Riesenprojekt soll alter Werft in Korneuburg neues Leben einhauchen
Von Stefan Jedlicka
Ein Investitionsvolumen von rund einer halben Milliarde Euro, Lebensraum für 1.400 bis 1.700 Menschen auf einem 15 Hektar großen Areal: Es sind wahrlich keine kleinen Zahlen, die das Bauprojekt der Signa-Holding und der Stadtgemeinde Korneuburg auf dem Gelände der ehemaligen Werft begleiten. Ein „Quartier für Wohnen, Arbeiten, Kultur, Freizeit und Gastronomie“ soll direkt an der Donau in den kommenden zehn bis zwölf Jahren entstehen.
Richtlinien werden festgelegt
In wenigen Wochen erfolgt der Startschuss für das kooperative Verfahren, in dessen Rahmen sechs renommierte Architektenteams aus Österreich und aus dem skandinavischen Raum die grundlegenden Richtlinien für die Bebauung festlegen sollen.
Die Entwicklung des seit Beginn der 1990er-Jahre stillgelegten Werftgeländes sei eines der größten Immobilienprojekte des kommenden Jahrzehnts in Niederösterreich, sagte Bürgermeister Christian Gepp (ÖVP) bei der Präsentation der Pläne am Freitag. 2016 hatte die Stadt mit dem Konzept „Alte Werft. Neue Ideen“ begonnen, seit 2019 ist Signa als neuer Eigentümer von Teilen des Geländes mit an Bord.
Ein direkter Weg über den Bahnhof soll vom neuen Areal in die Stadtmitte führen. Zusätzlich ist eine Autobahn-Anschlussstelle „Korneuburg Donau“ sowie eine Anbindung der Anschlussstelle an die Landesstraße B3 geplant. „Korneuburg rückt damit an die Donau“, so Gepp.
„Im Rahmen des kooperativen Verfahrens sollen auch innovative Wohnkonzepte entwickelt werden, die den Bedürfnissen aller Generationen und verschiedenen Lebensmodellen Rechnung tragen“, versprach Signa-Holding-Geschäftsführer Christoph Stadl-huber. Grundlage für aktuelle Verhandlungen sei ein Gemeinderatsbeschluss, mindestens 20 Prozent für leistbares Wohnen zu reservieren.
Energieautark
Neben der Wohnnutzung auf der „Halbinsel“ soll in der „Werftmitte“ ein Zentrum für Gastronomie, Kultur und Veranstaltungen entstehen. „Vorgabe für die Planer ist: Von jeder Wohnung muss man auf das Wasser sehen können“, so Stadlhuber. „In Österreich gibt es an der Donau keine vergleichbare Fläche in dieser Dimension mehr.“
Besonderer Wert liege auf den auch in Zukunft für alle Korneuburger frei zugänglichen Außenflächen des Quartiers. Und man wolle den Energiebedarf vor Ort decken – vor allem durch die Nutzung von Sonne und Wasser – und damit Autarkie erreichen. Als Wirtschaftsfaktor für die Stadt sollen in der neuen Werft insgesamt rund 700 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Kritik von Polit-Opposition
Überrascht von der öffentlichen Präsentation des Projektes zeigte sich am Freitag die SPÖ Korneuburg, stecke man doch gerade in – eigentlich konstruktiven – Verhandlungen für eine gemeinsame Lösung, wie Fraktionsobmann Robert Manhart betonte. Pläne und Verträge seien „weder fertig, noch den zuständigen Entscheidungsgremien zur Beschlussfassung vorgelegt worden“. Auch eine notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung stehe noch aus, so Manhart. Eine SPÖ-Zustimmung sei an die Forderung geknüpft, den Anteil an leistbarem Wohnraum von 20 auf 35 Prozent anzuheben. Die Neos kritisierten, dass zu viele Rahmenbedingungen des Projektes noch ungeklärt seien. Außerdem seien Bürger und Opposition „erst am letzten Drücker informiert worden.“stefan jedlicka