Schaler Nachgeschmack nach Bayerns Pokalsieg

Tor ist, wenn der Schiedsrichter pfeift...
Die Empörung über den nicht gegebenen Treffer von Mats Hummels im deutschen Cupfinale ist groß.

Während in München nach dem 2:0-Cup-Finalerfolg die Stimmung auf dem Höhepunkt ist, fällt in Dortmunder Kreisen noch immer der Name Meyer.
Florian Meyer ist kein Kicker der Schwarz-Gelben, sondern stand als Unparteiischer im Mittelpunkt. Der Schiedsrichter verwehrte einem regulären Treffer des Dortmunders Mats Hummels seine Gültigkeit. Es wäre das 1:0 gewesen, die Bayern setzten sich bekanntlich durch Tore von Arjen Robben und Thomas Müller in der Verlängerung durch.

Meyer sieht seinen Fehler nicht ein, sondern verteidigt seine Entscheidung. „Im realen Ablauf war es sowohl für meinen Assistenten als auch für mich nicht zweifelsfrei erkennbar, ob der Ball die Torlinie vollständig überschritten hat oder nicht“, zitierte der Deutsche Fußball-Bund den Referee in einer Mitteilung.

Erklärungen

„Somit haben wir entschieden, das Spiel weiterlaufen zu lassen“, sagte Meyer demnach weiter. Der DFB wies am Sonntag zudem die Darstellung zurück, Meyers Assistent habe zunächst auf Tor entschieden. „Florian Meyer hat seinen Assistenten nicht überstimmt, es gab auch keine unterschiedliche Wahrnehmung der Situation. Von der Seitenlinie kam weder per Fahne noch über Headset das Signal auf ein Tor“, erklärte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.

TV-Bilder beweisen jedoch, dass der Ball die Linie überschritten hatte. Wegen der Szene entflammt die Debatte um die Torlinientechnik erneut. Die Mehrheit der Proficlubs hatte sich im März gegen die Technik entschieden, Bayern und Dortmund waren aber dafür.
Die Dortmunder haben die Niederlage freilich noch nicht ganz verdaut, denken aber schon an die Zukunft. „Das war nicht das letzte Finale, das wir gegen die Bayern gespielt haben. Die werden uns nicht los“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Feiertag

Währenddessen wird in München gefeiert. Am Sonntag gab es einen Empfang im Münchner Rathaus und die Spieler des Double-Gewinners winkten vom Balkon Richtung Fans. „Dieses Jahr war das wichtigste in meiner kurzen Karriere als Trainer. Es war sehr schwer für mich“, gestand Guardiola später nach der heftigsten, aber auch schönsten Bierdusche seines Lebens. David Alaba war nur beim Feiern dabei, er musste das Endspiel wegen eines Muskelfaserrisses in der Hüfte auslassen.

Tore, die die Gemüter bewegten

Das Wembley-Tor: Beim 3:2 des Engländers Geoff Hurst im Endspiel der WM 1966 ist bis heute ist ungeklärt, ob der Ball nach dem Schuss von Hurst an die Unterkante der Latte mit vollem Durchmesser hinter der Torlinie aufsprang. Der sowjetische Linienrichter Tofik Bachramow entschied Tor.

Die Revanche: 44 Jahre später bei der WM in Südafrika im Achtelfinale, wieder Deutschland gegen England (4:1). Frank Lampards Schuss war klar im Tor, Schiedsrichter Jorge Larrionda ließ weiterspielen. Es wäre Englands 2:2 gewesen.

Helmers Phantom-Tor: Im Liga-Spiel zwischen Bayern und Nürnberg 1994 drückte Thomas Helmer den Ball neben das Tor. Schiedsrichter Osmers entschied nach Befragen des Linienrichters auf Tor zum 1:0. Nürnberg protestierte mit Erfolg, das Wiederholungsspiel gewinnen die Bayern 5:0.

Kießlings Phantom-Tor: Am 18. Oktober 2013 ging ein Kopfball des Leverkuseners Stefan Kießling ans Außennetz des Hoffenheimer Tores. Durch ein Loch im Netz gelangte der Ball ins Tor. Schiedsrichter Felix Brych entschied auf Tor.

Der Traum vom erneuten Triple endete im Halbfinale der Champions League, aber immerhin ein Double ist es geworden. Im Pokal-Finale von Berlin besiegte Bayern München ohne den verletzten David Alaba (Faserriss im Bauchmuskel) Erzrivale Borussia Dortmund mit 2:0 nach Verlängerung. Dabei hatten die Vorzeichen nicht für die Bayern gesprochen, die neben Alaba auch noch auf die verletzten Schweinsteiger und Thiago verzichten mussten. Ribéry saß aufgrund seiner Rückenprobleme auf der Bank, kam aber nach 30 Minuten ins Spiel, nachdem sich mit Kapitän Lahm der nächste Führungsspieler verletzt hatte. Bayern-Trainer Pep Guardiola stellte in der Abwehr auf eine Fünferkette mit drei Innenverteidigern (Boateng, Martinez, Dante) um.

Statt Alaba verteidigte Rafinha auf der linken und der 18-jährige Däne Pierre-Emile Højbjerg – eigentlich ein zentraler Mittelfeldspieler – auf der rechten Seite. Ganz vorne stürmte Robben, Mandzukic war fit, aber nicht im Kader. Auf die Qualität des Spiels hatte der personelle Aderlass des Meisters aber keinen negativen Einfluss. Das Tempo war hoch im deutschen Traumfinale zweier Mannschaften, die einander vor einem Jahr noch im Endspiel der Champions League gegenüber gestanden waren. Beide Teams betrieben einen hohen Aufwand, attackierten früh und setzten den Gegner unter Druck.

Erste Chancen

Es waren die Bayern, die für den ersten Akzent sorgten. Müller tauchte nach fünf Minuten schon alleine vor Roman Weidenfeller auf, knallte dem Dortmunder Keeper den Ball aber mitten ins Gesicht. Kurz vor der Pause verfehlte ein Schuss von Højbjerg nur knapp sein Ziel, im Gegenzug vergab Lewandowski die erste Dortmunder Großchance. Nach Seitenwechsel scheiterte Müller nach einer Ribéry-Hereingabe aus ganz kurzer Distanz (56.).

Acht Minuten später war auf der Gegenseite Manuel Neuer in seinem vierten DFB-Pokalfinale in Serie bereits geschlagen. Dante rettete beim Kopfball von Hummels wohl hinter der Linie, der Schiedsrichter-Assistent sah den Ball aber nicht im Tor, nachdem er zuvor auch die knappe Abseitsstellung Hummels nicht wahrgenommen hatte. Weil die wenigen Chancen weiterhin vergeben wurden, ging es in die Verlängerung, in der Arjen Robben zum Helden der Bayern mutierte (107.). Nach einem verpatzten Auswurf von Weidenfeller landete der Ball bei Boateng, der perfekt hinter die Dortmunder Abwehr auf den Niederländer flankte. Den Deckel drauf setzte in der 123. Minute Thomas Müller im Konter.

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