Torgefährlichster Schnösel der Welt

Am Freitag spielt Österreich gegen Schwedens polarisierenden Superstar.

Rechtzeitig vor dem Spiel gegen Österreich am Freitag ist die Biografie von Zlatan Ibrahimovic in deutscher Sprache erschienen. Oder ist vielleicht doch die Partie am Dienstag in einer Woche gegen Deutschland der Grund für die Neuerscheinung?

Egal. Auf jeden Fall will Ibrahimovic, der am Donnerstag 32 Jahre alt wurde, ein letztes Mal mit Schweden zu einer Fußball-Weltmeisterschaft fahren. Und da sind Gegner wie Österreich und Deutschland zwei lästige Gegner beim Versuch einer Qualifikation.

Anlässlich seines 30. Geburtstages erschien „Ich bin Zlatan“ auf Schwedisch. Es ist die Lebensgeschichte eines Fußballers, der polarisiert; seit der letzten Woche gibt es sie auch auf Deutsch. Ibrahimovic ist einer der erfolgreichsten, besten, umstrittensten, provokantesten Fußballer des neuen Jahrtausends.

Zum Sportlichen: Zlatan Ibrahimovic wurde in den letzten zwölf Jahren nur zwei Mal nicht Meister. Titel holte er mit Ajax Amsterdam (2002 und 2004) Juventus Turin (2005 und 2006), Inter Mailand (2007 – 2009), Barcelona (2010), AC Milan (2001) und Paris SG (2013).

Als Mensch ist er manchmal Schnösel, als Spieler ist er die pure Torgefahr. Episoden aus seinem Leben und seiner Karriere geben etwas Aufschluss über seine Bedeutung und seinen Charakter.

„zlatanera“: Für den Status in seiner Heimat spricht, dass dieses Verb 2012 in die schwedische Sprache aufgenommen wurde – als Begriff für „etwas mit Kraft dominieren“. Es ist wohl auch ein Synonym für den Aufstieg von Zlatan Ibrahimovic aus dem Problemviertel Rosengård in Malmö. Die Eltern ließen sich früh scheiden, Ibrahimovic blieb beim bosnischen Vater, seine zwei Geschwister bei der kroatischen Mutter. Der Vater trank, die Mutter verdiente als Putzfrau nicht viel. Ibrahimovic hatte nicht immer etwas zu essen, hing mit seinen Haberern herum und ging mit ihnen stehlen.

Großmaul: „Wer mich kauft, kauft einen Ferrari. Wer einen Ferrari kauft, fährt auf die Autobahn und gibt Vollgas.“ An Minderwertigkeitskomplexen leidet Ibrahimovic nicht, in Interviews redet er manchmal von sich in der dritten Person. In einem Interview mit dem deutschen Fußball-Magazin 11Freunde sagte er im März: „Ich bin auch der Größte. Geht das überhaupt? Zwei Größte? Na, dann so: Ich bin der Größte hinter Muhammad Ali.“

Provokateur: In seiner Biografie rechnet er auch mit Größen des Trainer-Geschäfts ab. In seiner Zeit bei Ajax Amsterdam hatte ihm Marco van Basten geraten, nicht immer auf die Trainer zu hören. Und so hörte sich Ibrahimovics Abrechnung dann auch an: Damals war Louis van Gaal technischer Direktor bei den Niederländern. Ibrahimovic sagte ihm: „Hör mal, Meister, geh in dein Büro und schreib Briefe.“ Unter Josep Guardiola war er bei Barcelona gescheitert. Er bezeichnet den jetzigen Bayern-Coach als fantastischen Trainer. „Aber als Mensch? Er ist kein Mann. Guardiola hat keine Eier.“

Macho: Beim Interview mit dem Spiegel in einem Hotel in Stockholm stellte er seine Frau als „evil super bitch deluxe“ vor. Ein Übersetzungsversuch: „Miese Superluxus-Tussi.“ Helena ist elf Jahre älter als Zlatan und war Model, die beiden haben zwei Söhne, Maximilian (7) und Vincent (5). Bei einer Pressekonferenz fragte ihn ein schwedischer Reporter, woher er die Kratzer in seinem Gesicht habe. Antwort Ibrahimovic: „Fragen Sie doch mal Ihre Frau.“ In Barcelona fragte ihn eine Journalistin nach seiner sexuellen Orientierung, weil er auf einem Bild das Händchen von Mitspieler Piqué gehalten hatte. Antwort Ibrahimovic: „Komm mit deiner Schwester zu mir nach Hause, dann siehst du, ob ich schwul bin.“

Eigensinn: Schon als Nachwuchsspieler weigerte er sich, immer nur mannschaftsdienlich zu spielen. „Ich werde nie ein echter Schwede sein, warum sollte ich spielen wie einer?“, sagt er im Spiegel. Bei Amsterdam weigerte er sich nach einem Streit mit dem damaligen Kapitän Rafael van der Vaart zu spielen. Gegen San Marino wollte Kim Källström einen Elfmeter schießen, Ibrahimovic jedoch schnappte sich den Ball und schoss den Elfmeter selbst. Er traf, aber seine Mannschaftskollegen verweigerten daraufhin demonstrativ den Torjubel.

Kult: Die Band The Ballerinas & The Pendletones besang den Fußball-Helden in „Zlatan och jag“ (Zlatan und ich). 2004 wurde die Komödie „Var är Zlatan?“ (Wo ist Zlatan?) aufgeführt – sie handelt von der Lebensgeschichte von Ibrahimovic. Und 2006 sang sich die Band Elias mit „Who’s da Man“, einem Song über den Kicker, in die schwedischen Charts.

Weicher Kern: „Du kriegst den Jungen aus dem Getto heraus, aber nicht das Getto aus dem Jungen“, sagt Ibrahimovic. Er hat etliche Fußballplätze in und um sein Heimatviertel Rosengård bezahlt.

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Barcelona's Ibrahimovic looks at the ball during t
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Die Geldmaschine

Zlatan Ibrahimovic ist mit seinen auf 1,92 Meter verteilten 94 Kilo ein Brecher mit brachialer Gewalt, aber gleichzeitig ein trickreicher Dribbler, der beidfüßig schießt. Seine Beherrschung dieser Masse ist das Ergebnis von Taekwondo-Training. Fast 170 Millionen Euro Ablöse seit 2001 machen Ibrahimovic zum umsatzstärksten und insgesamt teuersten Spieler der Welt. Er erhält rund 15 Millionen Euro Jahresgehalt von Paris SG.

Das Buch

Torgefährlichster Schnösel der Welt

„Ich bin Zlatan“ erscheint im Mali-Verlag und kostet 23,70 Euro. 2011 wurden in Schweden fast 700.000 Exemplare verkauft.

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