Frutura-Chefin: „Wir sind unterversorgt mit Obst und Gemüse“

Katrin Hohensinner-Häupl
Katrin Hohensinner-Häupl, Produzentin nachhaltiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse, glaubt an regionale Wertschöpfung und kritisiert mangelnde Wertschätzung für Unternehmer.

Katrin Hohensinner-Häupl ist Geschäftsführerin von Frutura. Das Unternehmen ist Produzent und Vermarkter von nachhaltig produziertem Obst und Gemüse. Vater Manfred Hohensinner gründete gemeinsam mit zwei Partnern 2002 den Betrieb. Für sein Lebenswerk wurde er am Freitag beim Hermes.Wirtschafts.Preis 2025 zum Entrepreneur des Jahres gekürt. Im KURIER-Interview berichtet seine Tochter über die aktuellen Herausforderungen.

KURIER: Sie haben in der Oststeiermark ein Mega-Gewächshaus geplant. Dieses soll mit Geothermie beheizt werden und ab 2027 in Betrieb gehen. Sie haben schon ein Gewächshaus dieser Art, da hat es allerdings sechs Jahre gedauert, bis alle Genehmigungen beisammen waren. Haben Sie jetzt schon mit dem Bau begonnen?

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Katrin Hohensinner-Häupl: Nein, der erste Schritt sind die Geothermie-Bohrungen, also das Finden von heißem Wasser. Das ist die Grundlage, weil das heiße Thermalwasser nutzen wir zur Beheizung der Gewächshäuser.

Wie lange hat es gedauert, bis die Bohrgenehmigungen erteilt wurden?

Circa eineinhalb bis zwei Jahre. Gerade für Geothermie-Bohrungen sind die Verfahren in Österreich noch sehr komplex. Man muss sehr viel vorausplanen, ohne zu wissen, wann es dann wirklich konkret wird. Das ist eine Herausforderung, weil es gibt Partner und potenzielle Kunden, und man kann dann nie so genau sagen, wann wirklich der Zeitpunkt kommt, dass man Ware hat. Ich glaube, dass auch dieses Mal noch die eine oder andere Herausforderung auf uns zukommt. Aber ich hoffe nicht, dass es sechs Jahre werden. Aktuell haben wir noch den Plan, dass wir 2027 produzieren können.

Was waren damals die Probleme beim ersten Gewächshaus dieser Art?

Damals, 2011, 2012 herum, war es eine Neuheit, dass man heißes Thermalwasser nicht nur zum Baden nutzt, sondern auch zur Produktion von Obst und Gemüse. Wir waren der Zeit einfach voraus. Heute sieht man das im Großen und Ganzen Gott sei Dank anders.

Da hat ihr Vater offenbar Pionierarbeit geleistet.

Genau. Mein Vater ist da einen sehr, sehr steinigen Weg gegangen und das war teilweise wirklich knapp an der Existenz vom Unternehmen. Wir waren noch deutlich kleiner und so etwas steckt man nicht so leicht weg. Er hat das mit Bravour gemeistert.

Nach den Erfahrungen vom ersten Mal stellt sich die Frage, warum haben Sie es jetzt ein zweites Mal in Österreich probiert und sind nicht in ein Nachbarland gegangen, wo dort auch vieles günstiger ist.

Wir glauben an den Standort Österreich, an die regionale Wertschöpfung, auch an die Lebensmittelversorgung in Österreich. Wir sind ja nach wie vor unterversorgt mit Obst und Gemüse, das ganze Jahr über gesehen, und wir wollen einfach unseren Beitrag zur regionalen Wirtschaft leisten.

Katrin Hohensinner-Häupl

Fühlen Sie sich eigentlich als Unternehmerin nach all den Erfahrungen in Österreich wertgeschätzt?

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Wertschätzung für Unternehmen stark zurückgegangen ist in den letzten Jahren. Unternehmen werden eher negativ dargestellt, sie sollen nicht zu viel erwirtschaften, weil das geht doch zulasten aller anderen. Aber dass Unternehmen Gewinne machen müssen, um weiter zu investieren, um wachsen zu können, um Arbeitsplätze zu schaffen, das geht oft ein bisschen verloren.

Also ein bisschen die berühmte Neiddebatte.

Genau, die ist oft sehr schade. Die haben wir, glaube ich, generell ein bisschen in unserer Kultur. Ich bin keinem hochrangigen Manager sein Gehalt neidig, weil oft steht da ganz viel Arbeit dahinter, die man nicht sieht.

Was könnte man tun, damit der Neid weniger wird?

Schöner wäre es, wenn wir gemeinsam Erfolge feiern. Wenn Unternehmen, wenn Branchen in Österreich erfolgreich sind, dann sollten wir stolz auf diese sein und nicht versuchen, etwas Negatives zu finden. Wir haben große Marken in Österreich und ich finde es großartig, dass die auch in Österreich noch ansässig sind.

Themenwechsel. Kommen wir zur EU als größere Einheit. Von vielen Unternehmen wird der Green Deal als bürokratische Belastung empfunden. Hat er aus ihrer Sicht auch gute Seiten?

Er hat definitiv gute Seiten. Wenn man die Themen Klimawandel und Umweltschutz bedenkt, haben wir große Aufgaben zu meistern. Gerade in der Landwirtschaft merken wir schon jeden Tag, was Klimawandel heißt. Was beim Green Deal passiert ist, so glaube ich, dass er überbürokratisiert wurde. Wir als Unternehmen sind mit unglaublichen Berichtspflichten konfrontiert. Es kostet sehr viele Ressourcen und sehr viel Geld, dieses Reporting aufzustellen, und oft ist es eben wirklich nur ein Dokumentationsthema, wo man keinen Mehrwert draus zieht. Für mich hat der Green Deal gute und wichtige Seiten, aber es wurde übers Ziel hinausgeschossen.

Großes Thema in Österreich sind auch die gestiegenen Lebensmittelpreise. Wie stark ist das bei Ihren Produkten?

Die Diskussion ist ein bisschen schade, weil wir teilweise in Österreich andere Voraussetzungen haben, gerade bei Frischobst und Gemüse. Wir hatten auch die Steigerungen bei Löhnen und Energie. Das mussten wir auch weitergeben. Ich glaube trotzdem, dass bei Obst und Gemüse kein großartiger Österreich-Aufschlag drinnen ist, wo sich irgendjemand eine goldene Nase verdient.

Haben sie bei der Nachfrage gespürt, dass die Konsumenten lieber zur Massenware greifen?

Bei unseren Produkten haben wir es wenig gespürt, weil wir Käufer haben, die bereit sind, das auszugeben, wenn die Ware wirklich gut schmeckt und qualitativ in Ordnung ist.

Man hat das Gefühl, die Nachhaltigkeit stirbt unter Anfangszeichen in Sparzeiten wie diesen als erste.

Genau, weil kurzfristig tut es uns ja weniger weh, wenn wir da wieder zurückstecken. Es geht ja eher um den langfristigen Gedanken. Aktuell ist Nachhaltigkeit wieder, auch von meinem Gefühl her, sehr stark verschwunden.

Haben Sie es wie andere Betriebe schwer, Mitarbeiter zu finden oder haben Sie einen Mitarbeitermangel?

Wir sind in der Oststeiermark einer der größeren Arbeitgeber und das hilft uns auch, sodass wir nie einen akuten Mangel hatten. Aber gewisse Positionen sind auch für uns eine Herausforderung. Das geht von Technikern in der Nachtschicht, was natürlich keine beliebte Position ist, aber auch Vertriebspositionen, oft auch höher qualifizierte Stellen. Aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden.

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