Wie im Burgenland gemeinsam grüne Energie erzeugt wird
Erneuerbare Energie ist im Burgenland gut sichtbar. Einerseits dank der zahlreichen Windräder im Norden, andererseits anhand der immer mehr und größer werdenden Fotovoltaikflächen auf Häusern, Hallen oder öffentlichen Gebäuden.
Das Interesse ist ungebrochen hoch, wie viele Leserbriefe bestätigen: Dieser Tage einen Termin bei einem Energie- oder Fotovoltaik-Berater zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Und auch was die Lieferzeiten für so manche Produkte betrifft, ist derzeit Geduld gefragt.
Die steigende Lust am selbst produzierten grünen Strom gipfelt neuerdings in sogenannten Erneuerbaren-Energiegemeinschaften (EEG). Im Südburgenland wurde unlängst die bisher größte Österreichs in Betrieb genommen. Fünf Kommunen und über 200 Interessierte sind daran beteiligt, die Ersparnis bei den Stromkosten soll für einen durchschnittlichen Haushalt bei 10 bis 15 Prozent liegen.
Die EEG wurde auf Basis eines Vereins organisiert, in dem alle öffentlichen Einrichtungen, Vereine, Unternehmen und private Haushalte zusammenwirken. Die Verwaltung und Abrechnung erfolgt über die „Team4.energy-Plattform“ von Energieexperten Andreas Schneemann.
Die EEG im Südburgenland wird nicht die letzte ihrer Art im Burgenland bleiben. In Oberpullendorf hatte die Initiative „BLOP!“ (für ein lebenswertes Oberpullendorf) im Vorjahr die Idee zu einer solchen EEG. Josef Buchinger, beruflich ein Experte im Bereich erneuerbarer Energie und Mitglied von BLOP!, erklärt das Prinzip so: „Lokal erzeugte erneuerbare Energie kann auch wieder lokal, das heißt im eigenen Ort, verbraucht werden. Die Wertschöpfung bleibt in der Gemeinde und Energieimporte können deutlich verringert werden.“
Die Teilnehmer einer EEG würden durch selbstbestimmte Strompreise, geringere Netzkosten und den Entfall diverser Stromabgaben profitieren. Prinzipiell könne jede elektrische Anlage mit einem Stromzähler in Oberpullendorf – egal ob Wohnung, Haus, Gewerbebetrieb, oder Verein – mitmachen, so Buchinger. Alle Teilnehmer einer EEG müssen an dieselbe Trafostation (Niederspannung) und/oder an ein Umspannwerk (Mittelspannung) angeschlossen sein.
Fotovoltaik
2020 wurden in Österreich Flächen mit einer Leistung von 341 Megawatt installiert
Förderung
Das Land fördert Fotovoltaik- und Speicheranlagen mit einer Leistung von bis zu 10 kWp
EEG
Erneuerbare Energie-Gemeinschaft kann aus Privaten, Gemeinden, Klein- und Mittelunternehmen oder auch lokalen Behörden bestehen
Mehr Informationen
Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften: energiegemeinschaften.gv.at
Erforderlich sei neben einem Smart-Meter auch die Teilnahme an einem Verein. „Beim bisherigen Stromanbieter kann man weiterhin bleiben, um den Strom zu kaufen, den man nicht aus der Gemeinschaft bezieht, etwa in der Nacht“, führt Buchinger aus.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „Energiegemeinschaften 2021“ durchgeführt. Etwa 20 Interessenten gebe es bereits, sagt der Energieexperte, auf etwa 40 Teilnehmer wolle man vorerst kommen.
Zu den Interessenten gehören unter anderem die Raiffeisenbank Burgenland Mitte (RBBM), auf deren Dach sich einige der künftigen „Energiegemeinschafter“ trafen, schildert Buchinger. „Für uns ist die Teilnahme an einer Energiegemeinschaft in vielerlei Hinsicht spannend. So können wir auch unserem sozialen und nachhaltigen Engagement Ausdruck verleihen“, sagt RBBM-Vorstandsdirektor Josef Koller.
In Oberpullendorf setzt die Initiative hauptsächlich auf Fotovoltaik, theoretisch sei aber auch Energiegewinnung aus Biogas möglich. BLOP! lädt am 30. März (19 Uhr) zu einer Informationsveranstaltung in den Rathaussaal Oberpullendorf. Dabei werden die Grundlagen einer EEG erklärt, Fragen beantwortet, sowie die konkreten nächstem Schritte dargelegt – Details auf blop.at.
In Bernstein hat eine ähnliche Informationsveranstaltung bereits stattgefunden. Rund 80 Besucher wollten sich über die Möglichkeiten einer EEG informieren. Ebenfalls ein sichtbares Zeichen für steigendes Interesse.