17. Oktober 1955: "Mit 1:6 sind wir gut davongekommen!"
KURIER Titelseiten-Countdown
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17. Oktober 1955: "Mit 1:6 sind wir gut davongekommen!"
Derzeit ist Österreichs Herrenfußball-Nationalteam wieder auf einer Erfolgswelle. Vor 69 Jahren, am 17. Oktober 1955 (Montag), sah das ganz anders aus. Da titelte der KURIER mit einer saftigen Niederlage beim Ländermatch gegen Erzrivalen Ungarn. Es setzte ein 6:1-Debakel in Budapest. Der KURIER attestierte einzig Gerhard Hanappi (Namensgeber für das Stadion von Rapid Wien) mit der Klasse der ungarischen Fußballspieler mithalten gekonnt zu haben. Aber auch die britischen Royals beschäftigten den KURIER. Prinzessin Margaret (Schwester von Queen Elizabeth II.) hatte ein Rendezvous (neudeutsch Date) mit Oberst Peter Townsend. Es wurde über eine Verlobung gemunkelt, die Queen war aber gegen eine Heirat. Und tatsächlich sollte Prinzessin Margaret nie ihre große Liebe heiraten.
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16. Oktober 1979: Wettlauf um Öl treibt Preis nun noch höher
Energiekrise und hohe Energiepreise waren vor 45 Jahren das Thema im Herbst. Die Erdölproduzenten lizitierten einander gegenseitig bei den Weltmarktpreisen für Erdöl in die Höhe.
Libyen setzte am 15. Oktober die Preise gleich um 10 Prozent hinauf (26 Dollar damaliger Geldwert für ein Fass Öl). Der bei der OPEC vereinbarte Preis lag bei 23,50 Dollar.
Der Iran drehte ebenfalls heftig an der Teuerungsschraube und erhöhte seine Preise sogar rückwirkend zum 1. Oktober 1979. Die Preistreiberei war dazu von der Ankündigung einer Produktionsdrosselung überschattet. Die Industrienationen reagierten auf den Handelsmärkten teils panisch, Öl wurde um jeden Preis aufgekauft. Die Auswirkungen auf die Konsumenten waren absehbar: An den Tankstellen wurden Treibstoffe spürbar teurer. -
15. Oktober 1999: Klestil-Auftrag an Klima: Mit allen Parteien reden
Nach der Nationalratswahl 1999 trat ein Novum ein. Der Bundespräsident vergab vorerst keinen Regierungsbildungsauftrag an die stimmenstärkste Partei (SPÖ). Thomas Klestil erteilte lediglich den Auftrag, „Sondierungsgespräche“ durchzuführen, und zwar mit allen anderen Parteien. Auch mit der FPÖ. So lautete der ausdrückliche Wunsch des Staatsoberhaupts. Was sich wie eine Zusammenfassung der vergangenen Tage liest, ist in Wirklichkeit eine Kurzdarstellung der Geschehnisse im Oktober
1999. Nach den Wahlen (3. Oktober 1999) ergab sich folgendes Wahlergebnis: SPÖ mit 33,15 %, ÖVP 26,91% und FPÖ ebenfalls 26,91%. In den Nationalrat kamen auch die Grünen mit 7,4 %. Viktor Klima (SPÖ) musste also sondieren, ohne Regierungsbildungsauftrag. Gekommen ist dann eine ÖVP-FPÖ-Koalition mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP). -
14. Oktober 1955: Ganz Wien steht dem toten Kardinal Spalier
Am vergangenen Samstag stand im KURIER (Seite 3), dass der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, im Jänner 2025 Abschied von seinem Amt nehmen wird. Abschied genommen hat man in Wien 1955 von einem anderen hohen kirchlichen Würdenträger. Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer wurde am 14. Oktober 1955 (Freitag), in einem feierlichen Kondukt zu Grabe getragen. Innitzer war im Nachkriegsösterreich mit harter Kritik konfrontiert. 1932 war Innitzer zum Erzbischof in Wien ernannt worden, in der 1. Republik war er Rektor der Universität Wien und auch Sozialminister. Auslöser der Kritik an seiner Person war sein Verhalten beim „Anschluss“ Österreichs 1938 an das nationalsozialistische Regime. Innitzer sprach sich vor der Volksabstimmung öffentlich für den Anschluss an.
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13. Oktober 1964: Sieg des Volksbegehrens! Teilergebnisse: 417.807
Hugo Portisch, Chefredakteur des KURIER, wurde bereits 1963 ein Geheimpapier aus den Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ zugespielt. Inhalt des Papiers: Jeder leitende Posten im Fernsehen und Radio sollte doppelt besetzt werden. Der ORF drohte in den Würgegriff der Regierungsparteien zu gelangen. Der KURIER initiierte daraufhin das Volksbegehren. Andere Zeitungen wie Kleine Zeitung, Wochenpresse, Salzburger Nachrichten und Presse machten mit, riefen zur Unterschrift auf. Es gab aber auch Widerstand gegen dieses Volksbegehren. Die Arbeiter-Zeitung, Organ der SPÖ, erwähnte das Volksbegehren während der Unterschriftphase mit keinem Wort. Aber auch Rundfunk und Fernsehen schwiegen das Begehren tot.
Die Eintragungszeit lief vom 5. Oktober bis zum 12. Oktober 1964. Für eine Behandlung des Volksbegehrens im Parlament wären 200.000 Unterschriften notwendig gewesen. Der KURIER konnte am 13. Oktober 1964 (Dienstag) stolz ein weitaus besseres (Teil)Ergebnis verkünden. Mit dem Auszählungsstand von Wien, Graz, Salzburg, Linz und Graz waren bereits 417.807 Unterschriften erreicht. Ein historischer Erfolg. -
12. Oktober 2010: Ratlos gegen Rechts
Nein, es ist keine aktuelle KURIER-Titelseite, auch wenn die Schlagzeile durchaus zeitgemäß anmutet. Es ist eine KURIER-Ausgabe vom 12. Oktober 2010 (es war ein Dienstag). Auslöser für diese Schlagzeile waren vorangegangene Wahlen in Wien und in der Steiermark. Bei beiden Wahlen verloren sowohl die SPÖ als auch die ÖVP viele Wählerstimmen an die FPÖ. Im „roten“ Wien schmerzten die Verluste die SPÖ besonders. In den bisherigen SPÖ-Bezirken legten die Freiheitlichen zwischen 15,4 bis 18,3 Prozentpunkten zu. Über Maßnahmen, wie der FPÖ-Vormarsch gestoppt werden könne, wurde beraten, es wurden Strategien gesucht. Der damalige FPÖ-Chef, Hans-Christian Strache gab ob der Erfolge auch gleich die Zielrichtung vor: 2. Platz bei der nächsten Nationalratswahl. Die fand 2013 statt, die FPÖ landete hinter SPÖ und ÖVP auf Platz 3.
