Chronik/Burgenland

Tafeln erleben einen neuen Ansturm

Einfach sei es nie gewesen. „Aber jetzt ist es dramatisch“, sagt Andrea Roschek.

Seit 14 Jahren bemüht sich die Gründerin der Pannonischen Tafel – kurz PanTa – als Brücke zwischen Mangel und Überfluss im Burgenland zu fungieren. Ihr Engagement ist in der Corona-Krise gefragter denn je.

Es sind nicht nur mehr Menschen, vorwiegend Mindestpensionisten und Alleinerzieherinnen, die das Angebot der Sozialeinrichtung in Anspruch nehmen: „Es trifft Leute, die nicht damit gerechnet hätten, in so eine Situation zu kommen“, so Roschek.

600.000 Kilo Lebensmittel

Täglich gebe es fünf bis sechs Neuanmeldungen an den beiden Standorten in Eisenstadt und Stoob-Süd. Knapp 600.000 Kilo Lebensmittel wurden im Vorjahr weitergegeben, heuer dürfte es noch mehr werden.

Gefragt sind aber nicht nur Essen, Kleidung und Spielzeug bei jenen, deren Einkommen kaum für Lebensnotwendiges reicht. Die psychische Belastung der Klienten steige.

Die Sozialarbeiterin, die schon länger für die PanTa tätig ist, komme mit ihrer Arbeit kaum noch nach. Leute, die jetzt durch Krankheit, Jobverlust oder Kurzarbeit in eine Krise geraten, hätten oft nicht die Kraft, die neuen Herausforderungen zu bewältigen, sagt Roschek. Bei der PanTa versucht man, die Klienten so gut wie möglich zu unterstützen, zuzuhören und Begleitung bei Behördenwegen anzubieten.

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Fehlende Einnahmen

Auch wenn die Nachfrage steigt, so sei schwierig, die fehlenden Einnahmen – wie bisher etwa durch Veranstaltungen – zu kompensieren. Gleichzeitig würden die Kosten für den laufenden Betrieb steigen.

Um auch Leute, die nicht mobil sind, in den Dörfern zu erreichen, hat die PanTa einen „Bäckerwagen“, bei dem die Lebensmittel aus dem Auto heraus verkauft werden können. Weil der Wagen aber reparaturbedürftig ist, sei man auch hier auf Spenden angewiesen.

18 Mal um die Welt

Auch Eva Maria Hackl, Landeskoordinatorin der Team Österreich Tafeln (TÖT) im Burgenland, hat alle Hände voll zu tun. Vor elf Jahren hat das Rote Kreuz die Initiative mit Ö3 ins Leben gerufen. Geplant sei ursprünglich ein Einsatz für einige Monate gewesen.

Jetzt zieht man beim Roten Kreuz im Burgenland Bilanz über die ersten zehn Jahre: 18-mal sind die Mitarbeiter im Dienste der Tafel quasi um die Welt gefahren und haben Lebensmittel mit einem Gewicht von 985 Rettungswägen verteilt.

Bilanz 2020

Alleine im Vorjahr haben die 522 Mitarbeiter der TÖT  an die rund 1.000 registrierten Kunden  rund 357.000 Kilo Lebensmittel verteilt. Mittlerweile gibt es acht Standorte im Land, jener in Mattersburg wurde vor Kurzem eröffnet.

Hat man den Wohnsitz im Burgenland und überschreitet eine gewisse Einkommensgrenze nicht, kann man bei den Team Österreich Tafeln um 2 Euro einkaufen. "Die Warenpakete haben im Durchschnitt einen Wert von 60 bis 80 Euro", sagt Hackl.

Scheu überwinden

„Die Nachfrage im Burgenland ist seit dem Vorjahr gestiegen“, sagt die TÖT-Landeskoordinatorin. Manche Leute würden zuerst anrufen, weil sie sich nicht trauen, vorbeizukommen. Aber diese Scheu lege sich nach dem ersten Kennenlernen. Durch das Anstellen der Kunden vor dem Ausgabelokal würden, natürlich auf Distanz, Kontakte geknüpft.

Ehrenamtliche Mitarbeiter ausgefallen

Gestiegen sind bei den Tafeln der zeitliche und der finanzielle Aufwand etwa durch Bereitstellung von Masken und Desinfektionsmittel. Auch für die oftmals ehrenamtlichen Mitarbeiter, die meist reiferen Alters seien oder der Risikogruppe angehören, habe man Corona-bedingt Ersatz finden müssen. Beim Roten Kreuz sei das auch durch den Einsatz von Zivildienern oder jungen Freiwilligen gelungen. Bei der PanTa helfen öfters Asylwerber aus.

Einig sind sich die beiden Tafel-Leiterinnen auch : „Die Arbeit wird in Zukunft sicher nicht weniger.“

Neben Spenden werden immer ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht.

https://www.roteskreuz.at/burgenland

http://www.pannonischetafel.com

Spendenkonto PanTa: Raiffeisenlandesbank Burgenland

IBAN: AT37 3300 0000 0221 5523
BIC:   RLBBAT2E