Erstes Start-up des obersten Gründers

Herbert Rohrmair-Lewis überrascht Weinfans
JW-Chef Herbert Rohrmair-Lewis startet sein neues Business für Weinfans: Abfüllungen in anonymen Flaschen.

Bei einem Glas Wein, oder nach mehreren, hat man oft die besten Ideen. So war es auch bei Herbert Rohrmair-Lewis. Der Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft (JW), Werbeagentur-Inhaber und in der Start-up-Szene auch ob seiner WKO-Position besonders umtriebig, trank mit Freunden. Man sinnierte über dies und das und irgendwann auch über eine Idee, aus der jetzt ein Geschäft wurde: Rohrmair-Lewis gründete neben seiner Agentur sein erstes Start-up namens Hidden Gem.

In Zusammenarbeit mit heimischen Spitzen-Winzern lässt Rohrmair-Lewis exklusive Abfüllungen in Weinflaschen ohne Namen anfertigen. Das soll ein möglichst unvoreingenommenes Geschmackserlebnis garantieren: Beim Kauf wird keine Information über Sorte und Winzer verraten. Man trinkt und gustiert, versucht zu erraten, welcher Wein aus welcher Region das sein könnte. Gelüftet werden kann das Geheimnis via QR-Code auf dem Flaschenetikett.

"Wir wollten ein Projekt rund um ein Thema machen, das uns Spaß macht", erzählt Rohrmayr-Lewis. Marketing, Etiketten, Namen würden Wein entzaubern. "Wir wollen den Genussfaktor wieder reinbringen, unbeeinflusst vom Äußeren."

Die Partnersuche

Die Geschäftsidee hat Rohrmair-Lewis letztlich gemeinsam mit drei Partnern realisiert, auch dabei ist JW-Oberösterreich-Vorsitzender Bernhard Aichinger – die weiteren zwei Partner wollen im Hintergrund bleiben. Hürden in der Umsetzung gab es genug. Vor allem bei der Partnersuche. "Wir haben den größten Weinsupermarkt an der Angel gehabt, waren uns handelseins, da ging es nur noch um die letzte Unterschrift. Bis der Eigentümer im Mai vergangenen Jahres selbst wieder das Ruder übernahm und die Kooperation nicht mehr wollte", erzählt Rohrmair-Lewis über den Rückschlag gleich zu Beginn der Projekts.

Sie recherchierten und stießen in Oberösterreich auf einen Weingroßhändler, der den Markennamen "Hidden Gem" geschützt hatte – allerdings für Whiskey, nicht für Wein. Wir haben uns getroffen und waren uns schnell einig, dass wir das gemeinsam machen wollen. Der Weingroßhändler ist mit an Bord.

Die Gründung

Ein Unternehmen zu Gründen war für den JW-Chef "eine interessante Erfahrungen". Einen Business-Plan gab es, wenn auch keinen ausführlichen. Am Ende hat die Realisierung länger gedauert als gedacht. Das Weihnachtsgeschäft haben wir nicht mehr geschafft, sind erst jetzt Mitte März auf dem Markt. Das ist insofern gut, als man so den "exzellenten Jahrgang 2015 abfüllen konnte." Kritik für die Behördenwege hat Rohrmair-Lewis aber schon: Die Notariatspflicht beim Gründen stellt er massiv in Frage. Und bei der Finanz dürfte es derzeit ein Problem bei der Ausgabe der Steuernummern geben. "Das dauert ewig und ist nicht in Ordnung, aber da sind wir jetzt als Junge Wirtschaft dran." De facto ist eine Gesellschaft nämlich erst dann gegründet, wenn es eine Steuernummer gibt.

Zur Einführung von Hidden Gem gibt es von 14.–19. März einen Pop-up-Store in der Mariahilfer Straße 66 – und dort die Möglichkeit, mit den Gründern persönlich zu verkosten. Alle Infos gibt es unter: www.hiddengem.at

Der Business-Plan Den sollte man zumindest grob haben. Eine Kalkulation ist wichtig und ein Fahrplan, was, wann und wie es gehen soll.

Die Kosten Wir haben einen Händler an Bord, der hat uns klar gemacht: Jeden Euro, den man ausgibt, muss man doppelt und dreifach zurückverdienen. Gerade zu Beginn will jeder etwas von dir: es gibt Spesen, Kosten, Ausgaben und du musst Produkte verschenken. Man muss leider am Anfang ziemlich geizig sein, sonst startest du gleich mit einem großen Minus los.

Der Zeitplan Man darf beim Aufsetzen eines neuen Geschäfts nichts überstürzen. Und wir haben erkannt: Am Ende dauert alles länger als man anfangs glaubt. Bei uns gab es aber irgendwann den Punkt, an dem uns klar wurde: Jetzt müssen wir mit dem Projekt rausgehen. Auch, wenn es noch nicht perfekt ist, noch immer etwas fehlt und die eine oder andere Sache nicht ganz fertig ist. Ich glaube: Irgendwann muss man das Projekt einfach fliegen lassen – und es weiterentwickeln und reparieren, während es sich schon aktiv in der Luft befindet.

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