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11. Oktober 2002: Trübe Aussichten: Länger arbeiten, weniger Pension
Im Oktober 2002 amtierte in Österreich eine ÖVP-FPÖ-Regierung (Kabinett Schüssel I). Die Nationalratswahlen waren für November 2002 angesetzt. Am 11.Oktober 2002 (Freitag) titelte der KURIER:
„Trübe Aussichten: Länger arbeiten, weniger Pension“. Der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ) gab die Richtung für die nächste Regierung (es war das Kabinett Schüssel II – eine ÖVP-FPÖ/BZÖ-Koalition) vor: „In der nächsten Legislaturperiode wird keine Partei umeine Pensionsreform herumkommen“, so Grasser. Sparen stand damit auch vor 22 Jahren im Pflichtenheft der Regierung. Gestern, Donnerstag, wurde verkündet, dass die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird. Im Jahr 2002 war es der Ungar Imre Kertész (kl. Bild oben). -
10. Oktober 1988: Regierung überlegt Senkung des Wahlalters auf 18 Jahre
Hätten Sie es gewusst oder sich daran erinnert? Im Jahr 1988 wurde in der Koalition SPÖ-ÖVP (Franz Vranitzky, Alois Mock) darüber diskutiert, ob das Wahlalter (aktives Wahlrecht) von 19 auf 18 Jahre gesenkt werden soll. Der KURIER titelte am 10. Oktober 1988 (Montag): „Regierung überlegt Senkung des Wahlalters auf 18 Jahre“. Im Jahr 2007 wurde nochmals gesenkt – das aktive Wahlalter von 18 auf 16 Jahre und das passive Wahlalter von 19 auf 18 Jahre. Bei der Nationalratswahl 2008 durften junge Menschen erstmals mit 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Die Finanzierung der Pensionen war 1988 einer der großen Brocken im Bundesbudget. Woher das Geld nehmen? Der damalige Sozialminister Alfred Dallinger (SPÖ) präsentierte Pläne zur Einführung einer Wertschöpfungsabgabe, die bald nur mehr Maschinensteuer genannt wurde (bis heute nicht umgesetzt). Papst Johannes Paul II. sorgte sich um die Umwelt und mahnte, aus der Verschmutzung des Rheins Lehren für die Zukunft zu ziehen.
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9. Oktober 2008: Die Geld-zurück-Garantie
Rekordverluste an den Börsen weltweit, Zinssenkungen in den USA und in Europa, einbrechende Konjunktur. Was war geschehen? Am 15. September 2008 musste Lehman Brothers, eine US-amerikanische Investmentbank mit Hauptsitz in New York, Insolvenz beantragen. Damit nahm im Jahr 2008 eine globale Finanzkrise ihren Anfang. Sparer fürchteten um ihre Einlagen, Banken kamen ins Trudeln. Die Wirtschaftsprognosen wurden laufend nach unten revidiert. Der KURIER titelte am 9. Oktober 2008 (Donnerstag): „Die Geld-zurück-Garantie“. Die Bundesregierung beschloss am Mittwoch davor, alle Spareinlagen in voller Höhe abzusichern. Zusätzlich wurden (falls benötigt) den Banken Finanzspritzen zugesagt. Österreich zog damit Deutschland nach und verhinderte so einen gefährlichen Kapitalabfluss.
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8. Oktober 1978: Die Massaker an Christen des Libanon gehen weiter
Angeblich bewegt sich alles fort und nichts bleibt (panta rhei). Offensichtlich aber hat vieles Bestand oder wiederholt sich. Am Sonntag, 8. Oktober 1978, titelte der KURIER mit einem Massaker im Libanon. Eine UNO-Waffenstillstandsresolution – zustande gekommen nach einem Kraftakt der USA gemeinsam mit der UdSSR – verpuffte todbringend. Syrien setzte sich über alle Beschlüsse hinweg und schoss aus allen Rohren mit Artillerie in den von Christen bewohnten Stadtteil Beiruts. Erst als ein Waffenstillstand, ausgerufen von der panarabischen Friedenstruppe, in Kraft trat, beruhigte sich die Lage. Die Menschen trauten der Ruhe nicht, ein Flüchtlingsstrom nach Zypern setzte ein. Dass ORF-Journalisten aus Russland ausgewiesen werden, ist, wie man sieht, auch keine Erfindung des Putin-Regimes.
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7. Oktober 2009: ÖBB stellen die Weichen neu
Nicht eine Unwetterkatastrophe wirbelte vor 15 Jahren die ÖBB-Fahrpläne durcheinander, es war das ÖBB-Management ( ÖBB Chef Peter Klugar) selbst, das einen neuen Winterfahrplan beschloss, der große Aufregung verursachte. Der KURIER titelte am 7. Oktober 2009 (Mittwoch): „ ÖBB stellen die Weichen neu“. Der Hauptbahnhof stand vor Baubeginn, der Südbahnhof sollte mit Dezember 2009 den Betrieb einstellen. Es gab daher weniger Zugsverbindungen, längere Intervalle und – wen wundert es – viele Verspätungen. Besonders betroffen war die Ostregion Österreichs. Mit strafrechtlichen Vorwürfen und innenpolitischen Verstrickungen sah sich 2009 Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser konfrontiert. Es gab eine Homepage-Affäre, die Meinl-Affäre und die
Buwog-Affäre. -
6. Oktober 1973: Libanon-Premier an KURIER: "Wir danken Österreich!"
Im September 1973 brachten zwei palästinensische Geiselnehmer im Grenzbahnhof Marchegg (NÖ) drei jüdische Emigranten und einen österreichischen Zollwachebeamten in ihre Gewalt. Die Forderung der Palästinenser: Schließung des Transitlagers (jüdische Emigranten aus Russland) Schönau an der Triesting (NÖ). Die Regierung unter Kanzler Bruno Kreisky (SPÖ) ging auf diese Forderung ein. Israels Ministerpräsidentin reiste am 2. Oktober nach Wien und forderte von Kreisky die Aufhebung der Sperre. Das wurde allerdings von Kreisky abgelehnt, Österreich sah sich mit massiver Kritik konfrontiert. In der arabischen Welt – also auch im Libanon – sah man damit Österreich an der Seite der Palästinenser stehen. Einen direkten Zusammenhang mit der Geiselnahme in Österreich verneinte der libanesische Premier im Interview mit Heinz Nußbaumer. Die Pässe der Terroristen waren zwar aus dem Libanon, seien aber gefälscht gewesen. Die Spannungen zwischen Israel und dem Libanon standen schon damals auf höchstem Niveau. Israel Außenminister Abba Eban bezeichnete den Libanon in einem KURIER-Interview als das „unzivilisierteste Land der Erde“.
