Umwelt-Sorge mit Ökostrom

Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands
Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands, sieht Ausbaugrenze erreicht.

Die klimafreundlichen erneuerbaren Energien, allen voran die Wasserkraft, aber auch die Windräder, geraten in Konflikt mit den Umweltschützern. Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands, erklärt im Gespräch mit dem KURIER, warum er gegen einen weiteren Ausbau ist, wo er Alternativen zur Stromerzeugung sieht und wie er sich eine neue Ökostromförderung vorstellt.

KURIER: Wasserkraft gilt als klima- und umweltschonende Stromerzeugung. Was spricht gegen weiteren Ausbau?

Franz Maier: In Österreich sind 70 Prozent des rein technisch gesehen möglichen Potenzials für Wasserkraftwerke bereits gebaut. Und zwei Drittel der Ausbauplanungen, die es gibt, liegen in Schutzgebieten oder sensiblen Fließgewässerstrecken.

Darf in Schutzgebieten überhaupt ein Kraftwerk errichtet werden?

In Naturschutzgebieten nicht, in Natura-2000-Gebieten schon. Da müssen allerdings bestimmte vom Staat definierte Schutzkriterien, die Fauna, Flora und Vögel betreffen, erfüllt sein. Aus Umweltsicht sage ich daher: Das Ausbaulimit ist erreicht, zumindest bei Wasserkraft.

Das Wasserkraftwerk Schwarze Sulm wäre dann eines der letzten, das neu gebaut wird?

Das ist noch nicht gesagt. Noch liegen nicht alle Genehmigungen vor. Noch gibt es kein grünes Licht für dieses Kleinwasserkraftwerk, das zu den längsten erhaltenen Fließstrecken im zentralalpinen Raum zählt. Es ist ein Naturjuwel. Dass es die wasserrechtliche Genehmigung dafür gibt, ist eine Verkettung unglücklicher Umstände. Das öffentliche Interesse wurde höher bewertet als der Naturschutz. Dabei ist das Kraftwerk wirtschaftlich unrentabel.

Würden Sie lieber Windenergie statt Wasserkraft forcieren?

Nein. Auch für Wind gilt: Statt neue Windräder aufzustellen, sollten lieber die bestehenden verstärkt werden. Und statt neue Windparks zu errichten, sollten die bestehenden verdichtet werden. Denn die besten Windstandorte sind längst besetzt.

Dann bräuchten wir auch nicht mehr so hohe Förderungen ...

Die ökologische Endausbaugrenze ist jedenfalls erreicht. Für neue Wasserkraftwerke sollte es daher keine Förderung geben. Im Entwurf zur Novelle des Ökostromgesetzes ist das leider anders vorgesehen. Die Schwarze Sulm würde sogar 3,3 statt 2,5 Millionen Euro an Subventionen bekommen. Und beim Wind wird es 2017 kritisch, wenn viele Anlagen am Ende der Förderdauer angelangt sind. Dann werden sie nach Anschlussförderung rufen. Das kann nicht sein, dass man mit Geldern der Stromkunden die nicht wirtschaftlichen Werke am Laufen hält.

Was schlagen Sie vor?

Ich bin bei jenen, die Ökostromförderung über fixe Einspeisetarife, wie wir sie derzeit haben, nicht gut finden. Stattdessen plädiere ich für eine Investitionsförderung. Da muss sich jeder Betreiber den Standort genau überlegen. Es würden keine Kraftwerke mehr errichtet, die langfristig nicht wirtschaftlich sind. Das wäre auch eine Antwort auf das kommende Problem, wenn massenhaft Windräder aus der Förderung fallen.

Was sollte mit den alten Windkraftanlagen passieren?

Sie sollten mittels Investitionsförderung modernisiert werden. Also ein kleines Zwei-Megawatt-Windrad durch ein stärkeres vier, fünf Megawatt-Rad ersetzt werden.

Und keine neuen Windparks mehr?

Nur noch dort, wo es in den Bundesländern mit dem Naturschutz abgestimmte Zonen dafür gibt. In Niederösterreich und in der Steiermark ist das schon der Fall, in Oberösterreich soll der Masterplan Windkraft demnächst verbindlich beschlossen werden. Das ist eine Schranke gegen den Wildwuchs. Sonst kommen zu viele Projekte, die nur wegen der Förderung errichtet werden.Kein Ausbau, aber wachsender Stromverbrauch: Wie soll das gehen?Bestehende Anlagen müssen effizienter werden. Viele Wasserkraftwerke sind 40 und mehr Jahre alt. Modernisierung bringt eine Produktionssteigerung. Das größte Potenzial für zusätzlichen Ökostrom aber sehe ich in der Fotovoltaik – ohne Konflikt mit dem Naturschutz. Es gibt jede Menge geeigneter, ungenützter Dachfläche oder Flächen in Industriegebieten.Sonnenenergie aber braucht viel Förderung ... Ja, aber mit Investitionsförderung könnte eine Verdreifachung der jährlich installierten Solarmenge erreicht werden. Nur Bürgeranlagen würde ich da ausnehmen.

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