Jungadler aus den Donau-Auen flog bis nach Weißrussland
Ein junger Seeadler aus dem Nationalpark Donau-Auen ist bis Weißrussland geflogen - ein Rekord. Der Vogel war einer von vier Jung-Seeadlern, die heuer im Nationalpark von Mitarbeitern des World Wide Fund for Natures (WWF) besendert worden waren. Im Sommer verließen die Greifvögel ihre Horste. Jetzt wurden die Senderdaten ausgewertet, teilte die Naturschutzorganisation am Mittwoch mit.
Jungadler Davina gelangte dabei eben bis Weißrussland. „Eine so weite Reise österreichischer Jungadler in den Osten Europas konnten wir bisher noch nie dokumentieren. Das unterstreicht die Wichtigkeit länderübergreifender Schutzmaßnahmen, ohne die es die Tiere nicht mehr in ihre ursprüngliche Heimat zurückschaffen, um selbst für Nachwuchs zu sorgen“, erläuterte WWF-Seeadlerexperte Christian Pichler.
Zwei weibliche und zwei männliche Jungadler wurden im Frühling von Experten mit Sendern ausgestattet, um neue Daten für das erfolgreiche Kooperationsprojekt des WWF Österreich und Nationalpark Donau-Auen zu liefern. Davina, Diane, Dante und Darius - diese Namen wurden ihnen mittels Facebook-Voting von Seeadlerfans gegeben.
Diane verlor ihren Sender noch im Juni. Die drei anderen Greifvögel liefern seit ihrem Ausfliegen laufend Informationen über den aktuellen Aufenthaltsort via GPS. Dante zieht bisher in der Region Wien-Bratislava und im Waldviertel seine Kreise. Darius flog bereits bis nach Tschechien. Davina stellte mit ihrem weiten Streifzug einen neuen Osteuroparekord aller bisher im Projekt besenderten Seeadler auf.
Mensch ist größte Bedrohung
„Neben den Fachleuten im Schutzprojekt werden auch unsere Gäste im schlossORTH Nationalpark-Zentrum die spannenden Flugrouten von Davina, Dante und Darius virtuell nachverfolgen können“, betonte Nationalparkdirektorin Edith Klauser. Denn die Seeadlerausstellung im Aussichtsturm des Ausflugsziels wird 2021 um aktuelle Informationen der heuer besenderten Jungtiere ergänzt. Das Flugverhalten der Nationalpark-Adler ist dort via digitaler Europakarte abrufbar.
Die Besenderung der Jungadler liefert wichtige Erkenntnisse über ihre Flugrouten und Lebensräume nach dem Verlassen der Elternreviere, in die sie meist nach vier bis fünf Jahren zurückkehren, um selbst zu brüten. „Auf Basis der Senderdaten können wir die internationale Zusammenarbeit im Seeadlerschutz laufend optimieren. Todesfälle sind so rasch nachvollziehbar und besser zu verhindern.
Denn trotz alljährlicher Bruterfolge stellen illegale Verfolgung durch Abschüsse und Vergiftungen oder Kollisionen mit Windrädern die größten Bedrohungen für die langsam wachsende, streng geschützte Population dar“, sagte Pichler.
Seeadler gehören mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,3 Metern zu den größten Adlern Europas. Nach der Ausrottung waren sie jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Gesamteuropäische Schutzbemühungen führen seit 2001 zur erfolgreichen Rückkehr.
Österreich bietet aktuell etwa 35 bis 40 Seeadler-Brutpaaren geeigneten Lebensraum. Im Nationalpark Donau-Auen haben in der Saison 2020 fünf Brutpaare insgesamt sechs Jungvögel großgezogen.