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5. Oktober 1970: SPÖ gewann ein Mandat. Jetzt steht es 82:78:5
Im Oktober 1970 fanden Nachwahlen zur Nationalratswahl statt. Am 5. Oktober 1970 (Montag) stand das Ergebnis fest. Die Mandatsverteilung damals sah ganz anders aus als die Mandatsverteilung nach der Nationalratswahl 2024. Der KURIER titelte: „SPÖ gewann ein Mandat. Jetzt steht es 82:78:5“. Die Nachwahlen ließen ein Mandat von der ÖVP (Hermann Withalm) noch wandern. In der 1. Montags-Ausgabe meldete der KURIER den Mandatszugewinn bei der SPÖ. Die SPÖ rückte damit knapp an die absolute Mehrheit heran, damals hatte der Nationalrat 165 Sitze. Die FPÖ (Friedrich Peter) war auf dem dritten Platz, mit insgesamt fünf Mandaten. Das amtliche Endergebnis lautete aber 81 SPÖ, 78 ÖVP und 6 FPÖ. Wer sich über das Wetter ärgert, das war vor 54 Jahren auch nicht besser: Regen und maximal 14 Grad.
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4. Oktober 2000: Sparkurs und Ölpreis bremsen die Konjunktur
Auch vor 24 Jahren hieß es im Herbst: sparen, sparen, sparen. Der KURIER titelte in seiner Ausgabe am 4. Oktober 2000 (Mittwoch): „Sparkurs und Ölpreis bremsen die Konjunktur“. Beim Budget wurde einnahmenseitig gespart, gleichzeitig stieg der Ölpreis. Die Wirtschaftsforscher sagten einen Konjunktureinbruch voraus. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum wurden von 3,2 auf 2,8 Prozent nach unten revidiert. Negativer Nebeneffekt: Die Inflation stieg von 2 auf 2,3 Prozent. Die Arbeitslosenrate blieb mit 4,6 Prozent noch gleich. In Serbien (Jugoslawien) stand der Machtkampf Spitz auf Kopf. Slobodan Milošević hatte sich nach den Präsidentschaftswahlen am 24. September zum Wahlsieger erklärt. Proteste und Massendemonstrationen waren die Folge. Milošević wurde am 5. Oktober 2000 gestürzt.
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3. Oktober 1975: Radikale steinigten Polizisten in Wien
Im Oktober 1975 erkrankte der spanische Diktator Francisco Franco schwer, das Ende des spanischen Systems war absehbar, die Zukunft des Landes aber ungewiss. Die (mögliche) Umgestaltung Spaniens von einer Diktatur zu einer Demokratie lag in den Händen von König Juan Carlos I. Anfang Oktober wurden in Spanien Todesurteile vollstreckt, die internationale Empörung und Proteste hervorriefen. Auch in Wien. Bei der Demonstration in der Bundeshauptstadt kam es zu blutigen Randalen. Der KURIER titelte am 3. Oktober 1975 (Freitag): „Radikale steinigten Polizisten in Wien“. Im Anschluss an eine eigentlich friedliche Demonstration gegen das spanische Franco-Regime wurde das Stadtbüro der Fluglinie Iberia zertrümmert. Die Polizei schritt ein, die Randalierer reagierten mit Steinwürfen. Es gab zahlreiche Verletzte, darunter zwei schwerletzte Polizisten.
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2. Oktober 1991: Strenge Auswahl bei Einwanderern!
Und (beinahe) täglich grüßt das Murmeltier. Im Herbst 1991 war Einwanderung eines der heißesten innenpolitischen Themen. Am Mittwoch, 2. Oktober 1991, titelte der KURIER: „Strenge Auswahl bei Einwanderern!“. Der damalige Innenminister, Franz Löschnak (SPÖ) stellte in einem KURIER-Interview fest: „Ich habe immer gesagt, dass wir zwischen Einwanderern und Asylanten unterscheiden müssen. Und „ ... ich bekenne mich zu restriktiven Maßnahmen... wir müssen bestimmen können, wer kommen kann“. Löschnak wollte dazu ein Asyl- und Einwanderungsgesetz vorlegen. An diesem 2. Oktober startete auch Franz Viehböck zu seiner Mission im Weltall. Um 6.59 Uhr hob der österreichische Kosmonaut zur russischen Raumstation MIR ab. Viehböck landete am 10. Oktober wieder auf der Erde.
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1. Oktober 2005: Österreich will neue Hürden für Türkei-Beitritt
Österreich stellt sich gegen den Rest der EU und die Türkei. Der KURIER titelt am 1. Oktober 2005 (es war ein Samstag): Österreich will neue Hürden für den EU-Beitritt. Zwei Tage vor dem geplanten Start der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei platzte eine Bombe. Österreich beeinspruchte Formulierungen und vertrat durch Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) den Standpunkt, dass es eine
Alternative zu einem Vollbeitritt zur EU geben müsse. Der Beitrittskarren war damit verfahren. Ein Sondertreffen der EU-Außenminister sollte einen Lösungsweg finden. Für politische Kommentatoren war dem Taktiker Schüssel ein famoser Schachzug gelungen. Die SPÖ trug seinen Türkei-Kurs mit, den Brüssel-Skeptikern BZÖ/FPÖ war der Wind aus den Segeln genommen.
Möglicher Grund für die Aktion: In der Steiermark standen am 2. Oktober Landtagswahlen vor der Tür. -
30. September 2006: Für eine Million ist Elsner frei
Helmut Elsner, damaliger BAWAG-Chef, stolperte über gescheiterte und vertuschte Spekulationsgeschäfte,
die erstmals im Oktober 2005 nach und nach bekanntwurden. Elsner entschied sich, den Sommer 2006 in seiner Villa in Südfrankreich zu verbringen – die Wogen gingen in Österreich hoch. Basierend auf einem Haftbefehl wurde Elsner am 15. September in Frankreich verhaftet. Am Samstag, 30. September 2006, titelte der KURIER: Für eine Million ist Elsner frei. Ein Gericht in Aix-en-Provence entschied auf Hausarrest statt Haft für den Ex-Banker, mit der Auflage, Frankreich nicht verlassen zu dürfen und der Hinterlegung einer Kaution in Höhe von einer Million Euro. Diese wurde übrigens von Elsners Freund, Investor Martin Schlaff, gezahlt. Elsner startete seine Bankkarriere bereits 1955 bei der Arbeiterbank (später BAWAG) in Graz. Bis 2011 büßte Helmut Elsner einen Teil seiner zehnjährigen Haftstrafe ab, zu der er verurteilt worden war. Elsner starb am 18. Jänner 2022 im deutschen Bad Reichenhall. -
2. August 1990: Bei Golfkrieg steigt Benzinpreis auf 20 S
Am 2. August 1990 blickte die Welt schockiert auf die Ereignisse rund um den arabischen Golf. Der Irak war in Kuwait einmarschiert. Der Irak unter Diktator Saddam Hussein war seit dem Ersten Golfkrieg gegen den Iran (1980–1988) hoch verschuldet, unter anderem bei Kuwait in Höhe von 80 Milliarden US-$. Nach einer gescheiterten OPEC-Konferenz beschuldigte der Irak Kuwait, den Ölpreis zu drücken und damit die Schuldenlast des Iraks zu erhöhen. Das war ausreichender Kriegsgrund. Es bildete sich eine internationale anti-irakische Koalition unter der Führung der USA. Der lokale Krieg drohte immer mehr zu einem internationalen zu werden (der fand dann auch statt). Einen Erdöl-Experten zitierend titelte der KURIER daher am 29. September 1990 (Samstag): „Bei Golfkrieg steigt Benzinpreis auf 20 S“. Laut „Historischer Währungsrechner“ der Österr. Nationalbank entsprechen 3,19 Euro den 20 Schilling von 1990. Die Sorgen wegen steigender Erdölpreise war auch wegen des bevorstehenden Winters groß. Heizkosten drohten in nie gekannte Höhen zu schnellen.
