Wiesener Anananas-Erdbeere: Die Zeit für süße Früchte hat begonnen
Das Warten hat ein Ende: In Wiesen (Bezirk Mattersburg) gibt es die ersten frischen Erdbeern zu kaufen, die Ernte im Freiland hat begonnen. Kunden tragen die süßen Ware vom Hof von Produzent Christoph Ramhofer. Auch Kunden aus Wien scheuen die Anreise nicht für den Genuss der „Ananas-Erdbeere“.
Im Folientunnel hat die Haupternte schon vor rund 14 Tagen gestartet. „Im Freiland ist der Saisonstart heuer eine Woche später, bedingt durch den kühlen April“, erklärt Ramhofer. Durch das warme Wetter und die vielen Sonnenstunden der vergangenen Tage könne nun mit dem Ernten begonnnen werden. Diese Woche werde es „richtig losgehen“, sagt Ramhofer, der noch auf etwas Niederschlag hofft. Er rechnet dieses Jahr mit einer durchschnittlichen Erntemenge und einer „Top-Qualität“.
Erntemenge
In Österreich werden auf 1.200 Hektar Fläche Erdbeeren angebaut. Die Erntemenge betrug laut Statistik Austria im Vorjahr 14.267 Tonnen. Die Hauptanbaugebiete liegen in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark
Betriebe
Im Burgenland bewirtschaften 40 Betriebe 70 Hektar Erdbeerfläche. Das Hauptanbaugebiet ist im Bezirk Mattersburg, in der Region rund um Wiesen. Vor 30 Jahren wurden allein in Wiesen noch auf 600 Hektar Erdbeeren angebaut
300Tonnen
Erdbeeren werden etwa pro Jahr in Wiesen geerntet. Der Großteil wird im Freiland angebaut.
Produktionskosten gestiegen
Durch Preissteigerungen sind auch die Produktionskosten für die Bauern um rund ein Drittel gestiegen, sagt Michael Habeler, Obst-Produzent und Obmann der Genussregion Wiesener Ananas-Erdbeere. „Natürlich können wir diese Kosten nicht alle an die Konsumenten weitergeben.“ Elf Euro kostet ein Kilogramm der süßen Köstlichkeit, zehn Prozent mehr als im Vorjahr.
Habeler selbst baut die saftig-süßen Vitaminbomben auf sechs Hektar Fläche an, ein kleiner Teil gedeiht im Folientunnel. Weil die Erdbeeren dort vor Unwettern geschützt sind und die Erntezeit verlängert werden kann, hat der Landwirt schon an einen Ausbau gedacht. Doch wegen der gestiegenen Preise für Stahl für den Folientunnel wird daraus vorerst nichts.
Kein Problem mit Erntehelfern
Im Gegensatz zu anderen Landwirten können die Wiesener Erdbeerproduzenten dafür nicht über zuwenig Erntehelfern klagen. „Fast alle gehören zum Stammpersonal, das schon seit Jahrzehnten bei uns arbeitet“, sagt Habeler. Die meisten von ihnen kommen aus Kroatien und Rumänien.
Trend zu Regionalem
Bei den Konsumenten erfreut sich die Erdbeere jedenfalls großer Beliebtheit. „Sie ist das erste saisonale und regionale Freilandobst“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich. Die Pandemie habe „einen Schub zu mehr Regionalität gebracht“.
Um sogenannten Schummelhändlern, die Erdbeeren als heimische Ware anbieten, obwohl sie aus dem Ausland kommen, einen Riegel vorzuschieben, sollten Konsumenten genau schauen. „Beim Kauf gilt es, genau auf die Herkunft zu achten oder die Früchte direkt beim Erdbeerbauern aus der Region zu beziehen“, rät Berlakovich. Denn Erdbeeren, die im April beim Verkaufsstand angeboten werden, können nicht aus dem Burgenland stammen.
"Älteste Erdbeergemeinde-Österreichs"
Wiesen gilt als Österreichs älteste Erdbeer-Gemeinde, sagt Bürgermeister Matthias Weghofer. Seit etwa 150 Jahren wird die Frucht hier angebaut. Nachdem die Reblaus den Weinstöcken zugesetzt hatte, haben die Bauern statt Reben Erdbeeren angebaut.
Um 1870 sollen zwei Wiesener die ersten „Ananaspflänzchen“ - vermutlich von Deutschland- nach Wiesen gebracht haben. Besondere Verdienste um die Erweiterung der Kulturen hatte sich der damalige Volksschuldirektor Johann Földös gemacht: Er war an der Einrichtung und Leitung der 1912 gegründeten „Erdbeerversuchsanstalt“ in Wiesen beteiligt. "Die Versuchsanstalt war mit dem Auftrag gegründet worden, neue Anananssorten Sorten zu erproben, zu akklimatisieren und dann an die übrigen Besitzer in Wiesen abzugeben", ist in der Ortschronik zu erfahren. Die Einrichtung wurde bis 1922 geführt.
Neue Erdbeerkönigin
„Botschafterin“ der Frucht war Erdbeerkönigin Nathalie Ramhofer. Die 17-Jährige hat ein Jahr lang die Erdbeeren bei Anlässen repräsentiert. Am Sonntag endete ihre „Regentschaft“. Die Bevölkerung hat eine neue Königin gewählt: Antonia Cubert hat das Rennen für sich entschieden.