Burgenland: Krisenfeste Kultur im Sommer
Von Stefan Jedlicka
Einen Kultursommer wie seit Jahren gewohnt, wird es im Burgenland heuer nicht geben. Etablierte Großveranstaltungen, wie die Operettenfestspiele in Mörbisch oder die Oper im Steinbruch St. Margarethen, finden aufgrund der Corona-Pandemie nicht statt. Doch die Kulturschaffenden des Landes stellen gerade in dieser Zeit ihre Kreativität unter Beweis und haben eine Vielzahl kleinerer Events auf die Beine gestellt.
So bieten etwa viele Weingüter mit Unterstützung von „Wein Burgenland“ kulturelle Alternativen. „Hunderte kleine Veranstaltungen von Nord bis Süd“, verspricht Georg Schweitzer, Geschäftsführer der Wein Burgenland. Unter den Stichworten „spontan – regional – kreativ“ wolle man Hoffeste, Picknicks direkt im Weingarten oder andere Veranstaltungen in Kooperationen mit heimischen Gastronomiebetrieben organisieren.
„Vielen Winzern war es bisher nicht möglich, den Jahrgang 2019 zu präsentieren. Mit regionalen Schmankerln, regionaler Kultur und heimischen Künstlern können das sehr stimmige Events werden“, meint Schweitzer.
"Kultürchen in Rust"
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld sagen Unterstützung „in Form von Bewerbungen, Koordination und kleinen finanziellen Starthilfen“ zu.
In Rust öffnet das Winzerpaar Schreiner sein „Kultürchen 2020“. Victoria Schreiner erzählt: „Nach anfänglichem Corona-Straucheln haben wir aus dem Zuspruch unserer Kundschaft Kraft geschöpft. Es freut uns, dass Kulturschaffende und Gastronomie von unserer Idee begeistert waren.“ Die Gastgeberin selbst will in gewohnt skurriler Manier als „Buchstabensuppe“ durch die Abende führen, Gasthäuser und Bauern aus der Region sorgen für die Verpflegung.
Im Programm des kleinen Kultursommers in Rust werden Michaela Frühstück, Katharina Tiwald und Doris Knecht Literarisches präsentieren, die böhmische Blasmusik von SuSGe und die Improvisationstheatergruppe „Fette Christa“ bringen Musik und Szenisches auf die Bühne. Der Büchertisch wird vom Weltladen in Eisenstadt gedeckt. Den Auftakt macht am 4. Juli David Kleinl mit einem „Märchenhörspiel für Groß und Klein“. 10 Euro Spende pro Person gehen an die Kulturschaffenden des jeweiligen Abends. Reservierung unter 0676/4214623 oder office@weinbau-schreiner.at.
Neue Lieder der Mayerin
Mit einer neuen Platte trotzt die Mayerin der Krise. Das erste Album „Sternschnuppn“ der burgenländischen Sängerin war von 0 auf Platz 4 in die österreichischen Longplay-Charts eingestiegen, auch in diversen TV-Shows ist sie regelmäßig zu Gast. 2019 gewann sie einen Amadeus Austrian Music Award. Nun ist sie mit neuen Songs zurück: „Musikalisch bewusst zwischen Dialektpop und Singer-Songwriting“.
„Leben heißt nicht, zu warten, bis der Sturm vorbeizieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen“, meint die Mayerin in Anspielung auf „Tanzen im Regen“, eines der neuen Lieber. Sie wolle ihre „lebensbejahende Art, die uns musikalisch auch durch herausfordernde Zeiten trägt“, unters Volk bringen.
Im südburgenländischen Kohfidisch (Bezirk Oberwart) veranstalten die Gemeinde und der Verlag „edition lex liszt 12“ auch heuer ihre jährlichen Literaturtage. Von 11. bis 13. September wandern am Csaterberg Autorinnen, Autoren und das Publikum gemeinsam am dortigen Literaturweg, mit Lesungen entlang des Weges und in Buschenschanken im Ort.
Trotz Corona stattfinden wird heuer übrigens das traditionsreiche Kammermusikfest Lockenhaus von 2. bis 11. Juli mit internationalen Stars – und entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen.
Fotograf überrascht mit eigenen Ansichtskarten
Reisen, die Fotograf Moses Gsellmann aus Gols so liebt, sind ihm derzeit aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht möglich. Doch der Burgenländer versucht, trotzdem Urlaubsstimmung zu verbreiten, und verschickt heuer Postkarten mit eigenen Motiven. Er wolle „die Isolation fotografisch festhalten“, sagt er. Aufgrund des Lock-downs habe er einige Ausstellungen absagen und auch ein Filmprojekt vorerst auf Eis legen müssen.
Die Ansichtskarten zeigen Bilder von mehreren Reisen, die Gsellmann als „Abenteuer“ bezeichnet. Sie wurden unter anderem in Wien, Georgien, Albanien und Montenegro aufgenommen. „Ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass ich gerne Karten schreibe, was mir vorher gar nicht so sehr bewusst war. Es geht mir darum, Freude zu bereiten“, betont er.
Ausstellung geplant
Verschiedene Motive hat er schon an Freunde und Verwandte verschickt. Eine der Karten ging sogar nach Dubai, eine weitere wollte Gsellmann an eine Austauschstudentin nach Japan schicken, mit der er befreundet ist – aufgrund aktuell hoher Portogebühren wegen Corona-Sicherheitsmaßnahmen beim Versand werde er dies aber später nachholen.
Auf Instagram lässt Gsellmann Abonnenten am Projekt teilhaben. Und er bietet die Karten auch zum Kauf an, vorerst per eMail oder telefonisch bestellbar. Ein Online-Shop auf seiner Homepage soll bald eingerichtet werden. Eine Ausstellung ist ebenfalls geplant. Mehr dazu auf www.promoe.at.