NÖ: Fußballpfarrer tritt zurück und beruhigt Gemüter
Die Spannung bei der vergangenen Sonntagsmesse war unter den Gläubigen größer als sonst. Erst am Ende kam Pfarrer Johann Wurzer zu der Information, die in der Stadt Ybbs/Donau (NÖ) schon gehörig Staub aufgewirbelt hatte. Der bekannte Geistliche und Kapitän des österreichischen Priesternationalteams tritt als Pfarrer zurück und verlässt die Stadt. Ein freiwilliger Rückzug, den er nicht ohne Gründe und Druck von oben antritt. Das Kirchenvolk ist gespalten.
Wurzer soll sich organisatorische Mängel geleistet haben. So manche Taufgesellschaft musste schon einmal eine akademische Viertelstunde auf den Beginn des Zeremoniells warten. Der vielseitige Pfarrer, der als Spätberufener ins Priesteramt eingestiegen war, soll auch in geselliger Runde gerne einmal anstoßen. Nicht nur als Torwart und Teamkapitän fiel Wurzer auf. Menschliche und launige Predigten sind sein Markenzeichen. Gerne bringt der frühere Holzfäller mit der Motorsäge geschnitzte Geschenke mit.
Doch seine Kritiker dürften sich durchgesetzt haben. „Seit vielen Monaten wurde für die Pfarre Ybbs gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort nach einer tragfähigen Lösung für die Zukunft gesucht, da es in der Vergangenheit nicht unerhebliche Spannungen in der Gemeinde gab“, heißt es aus der St. Pöltener Diözesan-Zentrale. Zwei Pfarrgemeinderatsvorstände seien zurückgetreten.
Enttäuschung
Für den Ybbser Bürgermeister Alois Schroll (SPÖ) kam der Rücktritt aber doch sehr unerwartet. Derartige Diskrepanzen seien ihm nie aufgefallen. „Ich bin wirklich enttäuscht“, sagt Schroll. In einem kurzen Telefonat mit Diözesanbischof Alois Schwarz sei ihm erklärt worden, dass die innerkirchliche Entscheidung fix ist.
Wurzer selbst beruhigte am Sonntag die Gemüter. Er bat darum keine Proteste, wie das Unterstützer im Internet bereits angeregt hätten, zu organisieren. Für Pfarrer seien Ortswechsel üblich, und er habe 16 Jahre in Ybbs arbeiten dürfen, so Wurzer. Er selbst wird ab 1. September in Opponitz im Bezirk Amstetten als Pfarrmoderator eingesetzt. Am 30. August soll es ein Abschiedsfest geben. Vielen Ybbsern fällt der Abschied schwer. Am Sonntag saßen zahlreiche Feuerwehrleute in der Messe. Nach dem Gottesdienst war es den Freiwilligen ein Anliegen bei Hans Wurzer Danke zu sagen und ihm viel Glück zu wünschen. Als Abschiedsgeschenk übergaben sie einen hölzernen Heiligen Florian.
Nach Ybbs holt Bischof Schwarz nun den bisherigen Dechant Krzysztof Nowodczynski aus seiner früheren Diözese Gurk-Klagenfurt. Er soll am 1. September seinen Dienst antreten, wurde angekündigt.