Scharfe Geschütze gegen die FIFA

Sogar die britische Regierung fordert den Verband auf, den Bericht zu den umstrittenen WM-Vergaben zu veröffentlichen.

Der FIFA-Skandal zieht weite Kreise. Nun hat sogar die britische Regierung den Fußball-Weltverband aufgefordert, den Bericht zu Korruptionsvorwürfen bei der WM-Vergabe an Russland und Katar vollständig öffentlich zu machen. Sportminister Sajid Javid habe einen Brief an FIFA-Chef Joseph Blatter geschrieben, berichtete die BBC am Mittwoch. Sollten die Ergebnisse im Detail unter Verschluss bleiben, gefährde das die Glaubwürdigkeit der FIFA und könne dem Ruf der ganzen Sportart schaden, zitiert der Sender aus dem Brief. Auch der Chef des englischen Fußballverbands, Greg Dyke, hatte bereits eine vollständige Veröffentlichung der Ergebnisse gefordert. England hatte sich um die Ausrichtung der WM 2018 beworben.

Bislang hat die FIFA nur eine Zusammenfassung des Berichts veröffentlicht. Er dokumentiert Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Weltmeisterschaft an Russland (2018) und Katar (2022), entlastet die Länder aber im Fazit von Korruptionsvorwürfen. Diesen Bericht hatte der Deutsche Joachim Eckert in seinem 42-seitigen Bericht vorgelegt. Grundlage dieser Darstellung war ein 350-seitiger (!) Untersuchungsbericht des ehemaligen US-Staatsanwalts Michael Garcia, der Einspruch erhebt. „Der veröffentlichte Bericht enthält zahlreiche unvollständige und fehlerhafte Darstellungen der Tatsachen und Schlussfolgerungen“, sagt der FIFA-Chefermittler, dessen Aufgabe es war, zwei Jahre zu recherchieren, ob Katar oder andere Bewerber beim Rennen um die WM-Endrunde geschmiert hatten.

Der Dissens zwischen Chefermittler Michael Garcia und Richter Hans-Joachim Eckert innerhalb der FIFA-Ethikkommission habe für FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke ein fatales Signal gesendet. „Das ist traurig für unseren Ruf und unser Image. Es ist traurig für unsere Wirtschaftspartner, es ist traurig für alle Menschen, die den Fußball unterstützen, sagte Valcke am Dienstag. Mittlerweile sind auch Sponsoren abgesprungen - jedoch bestreiten sowohl die FIFA als auch die Sponsoren, dass dies im Zusammenhang mit dem immer schlechter werdenden Image des Fußball-Weltverbandes zusammenhängt.

Dass Präsident Sepp Blatter und die FIFA nicht erst seit den WM-Vergaben im Kreuzfeuer der Kritik stehen, ist allseits bekannt. Vor wenigen Tagen meldete sich auch der deutsche Liga-Verbandspräsident Reinhard Rauball zu Wort - er forderte den Rücktritt von Blatter. "Im Gegensatz zu anderen, die das nur medial machen, habe ich Herrn Blatter vor einiger Zeit sogar selbst angerufen", sagte Rauball im "kicker"-Interview. Er ist einer der vielen, die Blatter nicht mehr für tragbar halten. Und schon gar nicht einer der ersten. Und Blatter? Er kandidiert im nächsten Jahr noch einmal für vier Jahre und wird wohl gewählt werden. Mittlerweile steht der Schweizer der FIFA seit 16 Jahren vor.

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