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28. September 1973: Gegen Fußballkrise: KURIER schlägt ein Notprogramm vor
Ein freundschaftliches Fußballmatch – England gegen Österreich – löste im September 1973 beinahe eine nationale Krise aus. Das ÖFB-Team ging beim Spiel im Wembley-Stadion gegen England
am 26. September mit 7:0 unter. Sportkommentatoren bezeichneten das Spielergebnis als „schwärzesten Tag in der Geschichte des österreichischen Fußballs“. Am Freitag, 28. September 1973, widmete sich der KURIER auf seiner Titelseite dem ÖFB. Ein Reformplan wurde publiziert, Sofortmaßnahmen wurden eingefordert, Teamchef Leopold Stastny stand in der Kritik. Das nächste Ländermatch stand bereits vor der Tür: am 10. Oktober erwartete die BRD Österreich in Hannover. Ebenfalls im Oktober stand eine ganz andere Entscheidung auf dem Programm: Am 21. Oktober 1973 fanden Wahlen in Wien statt. -
27. September 1960: AUA-Flugzeug verunglückt
Der Austrian-Airlines-Flug 901 fand ein tragisches Ende. Die Planankunft der Maschine in Moskau war für 26. September, 21.45 Uhr, vorgesehen. Am 27. September 1960 (Dienstag) musste der
KURIER in seiner Mittagsausgabe über eine missglückte Notlandung und den Tod zahlreicher Passagiere berichten. Beim Landeanflug auf den Flughafen Moskau-Scheremetjewo mussten zwei Warteschleifen geflogen werden. Nach der Landefreigabe streifte die Maschine im Landeanflug erst Baumwipfel und stürzte anschließend in ein Waldstück, rund zehn Kilometer vom Flughafen entfernt ab. 31 der insgesamt 37 Insassen wurden bei diesem Unglück getötet. Einer der schwärzesten Tage in der zivilen österreichischen Luftfahrtgeschichte. Als Unfallursache – nach Untersuchung
– wurde eine falsche Anzeige im Höhenmesser genannt. -
26. September 1983: Großbrand. Schlamperei verursacht Schaden von rund 350 Millionen S!
Ein Großbrand in der Steiermark verursachte eine wirklich große Schlagzeile in der KURIER Ausgabe vom 26. September 1983 (Montag). Das Thermalbad in Loipersdorf, Oststeiermark, wurde durch einen Großbrand zerstört. Erst zwei Jahre davor war der Bau mit Gesamtkosten von 550 Millionen Schilling (rd. 106 Mio. Euro heute) fertig gestellt worden. Der Brand verursachte einen geschätzten Schaden von 350 Millionen Schilling. Was damals besonders aufregte: Schlamperei wurde den Verantwortlichen vorgeworfen. Brandschutzexperten beurteilten kurz vor dem Großbrand die Brandschutzmaßnahmen als unzureichend, ihre Warnungen wurden aber verworfen. Politische Denkzettel gab es in Deutschland auch damals. Die Wahlen in Hessen führten zu einer Patt-Situation. CDU und FDP scheiterten am Wahlziel absolute Mehrheit, die erzielte die SPD.
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25. September 1977: Referee-Chef erklärt: "Krankl-Tor war korrekt"
Fußballspiele sind immer wieder Aufreger (siehe die aktuelle Berichterstattung über das Wiener Derby) und Schlagzeilen-Lieferanten. Am 25. September 1977 (Sonntag) widmete der KURIER seine Titelseite einem Fußballmatch und den Geschehnissen in diesem Spiel. Es war das Jahr der Qualifikation zur Fußball WM 1978 (Argentinien). Österreich empfing am Samstag, 24. September, die DDR als Gegner in der Gruppe 3. Österreich erzielte in der 8. Minute den Führungstreffer durch Willy Kreuz. Knapp vor der Pause gelang der DDR mit Martin Hoffmann der Ausgleichstreffer zum1:1. In der Schlussphase des Spiels standen Torjäger Hans Krankl und Referee Tom Reynolds im Mittelpunkt. Krankl erzielte in der 86. Minute das 2:1. Das Tor wurde wegen vermeintlichen Abseits aberkannt, in Folge sah Krankl sogar Rot. 70.000 Zuschauer tobten.
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24. September 2001: Terror: Viele tausend Arbeitsplätze in Gefahr
Im September 2001 erschütterten die Terroranschläge in den USA , mit den traurigen Höhepunkten der Flugzeugeinschläge in beide Türme des World Trade Centers in New York (11. September 2001), die Welt. Am Montag, 24. September 2001, berichtete der KURIER über wirtschaftliche Auswirkungen der massiven Anschläge und titelte: „Terror: Viele tausend Arbeitsplätze in Gefahr“. Besonders der Finanzsektor war höchst verunsichert, so stieg auch in Deutschland die Angst vor Terroranschlägen. In Afghanistan kämpften britische Eliteeinheiten gegen die Taliban. Die USA stockten ihr Truppenkontingent am arabischen Golf massiv auf. In Israel gab es innenpolitische Konflikte und die Regierung von Ariel Sharon stand vor einer Zerreißprobe.
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23. September 1993: Boris Jelzin: "Verzichte auf Gewalt"
An diesen Septembertagen des Jahres 1993 blickte die Welt gebannt nach Russland. Präsident Boris Jelzin war in einen Machtkampf verstrickt. Die innenpolitischen Wirren der Supermacht Russland zeigte der KURIER am 23. September (Donnerstag) mit einem Jelzin-Zitat auf: „Verzichte auf Gewalt“. Was war geschehen? Jelzin verhängte die Präsidialherrschaft über Russland, löste den Obersten Sowjet und den Kongress der Volksdeputierten auf, setzte die Verfassung außer Kraft und setzte Neuwahlen an. Gleichzeitig rief sich Jelzins Gegner, Alexander Ruzkoj, zum Nachfolger aus. Die Armeeführung hielt sich – zum Glück – aus dem Machtkampf heraus. Auch in Österreich gab es einen Proteststurm, allerdings einen vergleichsweise milden. Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) wollte eine Kreditsteuer einführen.
