Chronik/Niederösterreich

Ermittlungen nach Vorwurf des Quälens von Pflegeheim-Bewohnern in NÖ

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat in Zusammenhang mit Vorwürfen gegen vier Mitarbeiter eines Pflegeheims in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Laut Anklagebehörde soll es mehrere Opfer geben. "Aktuell wird wegen des Quälens und/oder Vernachlässigens wehrloser Personen sowie des sexuellen Missbrauchs wehrloser Personen ermittelt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Karl Wurzer, am Mittwoch auf APA-Anfrage.

Der Verdacht von Übergriffen auf Bewohner des Heims richtet sich gegen vier Pfleger - drei Frauen und einen Mann - im Alter von 30 bis 45 Jahren. Die Tatvorwürfe sollen bis ins heurige Jahr hineinreichen - wie lange der Zeitraum war, ist laut Staatsanwaltschaft Gegenstand von Ermittlungen, ebenso die Zahl der Opfer. Weiters wird geprüft, ob es körperliche Folgen bzw. Verletzungen gab.

Tathandlungen bei Nahrungsverabreichung

Zu den Anschuldigungen konkretisierte Wurzer, dass Tathandlungen in Zusammenhang mit der Nahrungsverabreichung stattgefunden haben sollen. So soll teilweise Bewohnern Nahrung verweigert worden sein. "Weiters wird geprüft, ob die Medikation korrekt erfolgt ist", sagte der Sprecher. Über einzelne Ermittlungsschritte werde keine Auskunft gegeben, betonte Wurzer.

Das Quartett soll sich in einer WhatsApp-Gruppe ausgetauscht haben. Einmal soll das Mobiliar eines Patienten laut "Kronen Zeitung" beschädigt und der Vorfall dem Bewohner angehängt worden sein, damit er verlegt wurde.

Der Betreiber SeneCura hat die betroffenen Mitarbeiter nach Bekanntwerden der Vorwürfe freigestellt und eine Untersuchungskommission zur Klärung der Vorwürfe eingesetzt. Eine Sachverhaltsdarstellung wurde an die Staatsanwaltschaft geschickt.

Erinnerung an Causa Kirchstetten

Die Vorwürfe erinnern an die Causa Kirchstetten. Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen im Herbst 2016 wurde jahrelang ermittelt, heuer im Februar wurden vier nicht rechtskräftige Schuldsprüche gegen vier ehemalige Beschäftigte des Pflegeheims im Bezirk St. Pölten-Land gefällt.

Das Quartett soll in der Einrichtung im Zusammenhang mit der Tätigkeit als Pfleger bzw. Pflegehelfer im Jahr 2016 über mehrere Monate hinweg alte Menschen geschlagen und beschimpft haben, die hilflosen Betroffenen gequält und Bewohner zu heiß geduscht haben. Die Angeklagten - drei Frauen und ein Mann - wurden am Landesgericht St. Pölten zu bedingten Haftstrafen im Ausmaß von zwölf bis 18 Monaten verurteilt.