Hamilton-Pole in Silverstone

Lewis Hamilton markierte die Bestzeit.
Der Brite verweist seinen Teamkollegen Nico Rosberg auf Platz zwei. Dritter Massa.

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat seinem Mercedes-Team die bereits 20. Pole in Serie gesichert und nimmt damit auch seinen Heim-Grand-Prix am Sonntag (14 Uhr/ live auf ORF eins) in Silverstone von der besten Startposition in Angriff. Der 30-jährige Brite erzielte am Samstag im Qualifying mit 1:32,248 Minuten Bestzeit vor seinem deutschen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg (+0,113 Sek.).

"Das ist natürlich besonders toll, diese Pole auf heimischen Boden geschafft zu haben, denn es sind so viele Menschen gekommen, um mich zu sehen. Das hat mich zusätzlich motiviert, das Beste zu geben", betonte Hamilton nach der bereits achten Pole in dieser Saison und insgesamt 46. seiner Karriere. Damit ist der Engländer die alleinige Nummer eins unter den aktiven Piloten vor Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel (GER/45). In der "ewigen Bestenliste" liegen nur der siebenfache Rekordchampion Michael Schumacher (GER/68) und F1-Legende Ayrton Senna (BRA/65) vor Hamilton.

Rosberg war "ein bisschen enttäuscht" nach dem Qualifying. "Mein erster Versuch war wirklich gut, aber es hat nicht gereicht. Echt schade, dass ich um eine Zehntel die Pole verpasst habe", meinte der Österreich-GP-Sieger, der vor dem neunten Saisonlauf in der WM nur zehn Punkte hinter Spitzenreiter Hamilton liegt. Bei seinem letzten Angriff auf die Bestzeit wurde Rosberg dann von "starkem Untersteuern links vorne" gestoppt. "Das war komisch", meinte der Vizeweltmeister, lobte aber im selben Atemzug die Leistung seines Boliden. "Es ist unglaublich, wie schnell wir sind."

Williams lauert

Hinter den dominierenden Mercedes-Boliden, die schon seit über einem Jahr im Qualifying ungeschlagen sind und weiter den Rekord von Williams-Renault (24 Pole Positions en suite in den Jahren 1992 und 1993) jagen, landeten die Williams-Piloten Felipe Massa (BRA/+0,837) und Valtteri Bottas (FIN/0,901). Dahinter folgten die Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen (FIN/1,131) und Vettel (GER/1,299) auf den Rängen fünf und sechs. Bester Red-Bull-Fahrer war der Russe Daniil Kwjat (1,388) als Siebenter.

"Das war ein super Tag für uns. Ich hoffe, dass wir auch im Rennen mit beiden Autos vor Ferrari bleiben", sagte Massa. Vettel, in der WM 49 Punkte hinter Hamilton Dritter, war dagegen enttäuscht. "Das war nicht unser bester Tag. So ein schweres Qualifying hatten wir nicht erwartet", lautete der Kommentar des Deutschen.

Können uns morgen nur selber besiegen

Angesichts des großen Vorsprungs auf die Konkurrenz meinte Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda: "Wir können uns morgen nur selber besiegen." Daneben lobte der 66-Jährige ebenso wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Vorstellung von Hamilton, der am Freitag im Training noch hinter Rosberg gelegen war. "Er packt es immer wieder, auch wenn es nicht läuft", betonte Lauda. "Mit seiner Genialität bringt er, wenn es darauf ankommt, eine Runde zusammen, die keiner versteht", ergänzte Wolff.

"Das Wochenende war bisher nicht einfach", gestand Hamilton. "Ich habe einige Änderungen am Auto auch noch während des Qualifyings vorgenommen und damit alles rausgeholt. Ich bin glücklich, dass es funktioniert hat." Mit seinem dritten Silverstone-Sieg nach 2008 und 2014 - also in den Jahren, in denen er auch den WM-Titel eroberte - würde er mit seinen britischen Landsleuten und F1-Idolen Jim Clark (1963, 1965 und 1967) und Nigel Mansell (1987, 1991 und 1992) gleichziehen.

"Ich bin sehr zuversichtlich", sagte Hamilton mit Blick auf das Rennen am Sonntag, das 140.000 Zuschauer an der Strecke verfolgen werden. "Das ist eine ganz besondere Atmosphäre hier. Ich sehe hier so viele Lewis-Hamilton-Flaggen und Botschaften an das Mercedes-Team. Ich hoffe, ich kann die Energie von den Fans in einen Sieg ummünzen."

