Chronik/Niederösterreich

Nach Abschiebe-Stopp: Afghane hofft auf Lehrlingsregelung

Wie einen Star trugen ihn zwei Mitschüler auf Schultern durch die Fachschule für Sozialberufe in Langenlois im niederösterreichischen Bezirk Krems. Schulschwestern, Lehrer, Flüchtlingshelfer und Schulkollegen waren Dienstagvormittag in der Aula zusammen gekommen, um Ziaulrahman Zaland wieder in die Arme zu schließen. Großer Jubel war zu hören.

„Ich bin so dankbar, was alle für mich getan haben“, sagt der 22-jährige Asylwerber aus Afghanistan, der seit Sonntag im Polizeianhaltezentrum Roßauer Lände in Wien auf den Abflug wartete: „Mir wurde bewusst, dass mein Leben in Gefahr ist, wenn ich wieder in Kabul bin.“ Schülerdemos und Protestbriefe an führende Politiker zeigten am Montag offensichtlich Wirkung, um seine Abschiebung zu stoppen – vorerst. Bis klar ist, ob ein neues Gesetz, das am Mittwoch im Nationalrat beschlossen werden soll, auch für ihn gilt.

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Folter

Wie berichtet, droht dem 22-Jährigen wegen eines negativen Asylbescheids die Abschiebung. Und das, obwohl er als ehemaliger Militärangehöriger, wie er sagt, von Taliban gefangen gehalten und gefoltert wurde.

Sieben Polizisten inklusive Diensthund standen Samstagabend vor dem Kloster der Schulschwestern in Langenlois, um den jungen Mann abzuholen. Schon in der Nacht auf Dienstag hätte sein Flug in die afghanische Hauptstadt Kabul gehen sollen.

„Es ist uns eine Atempause geglückt“, freut sich Charlotte Ennser von der Flüchtlingshilfe Langenlois. Dass ein gut integrierter Flüchtling ausgewiesen werden soll, ärgert sie. Seit vier Jahren besucht „Zia“, wie er von seinen Mitschülern genannt wird, die Fachschule und kann im kommenden Juni seine Ausbildung abschließen. „Ich wusste, wenn ich in Österreich eine Chance haben will, muss ich die Sprache beherrschen. Tag und Nacht habe ich dafür gelernt“, erzählt Zaland auf Deutsch.

Krankenpfleger

Sein Traum wäre, nach dem Schulabschluss die Ausbildung zum Krankenpfleger zu machen. „In dieser Branche hat Österreich großen Bedarf“, weiß Schulschwester Hildegrund. Flüchtlingshelfer Wolfgang Almstätter hofft, dass er zumindest in „die tolerantere Regelung reinfällt“. Die besagt, dass die Ausreiseverpflichtung für abgewiesene Asylwerber erst nach der Lehrabschlussprüfung in Österreich beginnt.

Laut Innenministerium fällt „Zia“ aber nicht in diese Regelung. „Ein anderer Aspekt, der mir nicht bekannt ist, wird die Kollegen des Bundesamts für Fremdenrecht und Asyl dazu bewogen haben, ihn vorerst nicht abzuschieben“, erklärt ein Ministeriumssprecher.

Unterdessen übt FPÖ-Klubchef und Ex-Innenminister Herbert Kickl scharfe Kritik an der gestoppten Abschiebung und bezeichnet den Vorgang als „neuerliche Willkürentscheidung des Innenministeriums nach öffentlichem Druck“. Was aktuell geschehe, sei „eigentlich schon kabarettreif und verhöhnt ganz offen unseren demokratischen Rechtsstaat“, poltert Kickl.