Chronik/Burgenland

Der fromme Adventmarkt mit ehrlichen Preisen

Das Jesuskind liegt in Frauenkirchen nicht in einem Schafstall wie in Bethlehem, sondern in einem ehemaligen Schweinestall. Im Franziskanerkloster Frauenkirchen wird allerdings schon seit Jahrzehnten kein Nutzvieh mehr gehalten. Und außerdem findet man im Adventmarkt von Pater Thomas Lackner und seinen Ordensbrüdern nicht nur ein Jesuskind, sondern mehrere – in Handarbeit aus Holz geschnitzt. Daneben werden Krippen, Weihnachtsschmuck und jede Menge potenzielle Geschenke für Heiligabend angeboten.

Die Besonderheit an diesem Weihnachtsmarkt liegt nicht nur an der Tatsache, dass er von Mönchen betrieben wird; auch das Bezahlen läuft unkonventionell ab. Die Preise starten bei Null Euro und werden von den Kunden festgelegt. „Der Klosterladen läuft schon lange nach diesem Prinzip und wir haben erlebt, dass 95 Prozent der Besucher ehrlich und anständig sind“, erzählt Pater Thomas beim Besuch des KURIER. Man habe die Erfahrung gemacht, dass auf diese Weise sogar mehr Geld hereinkomme als mit fixen Preisen.

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Bei den angebotenen Artikeln stehen zwar Preisschilder; welche Summe man am Ende des Marktbesuches in die Kasse wirft (oder am Bankomat-Terminal eingibt), bleibt aber jedem Besucher selbst überlassen.

Du sollst nicht stehlen

„Die Ehrlichkeit steckt im Menschen drinnen. Und für jene fünf Prozent, die sich damit schwer tun, haben wir die moderne Technik“, sagt Pater Thomas mit einem Lächeln.

In den Verkaufsräumen der Frauenkirchner Basilika wird auf Videoüberwachung gesetzt, um Missetätern auf die Schliche zu kommen. Langfinger haben bei dem Franziskaner-Pfarrer generell kein leichtes Spiel. Im Jahr 2014 hat der Geistliche einen Opferstock-Dieb eigenhändig in die Flucht geschlagen.

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Was vielen nicht bewusst sei: Wer in einer Religionsstätte stiehlt, macht sich des schweren Diebstahls schuldig, mahnt Pater Thomas. Die „potenzielle Verletzung religiöser Gefühle“ beim Stehlen in einer Kirche wird in der österreichischen Rechtsprechung nach wie vor streng berücksichtigt.

Als effektive Diebstahlsicherung hat sich in Frauenkirchen ein am Ausgang platzierter Spiegel entpuppt. Wer nach dem Bezahlen guten Gewissens hineinschauen kann, der ist im „ehrlichen Adventmarkt“ willkommen: „Der Spiegel erinnert manche Leute daran: Hoppla, eigentlich sollte ich noch etwas in den Opferstock werfen“, erläutert Pfarrer Lackner.

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Der Erlös des Adventmarktes fließt zur Gänze in die Instandhaltungsmaßnahmen von Basilika und Kloster, die jährlich mit rund 100.000 Euro zu Buche schlagen. Da der ehrliche Adventmarkt aufgrund des Lockdowns heuer später als sonst öffnete, wurde er bis Silvester verlängert.

Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Samstag 9 bis 18 Uhr, Sonntag 9 bis 20.30 Uhr.

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