Chronik/Niederösterreich

Klimaticket alleine reicht nicht: Ruf nach besseren Öffis

Einen Tag vor dem bundesweiten Start des Klimatickets am heutigen Nationalfeiertag, waren gestern in der Ostregion die regionalen Öffi-Klimatickets bereits gültig. Zur Begrüßung der günstigeren Jahresfahrkarte für Bahn und Bus, die Pendlern bis zu 61 Prozent der Fahrtkosten zur Arbeit erspart, erinnerte die ÖVP in NÖ die Bundespolitik auch gleich an ihren Wunschkatalog in ihrem „1.2.3. Mobilitätsplan“. Nicht nur billiger, sondern auch bequemer und besser müsse die Infrastruktur im Öffentlichen Verkehr (ÖV) ausgestattet werden, forderte ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner.

„Wir brauchen bessere und bequemere Angebote. Dazu brauchen wir den Bund als Partner und nicht als Bremser“, richtete Ebner aus. Ziel müsse es sein, dass der Öffi-Verkehr so attraktiv ist, dass ihn die Leute wirklich annehmen und umsteigen. Konkret geht es um mehr Sitzplätze in Zügen und bessere Taktfrequenzen.

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In NÖ habe man am Tag nach der Einigung zum Einstieg des Verkehrsverbundes Ostregion (VOR) in das bundesweite Klimaticketsystem bereits die Werbetrommel dafür gerührt, berichtete Ebner. 30.000 Flyer wurden von den ÖVP-Leuten vor 75 Bahnhöfen und Busterminals verteilt. Weitere Werbemaßnahmen werden folgen, schilderte er.

Pendler im Fokus

Um den 850.000 nö. Pendler, von denen 200.000 in Wien arbeiten, Angebote zu bieten, seien die jährlichen Betriebsmittel für den ÖV gewaltig gestiegen. Mit 140 Millionen Euro haben sich diese Kosten im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdreifacht, schilderte Ebner. Und die angebotene Kilometerleistung in NÖ wurde von 70 Millionen im Jahr 2011 auf heuer knapp 90 Millionen angehoben.

Kontraproduktiv, prangerte Ebner an, seien aber Züge, die im Großraum Wien zu bestimmten Zeiten mit 130 Prozent überfüllt sind und in denen es an Sitzplätzen mangelt. Der für die nächsten 30 Jahre in der Ostregion erwartete Bevölkerungszuwachs von 11 Prozent und das Wiener Parkpickerl bedeuten zusätzlich Druck für die Region um die Bundeshauptstadt. Neben dem raschen Ausbau wichtiger Linien, wie der Franz-Josefs-Bahn oder der Pottendorfer-Linie in den Süden sei die Schaffung einer zweiten Schienenachse durch Wien unbedingt notwendig. Ebner: „Das Nadelöhr Wien muss aufgelöst werden“.

Dass eine Verbilligung der Fahrkarten nicht automatisch auch die Erhöhung der Nutzungsfrequenz bedeutet, glaubt die ÖVP am Beispiel der Wiener Linien belegen zu können. In Wien brachte das 365-Euro-Jahresticket zwischen 2012 und 2019 eine Steigerung der Jahreskartenverkäufe von 134,2 Prozent. Die jährlichen Fahrgastzahlen wurden aber nur um 9,8 Prozent gesteigert. Dabei lag der Bevölkerungszuwachs zwischen 2011 und 2019 bei 11,4 Prozent. Das lässt für den Mödlinger ÖVP-Abgeordneten Martin Schuster den eindeutigen Schluss zu: „Billige Tickets sind das eine. Wenn sich das Angebot jedoch nicht ändert, werden nicht mehr Leute weg von der Straße hin zu den Öffis wechseln“.