Vogelgezwitscher wird immer leiser
Von Roland Pittner
Alle Vöglein sind schon da, heißt es im Kinderlied. Doch in den vergangenen zwei Dekaden sind immer weniger Vögel auf Feld und Flur zu sehen und zu hören. Die Zahlen seien dramatisch. „Seit dem Jahr 1998 zeigen wir mit dem sogenannten Farmland Bird Index (FBI) die Entwicklung der Vogelpopulationen in Österreich auf. Seither ist der Wert um 43,7 Prozent gefallen und liegt daher im bisher schlechtesten Jahr 2018 bei nur mehr 56,3 Prozent“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von Birdlife Österreich.
Sensible Arten
Besonders sensible Arten sind heute selten geworden, wie Kiebitz, Grauammer oder Schwalbe. Derzeit gebe es laut Birdlife gerade noch 3.500 Rauchschwalbenpaare und rund 2.000 Mehlschwalbenpaare im Burgenland. Es fehlt an geeigneten Nistmöglichkeiten und auch das Nahrungsangebot werde für die Vögel knapp.
Manche Arten sind auch vollständig aus dem Burgenland verschwunden. „Wir wollen in Zusammenarbeit mit der Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich im Rahmen des Projekts ,Vogelsterben im Burgenland – Analyse und Schutzmaßnahmen’ diesem Phänomen entgegenwirken“, erklärt Landeshauptmann Stellvertreterin Astrid Eisenkopf.
In einem ersten Schritt soll ausgearbeitet werden, welche Vogelarten im Burgenland Bestandsrückgänge aufweisen und schutzbedürftig sind. „Dabei werden wir uns ansehen, ob die Bestandssituation dieser Arten in den Europaschutzgebieten wie Neusiedler See-Seewinkel, Hanság oder auf der Parndorfer Platte günstiger ausfällt“, erklärt Projektleiter Michael Dvorak. Die Abgrenzung von Gebieten, in denen sich die Kulturlandvögel noch halten konnten, steht im Fokus des Projekts. Diese „Vogelrefugien“ sollen zukünftig die Grundlage für die Auswahl von Regionen und Gebieten wie etwa ÖPUL-Projektbereiche sein, in denen gebündelt Schutzmaßnahmen angewendet werden.
„In einem zweiten Schritt setzen wir Sofort-Maßnahmen für die im Moment am stärksten gefährdeten und schutzbedürftigsten Vogelarten im Kulturland, explizit für Kiebitz, Grauammer, Finken und Schwalben“, erörtert der Projektleiter. Um die Populationen langfristig in den Regionen zu verankern, wird es eine enge Zusammenarbeit mit Landwirten, Grundstückseigentümern und Gemeinden geben. Zudem ist angedacht, im Burgenland tätige Vereine und Organisationen, wie BERTA (Burgenländische Einrichtung zur Realisierung Technischer Agrarprojekte), in der Umsetzung von Maßnahmen, die über diesen Projektrahmen hinausgehen, mit einzubeziehen. Das für eineinhalb Jahre anberaumte Vorhaben hat ein Gesamtvolumen von 120.000 Euro. „Mit diesem Projekt setzen wir konkrete Maßnahmen, um diese negative Entwicklung zu stoppen und unsere einmalige Vogelvielfalt zu bewahren“, betont Eisenkopf.