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22. September 2000: Temelin: Pannenreaktor hat immer neue Probleme
Seit dem Nein (Volksabstimmung am 5. November 1978) zum Atomkraftwerk in Zwentendorf (NÖ) und dem GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl (Ukraine) am 26. April 1986 waren Atomkraftwerke in Österreich verpönt. Kritisch wurden die Kraftwerksbauten von Nachbarstaaten, besonders in grenznahen Regionen, beobachtet. Das Atomkraftwerk im tschechischen Temelin war im September 2000 ein Aufreger. KURIER-Titelzeile am 22. September (Freitag): „Temelin: Pannenreaktor hat immer neue Probleme“. In diesem Kraftwerk in Südböhmen gab es bei den Probeläufen immer wieder Störfälle. Besonders das Bundesland Oberösterreich (rund 50 km Distanz) setzte sich seit Beginn der Bauarbeiten gegen den Betrieb der Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart, massiv ein. Genützt hat es nichts, das Atomkraftwerk ist in Betrieb. Tschechien plant sogar einen weiteren Ausbau. Am Titelbild sieht man eines der beiden Ponys, die beim Gardebataillon in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne in den Dienst gestellt wurden. Links der damalige Gardekommandant, Oberst Udo Liwa, rechts Ponypatin Rosa Zatschkowitsch.
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21. September 1979: SP-Wehrsprecher: Soldaten sollen Offiziere wählen
Das österreichische Bundesheer ist in diesen Tagen wieder im Katastrophenhilfe-Einsatz. Zum Thema Heer machte im September 1979 der damalige Wehrsprecher der SPÖ, Walter Mondl, einen eher skurrilen Vorstoß. Der KURIER titelte am 21. September 1979: „SP-Wehrsprecher: Soldaten sollen Offiziere wählen“. Diese etwas „basisdemokratische“ Idee rief sogar bei Verteidigungsminister Otto Rösch (SPÖ) Ablehnung hervor, die Wehrsprecher der Oppositionsparteien reagierten mit Entsetzen. Entsetzen lösten auch schwere Erdbeben in Mittelitalien, die auch Rom massiv trafen, aus. Insgesamt wurden 50 Erdstöße aufgezeichnet, in der italienischen Hauptstadt flüchteten die Menschen ins Freie, um dort die Nacht zu verbringen, antike Stätten wurden beschädigt.
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20. September 1982: Massaker schockt auch Israel. Freiwilliger Abzug aus Beirut.
Es ist traurig, dass sich Ereignislagen so bedrückend gleichen können. Die Titelseite des KURIER vom 20. September 1982 (ein Montag) berichtet über die menschliche Tragödie im Nahen Osten. In der libanesischen Hauptstadt Beirut ereignete sich ein Massaker an Hunderten palästinensischen Zivilisten, die in drei unterschiedlichen Flüchtlingslagern untergebracht waren. Libanesische Milizen wurden der Täterschaft bezichtigt, arabische Staaten sahen aber auch Israels Mitschuld. In Israel gab es Proteste gegen die Regierung von Menachem Begin (1913–1992, Ministerpräsident 1977–1983). Die USA (Präsident Ronald Reagan) nahmen Israel in die Pflicht, der UNO-Sicherheitsrat tagte. Aus Schweden wurden die ersten Ergebnisse der Reichstagswahlen gemeldet. Die ersten Hochrechnungen sahen die Sozialdemokraten unter ihrem Chef Olof Palme mit mehr als 46 Prozent der Stimmen als klaren Wahlsieger. Palme wurde bei einem Attentat am 28. Februar 1986 in Stockholm ermordet.
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19. September 1992: Kroatien läßt keine Flüchtlinge zurück
In den 1990er-Jahren waren die Jugoslawien-Kriege (1991–1999) immer wieder in den Schlagzeilen der Zeitungen. Migration und Flüchtlingsströme waren auch damals (wie auch in den Jahrzehnten davor und heute) durch die Staaten Europas zu bewältigen. Die blutigen Kriege am Westbalkan gingen natürlich auch an Österreich nicht spurlos vorüber. Die Schlagzeile der KURIER-Ausgabe vom 19. September 1992 (ein Samstag) las sich dementsprechend düster: „Kroatien läßt keine Flüchtlinge zurück“. Konkret ging es um bosnische Kriegsflüchtlinge, die vor dem mörderischen Treiben in ihrer Heimat nach Österreich flüchteten. Die österreichische Regierung bot den Kroaten finanzielle Unterstützung für die Rücknahme von geflüchteten Menschen an. Kroatien lehnte aber ab. Es tobte dort auch noch der Krieg.
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18. September 1986: Wieder blutiger Terror in Paris: Bombe fordert Tote und Verletzte
Mitte der 1980er-Jahre erlitt Frankreichs Hauptstadt Paris eine Terrorwelle. Insgesamt wurden 13 Menschen getötet, 303 verletzt. Die Konflikte im Nahen Osten zogen in Frankreich eine blutige Bombenspur. Am Donnerstag, 18. September 1986 berichtete der KURIER über ein neuerliches Bombenattentat in Paris, das sich am Nachmittag des Vortages ereignet hatte. Ziel des Anschlages war ein Textilkaufhaus. In der Meldungslage wurde von sechs Todesopfern berichtet. Viele Frauen und Kinder waren unter den Verletzten. Einen höchst prominenten Gastautor stellte der KURIER an diesem Tag vor. Henry Kissinger, als außenpolitischer Vordenker der USA bezeichnet und von 1973 bis 1977 Außenminister der USA, bekam eine monatliche Kolumne zu aktuellen Fragen der Weltpolitik im KURIER.
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17. September 1985: Affäre Androsch-Salcher führt nun zu Konflikt in SPÖ-Führungsspitze
Ein parteiinterner Konflikt beherrschte an diesem Dienstag, 17. September 1985, die KURIER-Titelseite. Kurz beschrieben – in der SPÖ ging es rund. Innerparteilich gab es einen heftigen Konflikt
zwischen dem damaligen Finanzminister Herbert Salcher und dem damaligen Creditanstalt-Generaldirektor Hannes Androsch. Von Niederlegung der Parteifunktionen bis zum Ausschluss aus der Partei war die Rede – und das beschäftigte auch den SPÖ-Vorsitzenden Fred Sinowatz, der Bundeskanzler einer Koalitionsregierung mit der FPÖ war. Umweltalarm gab es in Wien. Desolate Abwasserkanäle auf einer Gesamtlänge von 300 Kilometern ließen die Jauche statt in die Kläranlagen ins Grundwasser fließen. Der Stadtregierung war das Problem bewusst – allein, es fehlte am
notwendigen Geld. -
16. September 1984: Pistolen-Gangster überfällt Supermarkt: 360.000 S Beute
Der 16. September 1984 war ein Sonntag. Die Schlagzeile des KURIER passte aber so gar nicht zu einem ruhigen Wochenende. Am Samstag war ein Supermarkt in Wien in aller Früh überfallen worden. Der Filialleiter wurde mit gezogener Pistole gezwungen, die Tageslosung des Vortages aus dem Safe an den Räuber zu übergeben. Die stolze Summe von 360.000 Schilling wurde erbeutet, eine Großfahndung blieb erfolglos. Gewalttaten auch bei zwei anderen Artikelanrissen auf der Titelseite der Sonntag-Ausgabe: Ein Koch aus Kärnten entdeckte seine Ex mit neuem Freund im Auto – der Koch schoss aus Eifersucht auf das Pärchen. Sex stand auch im Vordergrund des zweiten Anrisses. Ein deutscher Zöllner fand am Grenzübergang zu Schärding „Gefallen“ an einer ungarischen Touristin und überfiel sie im Keller der Zollstation.
