Chronik/Burgenland

18 Jahre Landeshauptmann Hans Niessl - eine Karriere in Bildern

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Als Hans Niessl im Jahr 2008 Hans Peter Doskozil  in sein Büro holte, ahnte er womöglich schon bald, dass der Jurist mit besonderer Kenntnis des Fremdenrechts „sehr politiktauglich“ ist, wie sich Niessl Jahre später im KURIER erinnerte – aber wohl kaum, dass Doskozil dereinst sein Nachfolger werden sollte.

Heute ist es tatsächlich soweit. Niessl verabschiedet sich nach mehr als 18 Jahren an der Spitze des Landes und wird Unternehmensberater. Anschließend wählt der Landtag mit einfacher Mehrheit den neuen Landeshauptmann Doskozil und drei neue Landesräte: Daniela Winkler (sie übernimmt Niessls Regierungsmandat), Heinrich Dorner, der Norbert Darabos ablöst und den jetzigen Landtagspräsidenten Christian Illedits, der mit Landesrätin Verena Dunst Platz tauscht.  In der fünfköpfigen roten Regierungsriege bleibt nur Astrid Eisenkopf auf ihrem Platz.

 

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Als der scheidende und der kommende Landeshauptmann am Mittwoch noch  einmal gemeinsam vor die Medien traten, schien es zunächst, als habe Niessl schon abgedankt. Er freue sich, dass er  noch eine Pressekonferenz mit Doskozil „machen darf“, übte sich der Langzeit-Landeschef schon in Demut und machte dabei den Eindruck, dass er sich nach den vielen Abschiedsrunden der vergangenen Wochen allmählich nach der politikfreien Zeit sehnt. Ganz anders Doskozil, der bekannte, dass es „vielleicht eine Spur zu schnell geht, um das bewusst erleben zu können“.

Bildung und Bank

Im Zeitraffer blickte Niessl dann auch auf die aus seiner Sicht wichtigsten Marksteine seiner Zeit an der Spitze zurück. Am meisten Genugtuung bereitet dem früheren Lehrer und Direktor der Bildungsbereich, von der bundesweit höchsten Betreuungsquote im Kindergarten bis zur Top-Position bei der Maturantenquote.

Dass das Burgenland in zwei Jahrzehnten die Stromproduktion aus erneuerbarer (Wind)-Energie von 3 auf 150 Prozent steigern  und  von 2000 bis 2016 „das höchste Wirtschaftswachstum aller Bundesländer“ und ein Beschäftigtenplus von 30 Prozent vorweisen konnte, verbuchte der 67-jährige Niessl ebenfalls auf der Habenseite. Die größte Herausforderung in Niessl Amtszeit zu erwähnen, blieb Doskozil vorbehalten – Rettung und Verkauf der Bank Burgenland.

Am Ende des Auftritts mit seinem Nachfolger nahm Niessl das Heft noch einmal in die Hand: Gefragt, warum die SPÖ bei seinem ersten Antreten 2000 gegen alle Erwartungen zulegen konnte, obwohl der Wahlkampf von einem Außenthema – der Bank Burgenland – dominiert war, während die Flüchtlingskrise 2015 auch der SPÖ ein sattes Minus brachte, analysierte  Niessl ganz in alter Manier. Das sei nicht zu vergleichen, denn das Flüchtlingsthema habe bei sehr vielen Menschen „persönliche Betroffenheit“ ausgelöst. Die Flüchtlingskrise war es aber auch, die den damaligen Landespolizeidirektor Doskozil ins Blickfeld rückte – bald darauf war er Minister, heute wird er Landeschef.