Der Wiener Wolff ist auf Beutezug

Der Wiener Wolff ist auf Beutezug
Der 42-Jährige führte Mercedes an die Spitze der Formel 1.

Es gehört beinahe schon zum Ritual der Formel 1 am Samstag – wie die Champagnerdusche am Rennsonntag: In der Box von Mercedes wird nach einem Qualifying applaudiert, umarmt und gelacht. So auch am Samstag in Schanghai: vierte Qualifikation der Saison, vierte Poleposition für einen Silberpfeil, die dritte für Starpilot Lewis Hamilton.

Inmitten des Trubels steht immer ein Mann, weißes Hemd, dicke Kopfhörer, Mechaniker und Techniker schütteln seine Hände, er lächelt, doch sein Jubel hält sich in Grenzen. "Die Formel 1 ist hart umkämpft, man darf keine Schwächen zeigen", sagt er. Er, das ist Torger Christian Wolff, genannt "Toto". Der 42-jährige Wiener ist seit etwas mehr als einem Jahr der Motorsportchef von Mercedes-Benz, darüber hinaus hält er 30 Prozent der Anteile am Formel-1-Rennstall des deutschen Herstellers.

Als Wolff den Job antrat, fand er zunächst mehrere Problemfelder vor. Die Mannschaft in England, dem Sitz des Formel-1-Teams, war verunsichert, ihr konstruierter Bolide zu langsam, parallel stieg in der Daimler-Zentrale der Unmut über das teure Rennsport-Engagement.

Im Schaufenster

Knapp 16 Monate später ist aus Stuttgart jegliche Skepsis verflogen. Mercedes gibt in der Formel 1 mittlerweile das Tempo vor. "Die 500 Mann in der Formel-1-Fabrik sind für mich das Schaufenster für einen 100-Milliarden-Konzern", sagt Wolff.

Es sind auch Sätze wie dieser, warum der talentierte Hobby-Rennfahrer, der nach seinem Studium der Handelswissenschaften mit dem Kauf und Verkauf von Firmen reich wurde, derzeit einer der populärsten Gesprächspartner ist – egal, ob BBC, RTL oder ORF. Sein Credo: "Es gibt in England eine Racing-DNA, ob ein Österreicher damit besser umgehen kann als ein Deutscher, weiß ich nicht. Vielleicht aber sind wir doch weniger direkt als die Deutschen." Lewis Hamilton, der lange Zeit als unzähmbar galt, nennt Wolff schlicht den "Boss". Auch das ist eine Art der Auszeichnung.

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