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15. September 1982: Arafat heute mit bewaffneter Leibwächter-Truppe zum Pabst
Der 15. September 1982 war ein Mittwoch und die Welt blickte nach Rom. Der Chef der Palästinensischen Befreiungsfront (PLO), Yasser Arafat, wurde im Vatikan zur Privataudienz bei Papst Johannes Paul II. erwartet. Grund des Besuchs: Die Spannung in Nahost und das Streben der Palästinenser nach einem eigenen Staat. Israel hoffe auf ein Nichtzustandekommen der Audienz, Italiens damaliger Präsident Sandro Pertini ermutigte die PLO, indem er meinte, dass die Israelis den Palästinensern das Recht auf einen eigenen Staat zubilligen müssen. Ein Dämpfer für die PLO kam von arabischer Seite. Jordaniens König Hussein richtete Arafat aus, dass die PLO nur „ein Übergang“ und nicht mit der Führung eines palästinensischen Staates identisch sei. Aus heutiger Sicht, prophetische Worte.
Ein grausiger Mord ereignete sich in Oberösterreich. In Edt bei Lambach (Wels-Land) wurde bereits am 12. September der 13 Jahre alte Andreas Pentz mit einem Pansenstecher ermordet. Die Kriminalisten rätselten über das Motiv und suchten den Täter. Der Mord konnte – trotz eines Verdächtigen – nie aufgeklärt werden. -
14. September 1975: Neue Debatte um den schulfreien Samstag
Der 14. September 1975 war zwar kein Samstag (sondern ein Sonntag), aber es ging – für heutige Schülerinnen und Schüler kaum vorstellbar, um ein heißes Samstags-Thema. In Österreich wurde über die Einführung der 5-Tage-Schulwoche diskutiert, also keine Schule mehr an Samstagen. Oberösterreich hatte probeweise an Pflichtschulen bereits am Samstag frei und gute Erfahrungen gesammelt. Der damalige Unterrichtsminister Fred Sinowatz (SPÖ) war noch unentschieden. Eltern, Pädagogen und Mediziner sprachen sich für den schulfreien Samstag an Pflichtschulen aus. Für höhere Klassen und AHS gab es Bedenken gegen die 5-Tage-Woche. Der Lehrstoff wurde als zu umfangreich beurteilt. Bombenterror in Hamburg: In einem Gepäckschließfach explodiert ein Sprengsatz. Elf Menschen werden verletzt.
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13. September 1971: Stilles Begräbnis für Chruschtschow
Der 13. September 1971 war ein Montag. Einer der einst mächtigsten Männer der Welt wurde in Russland (UdSSR) still und ohne staatliche Ehren zu Grabe getragen. Nikita Chruschtschow (damals Chruschtschew geschrieben) wurde im Oblast Kursk 1894 geboren und starb am 11. September 1971. Chruschtschow war de facto seit 1958 Regierungschef der Sowjetunion. Der Kalte Krieg erreichte unter ihm 1962 mit der „Kubakrise“ einen Höhepunkt – ein Atomkrieg konnte knapp vermieden werden. 1964 wurde Chruschtschow von Leonid Breschnew gestürzt und 1966 aus dem Zentralkomitee der KPdSU ausgeschlossen. Im Automobilrennsport verunglückte der Österreicher Klaus Reisch tödlich. Er nahm mit seinem Alfa Romeo am 500-km-Rennen von Imola teil, verunfallte und verstarb im Krankenhaus.
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12. September 1981: ITT-Manager belastet Winter schwer: "Ohne Schmiergeld keinen Auftrag!"
1980 flog der AKH-Skandal auf. Zur Erinnerung: Der Bau des Allgemeinen Krankenhauses in Wien wurde schon 1955 beschlossen (1 Milliarde Schilling Kosten). Ab den 1970er-Jahren wurde mit dem Bau tatsächlich begonnen. Erst 1994 konnte das neue AKH vollständig in Betrieb genommen werden. Tatsächliche Kosten: 45 Milliarden Schilling. Überschattet war der Bau von einer Schmiergeldaffäre, diese wurde durch den Journalisten Alfred Worm 1980 aufgedeckt. Zentrale Figur und Hauptschuldiger war der technische Direktor der Allgemeinen-Krankenhaus-Planungs- und Errichtungsgesellschaft, Adolf Winter. Im September 1981 begann der AKH-Prozess (siehe Schlagzeile.) Winter und weiteren elf Angeklagten wurden gewerbsmäßiger Betrug, Untreue und mehr vorgeworfen. Dem Prozess folgten Schuldsprüche.
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11. September 1977: Unheilvolle Stille vor Entscheidung im Fall Schleyer
Im September 1977 stand Deutschland im Zeichen der blutigen Gewalt. Die Terrorwelle erreichte mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer am 5. September in Köln einen Höhepunkt. Dementsprechend bedrückend die Schlagzeile auf der KURIER-Titelseite am Sonntag, 11. September 1977: „Unheilvolle Stille vor Entscheidung im Fall Schleyer“ Mit der Entführung wollte die RAF elf ihrer inhaftierten Mitglieder freipressen. Die Geiselnahme von Hanns Martin Schleyer sollte 44 Tage andauern und mit seiner Ermordung enden. Gefährlich lebten Apothekeneinbrecher in Wien. Diese plünderten im Wiener Donauzentrum den Suchtgiftschrank einer Apotheke. Allerdings fiel ihnen nicht Suchtgift in die Hände, sondern tödliche Giftphiolen.
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10. September 1980: Fauler Kompromiß: Androsch bleibt, aber akzeptiert nun Kreiskys 10 Gebote!
