Chronik/Burgenland

40 Jungstörche: Eine Stadt ohne Nachwuchssorgen

Im März haben die ersten „Penthouse“-Bewohner ihre Quartiere über den Dächern von Rust bezogen. Seither gehört das Geklapper der Störche zur sommerlichen Idylle der Stadt am Neusiedler See. Josef Karassowitsch ist die Zeit seit der Ankunft seiner „Schützlinge“ fast wie im Flug vergangen. Schon kann der Obmann des Storchenvereins Rust die Frohe Botschaft verkünden: 40 Jungstörche wurden dieser Tage gezählt. Von den 22 Paaren haben 15 für Nachwuchs gesorgt.

„Für uns ist das heuer ein erfolgreiches Jahr“, sagt Karassowitsch. In manchen der Nester starten Jungtiere bereits ihre ersten Flugversuche. Doch nicht überall ist der Weißstorch so gerne zu Gast wie in der kleinsten Statutarstadt Österreichs. Laut Daniel Leopoldsberger von BirdLife ist die Population im Sinkflug.

Burgenland mit "höchster Dichte"

Während es laut einer Statistik von Birdlife in den 1960er-Jahren 240 Brutpaare im Burgenland gegeben habe, hat sich der Bestand etwa halbiert. So wurden im Vorjahr 123 Storchenpaare gezählt, 103 davon mit erfolgreicher Brut. Das Burgenland habe dennoch die höchste „Dichte“: In ganz Österreich hat BirdLife im Vorjahr 385 Brutpaare registriert, in Niederösterreich waren es 85.

Die Zahl der Weißstörche rund um den Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel sei zwar relativ stabil, erklärt Leopoldsberger. „Allerdings gibt es im Südburgenland einen Rückgang.“

"Gedeckter Tisch"

Der Storch sei seinem Horst treu, doch immer wieder komme es vor, dass langjährig genutzte Nester leer blieben. Als Gründe für die Entwicklung nennt der Experte das Verschwinden der natürlichen Lebensräume, etwa durch steigende Bodenversiegelung, weniger Feuchtwiesen und den Rückgang an Futtertieren.

„Das Problem im Südburgenland ist, dass immer weniger Leute die Flächen bewirtschaften.“ Findet der Storch in der Nähe seines Horstes nicht ausreichend Futter, sucht er sich einen anderen Brutplatz. Rust sei ein positives Beispiel, sagt Leopoldsberger. Da finden die Vögel nicht nur reichlich Beute im See.

Dazu sorgt der Storchenverein für einen „gedeckten Tisch“. Sieben Hektar Wiese wurden gepachtet, auf der die Vögel ausreichend Futter finden. Der Erfolg ist messbar: Von drei Brutpaaren in den 1990er-Jahren ist der Bestand deutlich gewachsen.