Gier oder Ehre? Neun gegen einen in Vösendorfer Nachtclub
Von Stefan Jedlicka
Es war eine kurze, aber wohl heftige Auseinandersetzung am 12. September des Vorjahres in der Vösendorfer „Event Arena“. Er sei von mehreren Angreifern geschlagen und getreten worden, behauptet der Veranstalter der Party im Nachtclub – und als diese schließlich von ihm abließen, seien seine Luxusuhr im Wert von rund 25.000 Euro, eine Goldkette sowie 2.000 bis 3.000 Euro Bargeld, die er bei sich getragen habe, verschwunden gewesen.
Neun Verdächtige hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt in diesem Fall ausfindig gemacht. Der Vorwurf: Raub. Die Wiener mit nordmazedonischem Hintergrund - manche miteinander verwandt - sollen den Überfall gemeinsam geplant und ausgeführt haben. Doch das bestritten die Beschuldigten am Donnerstag zu Beginn des Prozesses am Landesgericht Wiener Neustadt. Grund für die Eskalation sei vielmehr ein schon länger schwelender Streit gewesen.
Schläge statt Versöhnung
Denn zwei der Angeklagten seien etwa drei Monate zuvor vom nunmehrigen Opfer mit Gewalt aus der Event Arena geworfen und beleidigt worden. „Er ist mit zehn anderen mit Elektroschockern, Eisenstangen und Messern auf uns losgegangen“, behauptete einer von ihnen vor Gericht. Seither habe man sich um eine Aussprache bemüht, die aber stets abgelehnt worden sei. Am 12. September fuhr man daher spätabends zum Club - angeblich spontan, ohne vorherige Planung. Dort habe man versucht, mit dem Mann zu sprechen. „Aber er hat sofort ausgeholt, um zuzuschlagen. Da haben wir uns gewehrt“, schilderte einer der Beschuldigten.
Allerdings sei die Auseinandersetzung schon nach wenigen Sekunden wieder vorbei gewesen, behauptete er. Drei Mitglieder der Gruppe hätten überhaupt nicht eingegriffen, sondern seien geflüchtet. Sie bekannten sich am Donnerstag nicht schuldig.
"Kein Raub"
Beraubt habe man das Opfer jedenfalls nicht. Dies strich auch Rechtsanwalt Rudolf Mayer, Verteidiger eines Angeklagten, hervor: „Hier sitzt keine Räuberbande, sondern eine Gruppe von Männern, die jemandem eine Abreibung verpassen wollten.“ Und er lieferte auch gleich eine Begründung für das fehlende Motiv: „Die Familie leidet nicht an Geldnot, sonst könnten sie sich mich ja nicht leisten.“
Tatsächlich weisen nur zwei Angeklagte Vorstrafen auf, bis auf einen gehen derzeit alle ordentlichen Berufen nach. Und Mayer zweifelt, ebenso wie die Verteidiger der weiteren Beschuldigten, die Aussage des Opfers an. Bei diesem seien nach dem Zwischenfall im Krankenhaus lediglich Prellungen ohne sichtbare Wunden festgestellt worden. „Das würde anders aussehen, wenn neun Männer auf ihn eingeprügelt und -getreten hätten“, so Maier. Zudem habe der angeblich Beraubte in seiner ersten Einvernahme bei der Polizei das Verschwinden seiner Wertgegenstände noch mit keinem Wort erwähnt, sondern erst später.
Am nächsten Prozesstag werden nun das Opfer und Zeugen der Tat zu Wort kommen.