Rosberg knackt Hamiltons Erfolgscode zu spät

Nico Rosberg und Lewis Hamilton
"Ich muss darüber nachdenken, wie sich die Dinge so ändern konnten", sagt Lewis Hamilton.

Aus Sorge vor der Entschlüsselung seines Formel-1-Erfolgscodes durch seinen Mercedes-Rivalen Nico Rosberg begab sich Lewis Hamilton noch in Sao Paulo auf Spurensuche. Spätestens nach seinem vorzeitigen WM-Triumph in den USA scheint sein deutscher Dauerwidersacher das Erfolgsgeheimnis des Engländers geknackt zu haben.

Auf den letzten Kilometern dieser Saison gelang dies dem Vizeweltmeister zwar viel zu spät, doch Hamilton will seine Dominanz auch künftig beibehalten. "Ich muss darüber nachdenken, wie sich die Dinge so ändern konnten", räumte Hamilton nach Rosbergs zweitem Sieg in Serie in Brasilien ein.

Das schlechte Timing für die längst hoffnungslose Aufholjagd wollte Rosberg zumindest öffentlich nicht beklagen. Er bedauere es nicht, stellte der 30-Jährige nach seiner zweiten Vize-Weltmeisterschaft klar, "weil ich nicht nach hinten gucke, nur nach vorne und mich über die individuellen Siege freue".

Rosberg knackt Hamiltons Erfolgscode zu spät
Mercedes Formula One driver Nico Rosberg (R) of Germany and team mate Lewis Hamilton of Britain relax after the Brazilian F1 Grand Prix in Sao Paulo, Brazil, November 15, 2015. REUTERS/Paulo Whitaker
Auf eine Statistenrolle bei Siegerehrungen hat Hamilton keine Lust. Seit Singapur habe Mercedes Veränderungen am Silberpfeil vorgenommen, betrieb er Ursachenforschung. "Ich habe mich damit wohl ein bisschen weniger wohlgefühlt", räumte Hamilton ein, ohne Details zu nennen. Seit Singapur im September verwies Rosberg seinen Stallrivalen im Qualifying stets auf den zweiten Platz.

Hamilton will seine Aufarbeitung bis zum Saisonfinale Ende dieses Monats in Abu Dhabi abgeschlossen haben. Mit dem psychologisch nicht zu unterschätzenden Glücksgefühl einer Erfolgsserie möchte er seinen Kontrahenten nicht in den Urlaub entlassen. "Diese nächsten Monate werden wirklich wichtig", bekräftigte Hamilton, der keine Zweifel an seinem Ehrgeiz ließ. "Ich bin auch hierher mit demselben Feuer und demselben Verlangen gekommen, um zu gewinnen."

"Wir haben Wachhunde und keine Welpen angestellt"

Die Intensität in der Dauerfehde des Mercedes-Duos wird auch künftig hoch sein. "Wir haben Wachhunde und keine Welpen angestellt", beschrieb Motorsportchef Toto Wolff die Aggressivität seiner erfolgshungrigen Fahrerpaarung.

Eine Erklärung für den Wandel der Kräfteverhältnisse hatte auch der 43-jährige Wiener nicht. "Man könnte sagen, dass Lewis alles gewonnen hat, seine Ziele erfüllt hat und das Adrenalin vielleicht nicht mehr so hoch ist wie zuvor", mutmaßte Wolff. "Nico fährt ohne Druck. Ich bin mir aber nicht mal sicher, ob sie die genauen Gründe kennen."

Ferrari holt auf

Den großen Konkurrenten für die nächste Saison hat Wolff längst identifiziert. "Ich rechne mit Ferrari als großem Herausforderer, weil sie clevere Entscheidungen getroffen haben", räumte der Mercedes-Motorsportchef ein. "Den Vorsprung, den wir 2014 und 2015 hatten, der ist vermutlich nicht zu halten", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Interview. Die Konkurrenz werde zwangsläufig eine "steilere Lernkurve" haben. "Wir nehmen sie sehr, sehr ernst, insbesondere für nächstes Jahr", sagte auch Rosberg. "Mit denen ist zu rechnen."

Nach seiner erfolgreichen Debütsaison bei Ferrari will Sebastian Vettel mit der Scuderia Branchenführer Mercedes 2016 endlich stürzen. "Wir wollen auf jeden Fall näher dran, viel näher dran, idealerweise ihnen voraus sein", betonte der vierfache Ex-Weltmeister nach seinem dritten Rang in Interlagos. Die Ferrari-Fortschritte würde ihn bestärken.

Vettels Teamchef Maurizio Arrivabene sieht ein Ende der Zurückhaltung bei der Scuderia nach acht Jahren ohne Fahrer-Weltmeisterschaft endgültig gekommen. Angesprochen auf das künftige WM-Duell mit Mercedes sagte er lächelnd: "Meine ehrliche Erwartung ist, nicht näher dran zu sein, sondern vor ihnen zu sein."

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