Qualifying
1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:32,248 Min.
2. Nico Rosberg (GER) Mercedes 1:32,361
3. Felipe Massa (BRA) Williams 1:33,085
4. Valtteri Bottas (FIN) Williams 1:33,149
5. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 1:33,379
6. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 1:33,547
7. Daniil Kwjat (RUS) Red Bull 1:33,636
8. Carlos Sainz jr. (ESP) Toro Rosso 1:33,649
9. Nico Hülkenberg (GER) Force India 1:33,673
10. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 1:33,943 (alle in Q3)
11. Sergio Perez (MEX) Force India 1:34,268 (in Q2)
12. Romain Grosjean (FRA) Lotus 1:34,289
13. Max Verstappen (NED) Toro Rosso 1:34,502
14. Pastor Maldonado (VEN) Lotus 1:34.511
15. Marcus Ericsson (SWE) Sauber 1:34,868
16. Felipe Nasr (BRA) Sauber 1:34,888 (in Q1)
17. Fernando Alonso (ESP) McLaren 1:34,959
18. Jenson Button (GBR) McLaren 1:35,207
19. Will Stevens (GBR) Manor 1:37,364
20. Roberto Merhi (ESP) Manor 1:39,377

Die meisten Pole Positions
1. Michael Schumacher (GER) 68 Pole Positions
2. Ayrton Senna (BRA) 65
3. Lewis Hamilton (GBR) 46 *
4. Sebastian Vettel (GER) 45 *
5. Jim Clark (GBR) 33
. Alain Prost (FRA) 33
7. Nigel Mansell (GBR) 32
8. Juan Manuel Fangio (ARG) 29
9. Mika Häkkinen (FIN) 26
10. Niki Lauda (AUT) 24
. Nelson Piquet (BRA) 24

* noch aktiv

Österreichs dreifacher Formel-1-Weltmeister Niki Lauda stimmt dem aktuellen Champion Lewis Hamilton zu, dass die Trophäen in der Königsklasse des Motorsports "hässlich" seien. Als Lauda selbst noch gefahren ist, seien sie schon so "schiach" gewesen, dass er sie gegen lebenslange Gratis-Autowäschen eingetauscht habe, verriet der 66-Jährige vor dem WM-Lauf in Silverstone.

"Ich habe sie alle weggegeben, denn in meiner Zeit waren die meisten von ihnen hässlich und nutzlos für mich", betonte der nunmehrige Aufsichtsrat des Mercedes-Teams. "Lewis hat diesbezüglich also recht, dass die Trophäen einen gewissen Wert haben sollten, wenn man sie anschaut, sollte man sie mögen", erklärte Lauda in einem BBC-Radio-Interview am Samstag.

Der Gewinner von 25 WM-Läufen in den 1970er- und 1980er-Jahren gab seine Pokale einem Tankstellenbesitzer. "Ich habe gesagt: 'Wenn sie mir kostenlose Autowäschen für den Rest meines Lebens geben, dann können sie alle haben.' Und das habe ich getan", erzählte Lauda. "Leider ist der Mann gestorben und sein Sohn hat die Tankstelle übernommen."

Und da seine Trophäen in der Folge überhaupt nicht gepflegt worden seien, habe sie einer seiner Freunde "mitgenommen und poliert. Dann haben sie meine Kinder genommen und sie auf eBay versteigert. Jetzt muss ich für die Autowäsche bezahlen", sagte Lauda, der für seine Sparsamkeit berühmt ist und laut einem Werbeslogan "nichts zu verschenken" hat.

Es ist schockierend, wie schlecht die Pokale sind

Hamilton hatte sich in dieser Woche, schönere Trophäen gewünscht, denn die modernen Siegerpokale findet er schrecklich. "Wir müssen einfach bessere Trophäen machen. Es ist schockierend, wie schlecht die Pokale sind", zitierte der "Daily Telegraph" den Briten, den Lauda zu Mercedes geholt hatte. Er habe sich sogar schon bei Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone über die Qualität der Hauptpreise beschwert.

Der 30-jährige Engländer stört sich daran, dass viele der Pokale inzwischen aus Plastik anstatt aus Gold oder Silber gefertigt werden. "Die letzte in Österreich war aus Holz, der Sockel war aus Blei. Was soll das?", kritisierte Hamilton.

Hamilton-Pole in Silverstone
Niki Lauda vor dem Legendenrennen in Spielberg.

Der Salzburger Philipp Eng hat am Sonntag mit dem Sieg in Silverstone seine Gesamtführung im Porsche Supercup ausgebaut. Der 25-jährige Pole-Setter legte mit einem Raketenstart den Grundstein zum souveränen Start-Ziel-Triumph. Nach seinem ersten Saisonsieg liegt Eng nun 14 Punkte vor dem Spanier Alex Riberas vom Salzburger Lechner-Team, der in Silverstone Zweiter wurde.

Der Steirer Christopher Zöchling, der zuletzt sein Heimrennen in Spielberg gewonnen hatte, landete auf dem siebenten Rang. In der Gesamtwertung ist der 27-Jährige nun Achter.

Punktelos

Der Tiroler Rene Binder steht in der GP2-Rennserie auch nach dem zehnten Rennen weiter ohne Punkt da. Der 23-jährige Innsbrucker kam nach Platz 17 am Vortag im Silverstone-Hauptrennen, auch am Sonntag im Sprint über Rang 18 nicht hinaus. Der Sieg ging an den Indonesier Rio Haryanto. In der Gesamtwertung führt der Belgier Stoffel Vandoorne überlegen 65 Zähler vor dem US-Amerikaner Alexander Rossi.

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