Rückenwind für Fahrrad-Branche: E-Bikes sorgen für Rekorde

E-Bikes haben den Durchbruch geschafft: Einst Antriebshilfe für ältere Damen, sind sie jetzt der Hit bei jungen Mountain- und Citybikern.
Der Markt für E-Bikes wächst zweistellig. Überraschenderweise freut das nicht nur Fahrrad-Erzeuger, sondern auch den Autozulieferer Bosch.

Den Anfang machten die älteren Damen. Sie radelten gern, kamen bergauf aber kräftig ins Schnaufen. Elektrofahrräder kamen da gerade recht. Plötzlich zogen sie nicht nur ihren Männern davon, sondern auch den Jungen. Und lösten so einen Trend aus – einen der wenigen, der von Alt zu Jung geht.

E-Bikes wurden die Rettung der unter asiatischer Billigkonkurrenz leidenden europäischen Fahrradindustrie. "Für qualitativ hochwertige Elektrofahrräder zahlen die Konsumenten auch höhere Preise", erklärt ein Markt-Experte. Produzenten wie KTM in Oberösterreich oder Simplon in Vorarlberg verleiht das neuen Antrieb.

Doch auch ein großer Autozulieferer jubelt. Der deutsche Bosch-Konzern ist 2009 auf den E-Bike-Trend aufgesprungen und braust damit von Rekord zu Rekord. "Wir wachsen stärker als der Markt und der legt schon um zehn bis 15 Prozent pro Jahr zu", sagt Claus Fleischer, Leiter von Bosch eBike Systems. Der Konzern liefert das komplette Antriebssystem für Elektrofahrräder, vom Motor über die Batterie bis zu den Ladegeräten.

Etwa jedes vierte der jährlich in Europa verkauften 1,5 Millionen E-Bikes hat Bosch im Motor. Gefertigt werden die Fahrrad-Antriebe und Lithium-Ionen-Akkus im ungarischen Miskolc. Die Rad-Sparte ist aber nur ein kleiner Teil der Produktion in dem Werk, das vornehmlich Antriebe für Werkzeuge und Autos fertigt.

Vom Bike zum Auto

Für Bosch ist die kleine Rad-Sparte ein Vorläufer für ein künftig viel größeres Projekt: Antriebe fürs Elektroauto. "Wir haben 2008 die globalen Megatrends analysiert. Und dann war klar: Der Zuzug in die Städte und der Umweltschutz sprechen für E-Mobility", sagt Fleischer.

Elektroautos und E-Bikes seien die Mobilität der Zukunft. Doch Elektroautos seien derzeit nicht nur zu teuer, sondern hätten noch zu geringe Reichweiten und zu schwache Batterien. Für E-Bikes hingegen seien Akkus und Antriebe schon ausreichend. Bosch forscht und entwickelt jährlich neue Produkte in diesem Bereich und irgendwann sollen die Batterien für Pkw so gut und günstig werden, dass E-Autos zum Hit werden.

Vorläufig aber bleiben E-Bikes der Renner. In Österreich dürften heuer mehr als 60.000 neue Elektrofahrräder verkauft werden, um ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Etwa jedes achte Fahrrad fährt hierzulande mit elektrischer Antriebshilfe. Für Wachstum ist da noch viel Platz. In den flachen Niederlanden ist jedes fünfte Fahrrad ein E-Bike. Mittelfristig sollte es in Mitteleuropa jedes Dritte sein, schätzt Fleischer. Und in Asien hat der E-Bike-Boom gerade erst begonnen, in den USA noch nicht einmal das.

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