WM-Affäre: Neue Vorwürfe gegen den DFB

Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kommt immer mehr unter Druck.
Der Deutsche Fußball-Bund soll Hinweise auf Korruption vertuscht haben.

Neue Entwicklungen in der Affäre rund um die Vergabe der WM 2006: Der Deutsche Fußball-Bund hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR jahrelang Dokumente und Hinweise vertuscht, die auf Korruption oder zumindest dubiose Geschäfte hindeuten. Die Medien stützen sich auf Ermittlungen der Kanzlei Freshfields.

Die SZ zitiert unter anderem aus der Befragung des früheren Vize-Generalsekretärs Stefan Hans, der gegenüber den Ermittlern von einem "Hochreck" der Verschleierung gesprochen haben soll. Freshfields untersucht die Affäre im Auftrag des DFB, Hans selbst war im Zuge des Skandals vom Verband gekündigt worden.

Afrika-Hilfe

Als konkretes Beispiel habe der langjährige Vertraute des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach danach eine Afrika-Hilfe in Höhe von sieben Millionen Euro genannt, die die FIFA nach der WM-Vergabe vom deutschen Organisationskomitee gefordert hatte.

Danach sollten mit dem Geld in Afrika Fußballplätze gebaut werden. Diese hätten den Aussagen von Hans zufolge aber "wohl nicht sieben Millionen Euro gekostet". Freshfields geht laut SZ-Bericht nun der Spur nach, "ob diese Millionen-Hilfe ein Ausgleich dafür sein sollte, dass Südafrika die WM-Abstimmung gegen Deutschland verloren hatte".

ISL-Liste

Die Freshfields-Ermittlungen setzen den Recherchen zufolge auch Niersbach immer stärker unter Druck. So soll in dessen Vorzimmer beim DFB jahrelang eine Liste abgeheftet gewesen sein, die verschiedene Schmiergeldzahlungen des früheren FIFA-Marketingpartners ISL dokumentiert.

In dieser Liste taucht dem Bericht zufolge eine ISL-Zahlung von 250.000 Dollar auf, die einen Tag vor der WM-Vergabe im Jahr 2000 an einen unbekannten Empfänger geflossen sein soll. Schon Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger hatte mehrfach von einem „Schmiergeldteppich“ in den Akten der 2001 in Konkurs gegangenen ISL berichtet.

Fall Louis-Dreyfus

Im Zentrum der WM-Affäre steht eine nach wie vor ungeklärte Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro, die der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zunächst im Auftrag der deutschen WM-Macher an die FIFA geleistet hat und die dann kurz vor der WM falsch deklariert an den Franzosen zurückgezahlt wurde. Die SZ zitiert Hans nun mit der Aussage, dass man der Bilanz des DFB nicht habe ansehen können, dass damit eine offenbar illegale Zahlung verdeckt werden sollte.

Dass diese als Beitrag zu einem FIFA-Kulturprogramm getarnte Rückzahlung öffentlich wurde, ist der Grund dafür, warum die Staatsanwaltschaft mittlerweile wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen die früheren OK-Mitglieder Niersbach, Zwanziger und Horst R. Schmidt ermittelt. Freshfields will seine Untersuchungsergebnisse in der WM-Affäre voraussichtlich Ende Februar öffentlich vorstellen.

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