Sind Löcher im Darm Krankheitsursachen?
Manche Autoren von Gesundheitsbüchern und Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln kennen angeblich die Ursache zahlreicher bisher unheilbarer Krankheiten. Ob Diabetes, Allergien, Rheuma, Multiple Sklerose oder Autismus – schuld ist ihnen zufolge an alldem ein poröser Darm, das sogenannte "Leaky Gut Syndrom". Verfechter dieser Idee behaupten, durch Löcher in der Darmwand sollen Giftstoffe, Pilze, Krankheitserreger und unvollständig verdaute Partikel in den Körper gelangen und dort allerlei Unheil stiften. Die Public-Health-Experten des Info-Service-Portals "medizin transparent" an der Donau-Universität Krems haben die Faktenlage geprüft.
Aber wie genau ein Arzt ein solches "Leaky Gut Syndrom" verlässlich feststellen können soll, ist nirgends klar beschrieben.
Erklärungen bleiben vage
In der wissenschaftlichen Medizin ist der Begriff "Leaky Gut Syndrom" unbekannt, selbst in medizinischen Fachliteraturdatenbanken finden sich so gut wie keine Publikationen dazu. Was das "Leaky Gut Syndrom" genau ist, kann also niemand beschreiben, Erklärungen dazu bleiben stets vage.
Der Darm ist tatsächlich kein völlig abgedichteter Schlauch. Schließlich müssen Nährstoffe aus verdauter Nahrung durch sie hindurch gelangen, um vom Körper aufgenommen zu werden.
Bei einigen schweren Darmerkrankungen haben Wissenschaftler tatsächlich beobachtet, dass die Darmschleimhaut durchlässiger ist als gewöhnlich. Auch Schmerzmittel und Alkohol können der Darmwand zusetzen. Nur weil eine durchlässigere Darmschleimhaut bei verschiedenen Krankheiten auftritt, bedeutet das allerdings keineswegs, dass diese erhöhte Durchlässigkeit die Ursache dafür ist. Es ist durchaus denkbar, dass sie stattdessen die Folge von Erkrankungen ist.
Keine wissenschaftlichen Hinweise
Genauso wie für Darmerkrankungen gibt es auch für andere Erkrankungen keine Hinweise, dass eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut bei der Entstehung von Krankheiten eine Rolle spielen könnte.
Dennoch schlagen Vertreter des "Leaky Gut Syndroms" eine breite Palette an Behandlungen wie Einläufe, diverse Nahrungsergänzungsmittel oder die Einnahme von Probiotika vor, die angeblich alle der "Darmsanierung" dienen. Ob diese Maßnahmen das vermeintliche Syndrom beheben können, lässt sich jedoch nicht überprüfen.
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