Chronik/Burgenland

Kampf gegen Grundstücks-Spekulation

Ein Bauplatz in der Gemeinde Jois im Bezirk Neusiedl am See ist ein begehrtes Pflaster. 240 Euro werden im Schnitt für den Quadratmeter bezahlt, sagt Bürgermeister Hannes Steurer (ÖVP). Und es hat schon Gebote in Toplagen bis zu 500 Euro gegeben. Doch das war nicht immer so.

„Vor zehn Jahren hast du den Quadratmeter zwischen 55 bis 95 Euro bekommen“, sagt der Ortschef. Der Grund für die Entwicklung: Die Nachfrage nach Grundstücken steigt – und damit die Preise.

Fast täglich kämen derzeit Anfragen etwaiger Investoren mit Plänen für „überdimensionale Wohnprojekte“. Nun zieht die Gemeinde die Reißleine: Mit den Stimmen aller Fraktionen (ÖVP, SPÖ und GFJ) wurde im Gemeinderat ein Baustopp für die nächsten zwei Jahre erlassen.

Damit wolle man dem zu schnellen Wachsen der Gemeinde und etwaigen Grundstücksspekulanten Einhalt gebieten, aber auch jungen Joisern die Zukunft im Ort sichern, erklärt ÖVP-Gemeinderat Sascha Krikler.

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Eine vor drei Jahren geplante neuen Siedlung mit Wohnraum für 500 Personen habe er gestoppt, sagt Steurer. Jetzt werde für die Hälfte an Bewohnern gebaut.

Künftig, so das Credo, wolle man ein langsames Wachsen der Gemeinde. Priorität habe „die Nachrüstung der örtlichen Grundeinrichtungen“. Der Beschluss könnte Vorbildwirkung für andere Ortschaften der Region haben, um das „rasante Wachstum und den extremen Preisanstieg für Bauplätze“ einzubremsen, so Steurer.

Bauzwang beschlossen

Mit steigenden Grundstückspreisen hatte auch Wiesen (Bezirk Mattersburg) in den vergangenen Jahren zu kämpfen, sagt Bürgermeister Matthias Weghofer (ÖVP). Bis zu 140 Euro pro Baugrund werden bezahlt, „fast das Doppelte wie vor ein paar Jahren“.

Um das Horten von Bauplätzen zu unterbinden, hat die Gemeinde einen Bauzwang beschlossen. „Wir haben genug Nachwuchs im Ort, der Hausplätze braucht.“

Alle Hände voll zu tun hat auch die Gemeinde Weppersdorf (Bezirk Oberpullendorf), um Häuslbauern Grund und Boden bieten zu können. „Es ist wirklich schade, dass Jungfamilien mangels Bauplätzen in andere Gemeinden abwandern müssen“, sagt Vizebürgermeister Karl Degendorfer (SPÖ).

Viele bereits gewidmete und erschlossene Baugrundstücke stünden nicht zur Verfügung, weil die Eigentümer nicht verkaufen würden. „Seitens der Behörden sollten Möglichkeiten geschaffen werden, die Gemeinden ermächtigen, diese Grundstücke einer zusätzlichen Besteuerung zu unterziehen“, fordert Degendorfer. Werde binnen einer bestimmten Frist nicht gebaut, soll eine „Strafzahlung“ erfolgen.

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Raumplanungsgesetz wird novelliert

Auch im Büro des für Raumplanung zuständigen Landesrates Heinrich Dorner (SPÖ) kennt man die Probleme. Bis Jahresende soll daher das Raumplanungsgesetz dahingehend novelliert werden, dass „je nach Lage, Erschließung und Dringlichkeit eine bestimmte Mobilisierungsmaßnahme getroffen werden kann“, erklärt ein Sprecher des Landesrates.

Gemeinden sollen „als Bauland gewidmete, aber bislang nicht verfügbare Grundstücke für Zwecke der Bebauung mobilisieren können“. Wie das konkret gehandhabt werden soll, steht noch nicht fest

Dem Vernehmen nach werde bereits an eine Besteuerung brachliegender Grundstücke in der Höhe von ein bis zwei Prozent des Grundstückswertes gedacht. Bestätigen wollte man das im Büro des Landesrates nicht.

Immobilien: Preise steigen weiter – kein Ende in  Sicht

Die Preise für Immobilien haben im abgelaufenen Jahr wieder spürbar angezogen. „Bei Baugrundstücken haben wir jetzt die größte Bewegung nach oben mit plus 6 Prozent feststellen können“, sagt  der Obmann des Fachverbands der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich, Georg Edlauer, mit Verweis auf den aktuellen Immobilienpreisspiegel.


In Österreich wechselten 2019 rund 20.500 Baugrundstücke, 50.000 Eigentumswohnungen und rund 30.000 bebaute Liegenschaften den Eigentümer. Den größten Zuwachs bei den Transaktionen verzeichneten die Steiermark und das Burgenland.

Meiste Immobilientransaktionen im Bezirk Eisenstadt

Laut einer aktuellen Auswertung des Grundbuches aus dem vorliegenden 1. Quartal durch die Immobilienplattform willhaben und Immounited gab es im Bezirk Eisenstadt österreichweit  die meisten Immobilientransaktionen in Relation zur Bevölkerung.


Der Top-Grundstücksdeal des 1. Quartals war eine fast 110.000 Quadratmeter große Fläche in Pama; die teuerste Transaktion der Kauf eines Mehrfamilienhauses in Eisenstadt um 2,7 Millionen Euro.

Bei den Einfamilienhäusern liegt ein Objekt in Pinkafeld mit fast 500.000 Euro voran, die teuerste Wohnung wurde um 420.000 Euro in Oberwart verkauft. Im Vergleich zu den westlichen Bundesländern sind diese Preise übrigens extrem billig.