Rückenwind für die Energiewende: Neue Anlagen um 330 Millionen Euro in NÖ
Von Stefan Jedlicka
„Die Energiewende hängt vom Willen der Bundesländer ab“, sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Nach dem Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes liegt die Umsetzung wesentlich an den Rahmenbedingungen, die in den Ländern geschaffen werden. Und die Interessensgemeinschaft lobt die Bemühungen Niederösterreichs.
Hier werden heuer voraussichtlich 330 Millionen Euro in den Windkraftausbau investiert. Moidl schränkt jedoch ein: „Der Ausbau liegt unter den Spitzenausbaujahren.“ Frank Dumeier, Vorstand des nö. Unternehmens WEB Windenergie, fordert: „Wir brauchen neue Flächen für den Ausbau, ausreichend Personal für die Genehmigungsbehörden und beschleunigte Verfahren.“
57 neue Windräder 2022
Ende 2021 erzeugten 735 Windräder in Niederösterreich rund vier Milliarden Kilowattstunden Strom. 2022 wird der Ausbau mit 57 zusätzlichen Anlagen das Niveau von 2016 erreichen. „Vom Spitzenjahr 2015, in dem 93 Windräder errichtet wurden, sind wir aber noch weit entfernt“, so Moidl. „Und für das Gelingen der Energiewende müssen wir den Ausbau noch einmal deutlich steigern.“
Das sieht man im Büro des zuständigen Landesrates Stephan Pernkopf (ÖVP) anders. Es gehe nicht um die Zahl der aufgestellten Windräder, sondern um die erzeugte Leistung. Und diese nehme dank effizienter werdender Anlagen stetig zu, betont man. Daher seien die vorgesehenen Flächen für die Windkraft ausreichend. Pernkopf fordert vom Umweltministerium Tempo: „Es fehlen noch zahlreiche Verordnungen. Und auch die Umweltverträglichkeitsprüfung muss schneller werden.“
Einen Beitrag zum Ausbau leistet Wien Energie durch einen neuen Windpark in Trumau (Bezirk Baden) mit acht Rädern um 36 Millionen Euro. Mit einer Gesamtleistung von 27,6 Megawatt sollen rund 14.600 Haushalte versorgt werden. Die CO2-Ersparnis liege bei 30.000 Tonnen pro Jahr, die Inbetriebnahme sei für Herbst 2022 geplant. Das Projekt war mit einer Volksbefragung gestartet worden. Es werde nun „genauso umgesetzt, wie wir es damals zur Abstimmung gebracht haben“, versichert Trumaus Bürgermeister Andreas Kollross (SPÖ).
Derzeit decke die Windkraft knapp 30 Prozent der Stromversorgung in NÖ ab, alle erneuerbaren Kraftwerke zusammen 92 Prozent, sagt Moidl: Während vier Bundesländer – Kärnten, Salzburg, Tirol und das Burgenland – mehr erneuerbaren Strom erzeugen, als sie brauchen, habe Niederösterreich dieses Niveau noch nicht erreicht. Auch hier widerspricht Pernkopf: „Seit 2015 decken wir 100 Prozent des Strombedarfs aus heimischer erneuerbarer Energie.“