Gottfried Helnwein: Eine besondere Homestory in Irland

Er öffnete uns die Tore zu seinem Schloss in Irland: Künstler Gottfried Helnwein
Ernste Themen zwischen Atelier, Entenstall und Zauberwald.

Und plötzlich tut es sich auf: Nach einer stundenlangen Fahrt über ruckelige und von Bäumen zugewucherte Schotterwege wird der Blick frei auf ein riesiges, mit Efeu bewachsenes Schloss aus grauem Stein, das einer Filmkulisse eines Fantasy-Streifens ähnelt. Und doch ist es das Zuhause von Künstler Gottfried Helnwein, umfasst 40 Räume und 30 Kamine. Im Garten: 25 Enten, ein See und dahinterliegend ein wahrer Zauberwald mit einigen der angeblich ältesten Bäume Irlands.

Dieses Interview über das aktuelle Weltgeschehen, die Gesellschaft und die Rolle der Kunst ist außergewöhnlich, nicht nur wegen des Ortes, sondern auch wegen der Form: Wir sprechen viele Stunden – vor dem offenen Feuer bei einer Tasse Tee, in der Küche im englischen Stil des 19. Jahrhunderts, im Atelier, an dessen Wänden zahlreiche Bilder hängen – von dort aus hat Helnwein durch einen gläsernen Giebel sogar Ausblick auf die Spitzen der hohen Bäume. Und auch beim Spaziergang durch die parkähnliche Anlage, die so perfekt anmutet, dass der wilde Wald dahinter wie ein bewusster Kontrapunkt wirkt. 

Handynetz funktioniert hier keines, hier kommt der Künstler zur Ruhe.

Im Schloss dürfen wir nahezu alle Räume betreten, überall hängen riesige Werke, im Speisesaal etwa die berühmte "Mickey Mouse", und in einem Regal finden sich Figuren seines verehrten Donald Duck – er war für ihn Lichtblick in einer dunklen Zeit seines Lebens, nicht zuletzt deshalb hat er am Gelände auch das Entengehege geschaffen. 

Im Atrium oberhalb des Eingangs, unter großen Arkaden, finden immer wieder Tanzabende statt, verrät er, da werde der große Teppich aufgerollt und 20 bis 30 irische Musiker spielen und tanzen mit den Gästen bis zum Morgengrauen. Sean Penn war bereits hier, Andrew Lloyd Webber ist Nachbar und habe auch einmal Prinz Charles beherbergt. Ben Kingsley war zu Gast, auch die Presley-Familie, der es übrigens so gut gefiel, dass sie zwei Monate blieb.

Marlene Auer ist Mitglied der Chefredaktion für den Bereich Soft News und auch Chefredakteurin der freizeit. Sie ist seit 2019 beim KURIER.

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