Eine innenpolitische Überraschung gab es am Mittwoch, 10. September 1980. Der damalige Finanzminister Hannes Androsch (SPÖ) kam in eine Unvereinbarkeitszwickmühle wegen seiner Beteiligung an der Consultatio, einer von Androsch 1970 gegründeten Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei. Bundeskanzler Bruno Kreisky forderte ein Abstoßen der Kanzlei. Schlussendlich wurde nach langem Hin und Her eine Treuhandlösung akzeptiert. Aber auch bei der ÖVP gab es große Aufregung. Ex-Parteichef Josef Taus gab zu, dass „Geldkofferträger“ Bela Rabelbauer mit seiner Zehnmillionenspende (Schilling) auch den Wunsch für die Überlassung von ein bis zwei Nationalratsmandaten verband. Das „Spendengeld“ wurde rückerstattet, der Postenschacher kam nicht zustande.
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9. September 1963: Nadelstecher fieberhaft gesucht. Schon dritte Attacke auf Mädchen
Furcht und Entsetzen herrschten an diesem Montag, dem 9. September 1963, in Wien. Der sogenannte „Nadelstecher von Wien“ hatte bereits sein drittes Attentat verübt und wurde fieberhaft gesucht. Das dritte Opfer war ein 15 Jahre altes Mädchen, das im 7. Wiener Gemeindebezirk im Stiegenhaus attackiert und mit einer Nadel in die Brust gestochen wurde. Die Täterbeschreibung lautete auf einen jungen Burschen. Außenpolitisch gab es Verstimmungen zwischen Italien und Österreich – Auslöser war der Konflikt um Südtirol. Italien warf dem damaligen Außenminister Bruno Kreisky vor, die Tatsachen zu verdrehen. Um das Nichtzustandekommen eines Ministertreffens gab es gegenseitige Schuldzuweisungen. In der Fußball-Staatsliga übernahm der Wiener Sportklub, dank 4:0 gegen die Vienna, die Führung.
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8. September 1989: Trauriger Rekord: Kriminalität steigt heuer an wie nie zuvor
Die Kriminalität in Österreich war vor 35 Jahren ein Aufreger. Der KURIER titelte daher zu diesem Thema seine Ausgabe vom Freitag, 8. September 1989. Laut Statistik hielt Österreich bei der Zuwachsrate der Kriminalität den Europarekord. Als Gründe wurden von Polizeijuristen Rechtsreformen und der hohe Ausländer-Anteil genannt. Der Transitverkehr beschäftigte Österreich bei Verhandlungen mit dem damaligen EG-Verkehrskommissar. Über ein Lkw-Nachtfahrverbot wurde verhandelt (Lkw über 7,5 Tonnen auf allen Transitrouten). Die EG dachte über ein Konzept „Priorität Schiene, weg von der Straße“ nach. Transportunternehmen der BRD und Österreich liefen allerdings gegen diese Verhandlungen Sturm. Der Noricum-Skandal (Waffengeschäft) hatte ein Nachspiel. Die ÖVP beschloss die Einsetzung eines parlamentarischen U-Ausschusses. In der Welt des österreichischen Fußballs regte sich Rapid-Legende Hans Krankl – Trainer von Rapid – aus Sorge darüber auf, dass Andi Herzog, damals Spieler bei Rapid, für ein Ländermatch gegen die UdSSR fitgespritzt wurde. Das wurde Herzog aber auch bei Rapid ...
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7. September 1978: Die Lunte brannte schon: 2 Bomben im Tauern-Expreß
Es ging nur um wenige Sekunden, dann wäre die Katastrophe eingetreten. Ein Bombenanschlag auf den Tauern-Express konnte im letzten Moment vereitelt werden. Mit einer Attentatsmeldung titelte der KURIER auf Seite 1 am Donnerstag, 7. September 1978: „Die Lunte brannte schon: 2 Bomben im Tauern-Expreß“. Der Express-Zug mit Kurs Jugoslawien–Österreich–BRD–Belgien verließ am Dienstag, 5. September, um 18.28 Uhr Villach mit dem Ziel Ostende, Belgien. Mehr als 300 Passagiere waren im Zug, der mehrere Zwischenstopps einlegte. Wann der Bombenleger zugestiegen war, war damals nicht bekannt. In Aachen kontrollierten am 6. September um 5.48 Uhr Grenzschutzbeamte die Garnituren. Da entdeckten die Beamten den Bombenleger mit einer der beiden 2-kg-Bomben in der Hand. Die Lunte brannte bereits …
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6. September 1970: Jochen Rindt ist tot
Schocknachricht aus der Welt des Motorsports: Jochen Rindt verunglückte beim Training zum Großen Preis von Italien in Monza tödlich. Sein Lotus raste mit beinahe 300 km/h in der Parabolica von der Strecke, touchierte eine Leitschiene und überschlug sich. Ein schwacher Trost für Ehefrau Nina Rindt (sie war beim Training anwesend): Rindt wurde 1970 posthum noch Weltmeister. Aufregung gab es auch um einen anderen Sportstar der damaligen Zeit: Boxeuropameister Hans Orsolics war nach einer Wettkampfniederlage verschwunden. Gerüchte kursierten, dass Orsolics nach seiner schweren K.-o.-Niederlage verstorben sei. Die (falsche) Todesmeldung wurde – Social Media und Internet gab es noch lange nicht – via Taxi-Funk in Wien verbreitet.
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5. September 1977: Schock zu Schulbeginn
Bildungsthemen sind in Österreich ein innenpolitischer Dauerbrenner - seit Jahrzehnten. Am 5. September 1977 stand der Schulbeginn auf dem Kalenderblatt. Ähnlich wie heute machte der Schulbesuch der Kinder vielen Familien finanziell zu schaffen. Der KURIER titelte an diesem Montag vor 47 Jahren: "Schock zu Schulbeginn". Die FPÖ unter ihrem damaligen Obmann Friedrich Peter erhob schwere Vorwürfe an die Regierung (SPÖ-Alleinregierung unter Bruno Kreisky). Peter sprach von "Paukindustrie" und 300 Millionen Schilling an Nachhilfekosten, 2.300 Unterrichtsstunden an Allgemeinbildenden Höheren Schulen waren im Schuljahr 1976/1977 laut FPÖ entfallen. Österreichische Kriminalisten konnten den "Teppichmord" klären und die Täter, die ihr Opfer in einen Teppich gewickelt und in einem Teich bei Vösendorf (NÖ) versenkt hatten, festnehmen.
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4. September 1969: Bundeskanzler Dr. Klaus: "Koalition - ohne mich!"
Rapid-Fans jubelten an diesem Donnerstag, 4. September 1969. Die Rapid-Elf spielte auswärts im Europacup gegen Torpedo-Moskau. Nach einem 0:0 im Heimmatch wurden dem österreichischen Pokalsieger Rapid eigentlich keine Chancen zum Aufstieg eingeräumt. Innenpolitisch stellte der damalige Bundeskanzler Josef Klaus (ÖVP) die Weichen. Einer allfälligen Koalition nach den nächsten Nationalratswahlen erteilte Klaus eine klare Absage und bezeichnete eine Koalition als „bedeutendes Übel“ (Bruno Kreisky bildete im März 1970 nach den Nationalratswahlen eine SPÖ-Minderheitsregierung). Weiters meldete der KURIER, dass der große Gegenspieler der USA im Vietnamkrieg, Ho Tschi Minh (nordvietnamesischer Präsident) im Sterben liegt.
