamtes tätig wird, habe man es sehr häufig mit ebendiesen „Härtefällen“ zu tun.

Mehr Ängste

Damit es gar nicht erst so weit kommt, setzt die Organisation auch auf Prävention. Neben sechs Wohngruppen wird in Tulln und Klosterneuburg auch mobile Betreuung geboten.

In Zeiten von mannigfaltigen Krisen für Ernst Marth, Präsident von Pro Juventute, ein unumgängliches Angebot: „Studien zeigen, dass Depressionen bei Kindern und Jugendlichen steigen. Ich glaube, dass da noch eine größere Welle auf uns zu rollt“, so Marth. „Wirtschaftskrise, Krieg, Corona und auch Sorgen um die Umwelt lösen viele Zukunftsängste aus.“

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