Zwei Männer kämpfen um WM-Titel wie um eine Frau

Verbale Tiefschläge sind seltener geworden in einer Zeit, in der es im Sport um Sponsor-Millionen geht. Doch es gab Streit zwischen den Protagonisten, die beide ihre ganz große Chance auf den WM-Titel wittern und einander heuer auf der Strecke bereits packende Zweikämpfe lieferten.
Mercedes-Sportchef Wolff vergleicht das Duell Rosberg-Hamilton dies mit dem Buhlen um eine große Liebe.

Jetzt ist es endlich ausgesprochen: "Nein, Nico ist nicht mein Freund", sagte Lewis Hamilton nach dem Grand Prix von Monaco auf die Frage, ob er seinen Teamkollegen zum Sieg gratuliert habe. Nach zuletzt vier Siegen in Serie musste sich der Engländer dem Deutschen erstmals geschlagen geben. Hamilton gab die WM-Führung an seinen Teamkollegen ab – und die Fronten verhärten sich immer mehr.

Rosberg und Hamilton kennen einander seit Jahrzehnten aus gemeinsamen Kart-Zeiten, sie wohnen in Monte Carlo im selben Apartment-Hochhaus, immer wieder fiel das Wort "Freunde". Doch das Verhältnis ist mehr als getrübt, seitdem sich Rosberg am Samstag im Qualifying einen Ausritt leistete, der Hamilton um die Chance auf die Poleposition brachte.

Die beiden Mercedes-Fahrer überflügeln heuer die Konkurrenz, Kopf an Kopf rasen sie dem WM-Titel entgegen. Aus dem einst freundschaftlichen Verhältnis wurde ein verbitterter Kampf, in dem die Piloten einander den Sieg nicht gönnen.

Tuttosport schrieb: "Rosberg der Ruhm, Hamilton die Wut. Eine Sache ist sicher: Zwischen den beiden Freunden herrscht schon jetzt ein komplettes Zerwürfnis." Der englische Telegraph glaubt: "Die Fehde zwischen Hamilton und Rosberg eskaliert", und die Frankfurter Rundschau schrieb: Im bitterbösen Mercedes-Duell um den Titel herrscht Eiszeit zwischen den Stallrivalen."

Gesunde Rivalität

In der Führungsetage des Mercedes-Teams scheint man mit dem Clinch der Starpiloten gut leben zu können. "Wenn zwei Männer um dieselbe Frau kämpfen, dann mögen sich diese beiden nach einiger Zeit nicht mehr", sagte Motorsportchef Toto Wolff der Bild-Zeitung. "Die beiden kämpfen um dieselbe Sache, dieselbe Frau – also den WM-Titel. Um diesen Pokal am Ende der Saison in der Hand zu halten, gehst du sehr weit." Doch der Österreicher glaubt zu verstehen, was die Fahrer brauchen, um sich wieder voll auf den Job zu konzentrieren: "Nico und Lewis sind manchmal wie zwei Teenager, die ihre Grenzen austesten. Manchmal muss man sie vorsichtig schütteln, um sie wieder auf Kurs zu bringen."

Dass die Freundschaft einen Kampf um die WM nicht unbeschadet bestehen kann, glaubt aber auch Toto Wolff: "Ich glaube, dass Rennfahrer genau deshalb nie Freunde sein können. Nico und Lewis sind Kollegen, Gegner. Und auf der Strecke sind sie Feinde."

Luxusprobleme

Bei der Konkurrenz, allen voran bei Gegner Red Bull, hätte man allerdings eine Freude, könnte man sich mit derartigen Problemen herumschlagen. Es ist erst zwei Jahre her, dass Vettel und Mark Webber um die Vorherrschaft im Team stritten – und um die Weltmeisterschaft. Nun fährt das Team hinterher, Daniel Ricciardo ist in der WM hinter Alonso Vierter, Sebastian Vettel gar nur Sechster.

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