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3. September 1976: Monza in 10 Tagen: Lauda will starten
Freitag, 3. September 1976. Der KURIER titelt mit einem Motorsport-Thema: „Monza in 10 Tagen: Lauda will starten“. Das Besondere daran war, dass Niki Lauda am 1. August 1976 einen furchtbaren Unfall beim Formel-1-Rennen am Nürburgring hatte, bei dem er dem Flammentod im Ferrari nur ganz knapp entkam. Seine Verletzungen waren noch nicht ausgeheilt, aber der Ehrgeiz trieb Lauda zurück ins Formel-1-Cockpit. Der Weltmeistertitel der Saison 1976 war heiß umkämpft, Lauda wollte den Titel nicht abschreiben. Lauda trat beim Grand Prix von Italien (Monza) an, James Hunt wurde aber trotzdem 1976 Formel-1-Weltmeister. Außenpolitisch erregten Raketenlieferungen der Sowjetunion an Libyen Aufsehen. In Österreich stritt das Bundesland Salzburg gegen den Bund um mehr Kfz-Steuer.
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2. September 1970: Mordversuch an Hussein
Der 2. September 1970 war ein Mittwoch. Der KURIER titelte mit einem Mordversuch an Jordaniens König Hussein. Guerillas kämpften gegen reguläre jordanische Truppen in der Hauptstadt Amman. Flüchtlingsströme von Jordanien waren nach Syrien unterwegs. Der Nahe Osten stand wieder einmal in Flammen. In Österreich schlägt die Regierung unter Bruno Kreisky (SPÖ) einen harten Sparkurs ein. Zwei Milliarden Schilling wurden quer durch alle Ministerien durch Finanzminister Hannes Androsch (SPÖ) eingespart. Der Weltraum diente 1970 bereits als militärische „Spielwiese“. Die USA erprobten erstmals eine Raketenabwehr im All. Milliarden an Dollar wurden für dieses Vorhaben investiert. Kleiner Wetterrückblick: Damals hatte es 23 Grad Tageshöchsttemperatur.
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1. September 1974: Notbremse half nicht: Ueber 170 Tote in Agram
In der Sonntag-Ausgabe vom 1. September 1974 berichtete der KURIER über ein Zugsunglück in Kroatien. Mehr als 170 Menschen starben. In Zagreb (damals war der deutsche Name Agram noch politisch korrekt) überfuhr ein Personenzug ein
Haltesignal, eine Notbremsung blieb ohne Wirkung, Waggons sprangen im Bereich des Zagreber Bahnhofs aus den Schienen und krachten ineinander. Die traurige Unglücksbilanz: mehr als 170 Tote und über 150 Verletzte. 1974 war übrigens das Jahr, in dem über eine Sicherheitsgurt-Anlegepflicht im Kfz und eine mögliche Strafe bei Verstößen gegen die Anlegepflicht diskutiert wurde. Der KURIER berichtete über eine ARBÖ-Konferenz zu dieser Thematik. Sogar die Bundesverfassung wurde strapaziert (Einschränkung der persönlichen Freiheit). Es dauerte noch bis 1976 mit der Einführung der Gurtenpflicht in Österreich. Die BRD unterstützte das krisengeschüttelte Italien finanziell. Zwei Milliarden Dollar (damaliger Geldwert) wurden von Bonn nach Rom geschickt. -
31. August 1973: Wirbel in Israel: Waldheim ohne Hut
An diesem 31. August 1973, es war ein Freitag, ging es um den Hut. Genaugenommen um den Hut des damaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim. Was war passiert? Waldheim war auf Israel-Besuch. Beim Besuch der KZ-Gedächtnisstätte im Herzen Jerusalems kam es aus israelischer Sicht zum Eklat. Der UN-Generalsekretär weigerte sich während der Gedenkzeremonie, die übliche Kopfbedeckung zu verwenden. Der KURIER berichtete: „Verwirrung, Aufregung und Verlegenheit in seiner (Waldheims; Anm.) Umgebung waren nicht zu übersehen, dennoch wurde die Feierstunde nicht abgebrochen.“ Weiteres UNO-Thema auf der KURIER-Titelseite: Innenpolitisch wurde um das Bauprojekt der UNO-City in Wien gestritten – SPÖ vs. ÖVP. Und: KURIER-Redakteurin Hermi Löbl führte mit Herbert von Karajan ein Interview, in dem dieser ankündigte, in acht Jahren aufhören zu wollen (tatsächlich stand Karajan bis zu seinem Tod 1989 am Dirigentenpult).
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29. August 1972: Soldaten-Liebling Lili Marleen ist tot
„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor …“ So beginnt das Lied „Lili Marleen“, das im Zweiten Weltkrieg zu dem Soldatenlied der Welt – quer über alle Fronten – wurde. Die Interpretin des Liedes,
Lale Andersen, starb am 29. August 1972 im Alter von 62 Jahren unerwartet. Das war dem KURIER am Mittwoch, 30. August 1972, die Schlagzeile auf der Titelseite wert.
In München liefen die Olympischen Sommerspiele. Ende August gab es bei Olympia Aufregung um Punkteentscheidungen beim Boxen. Doch diese Spiele sollten von dem Attentat am 5. September 1972 blutig überschattet werden. Und gegen Ende der Sommerferien bastelte die SPÖ-Alleinregierung an einer neuen Sommerferienregelung. Der Unterrichtsminister Fred Sinowatz kündigte für den Ferienbeginn im nächsten Jahr eine Dreifach-Staffelung an. -
29. August 1977: Niki Lauda ist bereits so gut wie Weltmeister
Am vergangenen Wochenende fand das Formel-1-Rennen in Zandvoort (Großer Preis der Niederlande) statt (Lando Norris gewann auf McLaren). Am Montag, 29. August 1977, konnten österreichische Motorsport-Fans über einen Sieg in Zandvoort jubeln: Niki Lauda gewann das Rennen und hatte damit in der Fahrer-WM 21 Punkte Vorsprung auf Jody Scheckter. Die WM war für Lauda damit praktisch schon gewonnen. China hatte eine neue politische Führung, und von dieser kamen bisher für die Chinesinnen und Chinesen ungewohnte Anweisungen. Im Leitartikel der Pekinger Volkszeitung stand: „Es ist ehrenhaft, Gewinne zu machen, schändlich hingegen, Verluste zu machen.“ Eine geradezu kapitalistische Anweisung – davor undenkbar unter der Regierung Maos oder der sogenannten „Viererbande“.
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