Rosberg hat ab Singapur "nichts mehr zu verlieren"
Nico Rosberg steht im Smog über Singapur bereits mit dem Rücken zur Wand. Denn der Deutsche muss im Formel-1-Titelkampf gegen seinen mit bereits 53 Punkten Vorsprung führenden Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton dringend die Wende einleiten. "Jetzt gehe ich die verbleibenden sieben Rennen mit der Einstellung an, dass ich nichts mehr zu verlieren habe", sagt Rosberg.
Der wie immer unter Flutlicht ausgetragene, Große Preis von Singapur am kommenden Sonntag (14.00 Uhr MESZ/live ORF 1, RTL, Sky) ist Teil eins des von Rosberg ausgerufenen Sieben-Stufen-Plans, der ihn am Ende doch noch auf das oberste WM-Treppchen bringen soll. Allerdings sind die Vorzeichen für die 61 Runden auf dem Straßenkurs am Äquator fast so trüb wie der Himmel seit Tagen über der sonst so glamourösen Stadt: Gewonnen hat Rosberg in Singapur selbst bei bestem Wetter noch nie, Hamilton schon zweimal - jeweils von der Pole.
Schafft Hamilton es aber erneut auf Platz eins, baut er seinen Vorsprung auf Rosberg auf mindestens 60 Punkte aus, sollte dieser wenigstens Platz zwei retten. Doch das ist letztlich nicht genug für die Wende. Daher lautet Rosbergs Devise: "Volle Attacke."
Hamilton an seinem Idol dran
"Es wird ganz sicher nicht einfach, es zum dritten Mal zu schaffen. Aber ich nehme den Schwung mit und werde alles für den Hattrick geben", kündigte Hamilton an. Als ob der Brite in diesem Jahr nicht ohnehin schon mit fast beängstigender Leichtigkeit seinem dritten WM-Triumph entgegenfahren würde. Elf Poles in bisher zwölf Saisonrennen und sieben Siege sprechen für sich. Zuletzt gelang ihm beim Europa-Abschied in Monza der 40. GP-Sieg. In Singapur peilt er deshalb die bei 41 liegende Marke seines großen Idols Ayrton Senna an.
Und das wie der Brasilianer beim ebenfalls 161. Grand-Prix-Start. "Ich habe Senna als Kind gesehen und bewundert und es wäre eine Ehre, mit ihm gleich zu ziehen. Aber, ehrlich gesagt, will ich noch mehr Siege", sagte der 30-Jährige kürzlich. Man dürfe aber nicht vergessen: "Wäre Ayrton noch am Leben, hätte er noch viel mehr gewonnen", erinnerte Hamilton daran, dass Senna 1994 beim GP von San Marino in Imola tödlich verunglückt war.
Rosberg kann jedenfalls Anleihe bei Hamilton nehmen. Als es vor einem Jahr nach Singapur ging, lag der Engländer mit 22 Punkten Rückstand im WM-Klassement hinter dem Deutschen. Er holte aber fünf Siege aus den verbleibenden sechs Rennen und wurde nach 2008 zum zweiten Mal Weltmeister. Vielleicht sollte sich Rosberg gerade am so ungleichen Teamrivalen ein Beispiel nehmen.
Doch das Rennen auf dem Marina Bay Street Circuit ist letztlich auch für Hamilton unberechenbar. Auch er schied schon zweimal dort aus. Passiert es nun wieder, und Rosberg punktet nach seinem Motordefekt in Monza, sähe dessen Formel-1-Welt auch wieder besser aus. Nahe dran am Sieg beim anstrengendsten Rennen im Kalender war Rosberg zumindest schon 2008, beim Sieg von Fernando Alonso im ersten Singapur-Rennen überhaupt dank eines fingierten Unfalls seines Teamkollegen Nelson Piquet Junior wurde Rosberg Zweiter. Es blieb sein bisher einziger Podestplatz dort.
Dafür prägt ein anderer Deutscher bisher die Bilanz des Rennens. Sebastian Vettel gewann 2011, 2012 und 2013 den Grand Prix, der bei Nacht, vor moderner Kulisse und bei teilweise brutal heißen äußeren Bedingungen anmutet wie "ein Killer", befand Vettel schon einmal.
Hitze, Smog, erdrückende Luftfeuchtigkeit
Nur wird es diesmal noch schlimmer. Zur Hitze von über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit über 90 Prozent kommt der Smog. Seit Tagen sind die Spitzen der Wolkenkratzer kaum zu sehen. Rauch von Bränden, die Bauern auf der Nachbarinsel Sumatra zur Landgewinnung gelegt haben, wird nach Singapur geweht. Der Verkauf von Atemmasken stieg bereits deutlich an, auch an der Strecke liegen sie auf. Seit Tagen werden die Luftverhältnisse von den Behörden als ungesund eingestuft. Augen und Atemwege sind besonders betroffen.
Das sind keine idealen Bedingungen, um mit knapp 300 Sachen durch Häuserschluchten zu rasen. Linderung bringen zwar Regenschauer, die auch für kommenden Tage angesagt sind. Aber meist nur kurzfristig. Die Veranstalter sehen noch keinen Grund, irgendetwas am Ablauf des Rennwochenendes zu ändern.
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