Chronik/Niederösterreich

Lichtenwörth: Jagdentzug und Rauswürfe nach SPÖ-Machtverlust

Anonyme Anzeigen, politische Rauswürfe, ein Ausschluss aus der honorigen Jagdgesellschaft: Seit die SPÖ in Lichtenwörth (Bezirk Wiener Neustadt-Land) bei der Wahl vor einem Jahr die absolute Mehrheit und damit den Bürgermeistersessel verloren hat, fliegen gelinde ausgedrückt im Ort die Fetzen.

Ex-Bürgermeister Harald Richter wurde dieser Tage wegen seiner „bauernfeindlichen Einstellung“ und einer vermeintlich anonymen Anzeige aus der örtlichen Jagdcommunity geschmissen. Auch in Richters früherem SPÖ-Umfeld rumort es kräftig. Drei seiner engeren Vertrauten aus den Reihen der alten SPÖ werden intern ihrer Funktionen enthoben. Umwelt-Gemeinderat Daniel Hemmer sollen seine kritischen Äußerungen zum Bau der Ostumfahrung zum Verhängnis geworden sein.

Weil er sich nicht an den parteiinternen Kurs gehalten und als Umweltschützer kritisch gegen das Projekt auftritt, sei er mundtot gemacht worden, so der Gemeinderat. Auch seine Parteikolleginnen Karin Spitzer und Günay Aydemir-Güldü sollen bereits in der nächsten Sitzung aus den Ausschüssen fliegen. 

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Bezirks-SPÖ will Wogen glätten

SPÖ-Fraktionschef Harald Ringhofer gingen auf KURIER-Anfrage die Nerven durch: „Die Interna gehen niemanden etwas an“, herrschte er ins Telefon, bevor er auflegte. Nun wollen in den kommenden Tagen SPÖ-Bezirksparteichef Reinhard Hundsmüller und Abgeordneter Alfredo Rosenmaier klärende Gespräche in der Ortsgruppe führen. „Immer wenn man den Bürgermeistersessel und damit die Macht verliert, herrscht danach eine gewisse Orientierungslosigkeit. Es geht jetzt darum, die richtige Richtung zu finden“, sagt Hundsmüller.

Anzeige existiert nicht

Richter selbst bekam nun die "Retourkutsche" für seinen harten Kurs als Bürgermeister gegen die örtliche Bauernschaft und die ÖVP, heißt es von Seiten der Jägerschaft. Es wurde ihm eine anonyme Anzeige gegen die Agrargemeinschaft wegen illegaler Ablagerungen im Hochwasser-Schutzgebiet zugeordnet.

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Bei der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt weiß man jedoch nichts von dieser ominösen Anzeige. Richter sieht sich als Opfer einer Verleumdung. Als Reaktion wurde ihm vom Jagdausschuss das Ausgehrecht für zwei Jahre entzogen. „Das ist reinstes Mobbing“, so Richter. 

Er hatte in seiner Amtszeit keinen Konflikt mit der Bauernschaft gescheut. Selbst mit der Polizei war er gegen die Landwirte vorgegangen. Weil die Bauern 2017 angekündigt hatten, die maroden Güterwege zu ihren Feldern selbst und auf eigene Kosten zu sanieren, rief der Bürgermeister damals die Exekutive zu Hilfe. Zu einer Anzeige wegen Besitzstörung, wie er sie angekündigt hatte, kam es allerdings nicht. Der Eskalation war ein erbitterter Streit um die Wegesanierung im Ort voraus gegangen.